Während sich für People Mover speziell auf dem Land besondere Chancen eröffnen, adressieren selbstfahrende Taxis eher den städtischen Raum. Insbesondere seit der gesetzliche Rahmen für vollautomatisierte Fahrzeuge in Deutschland steht, wachsen die Bestrebungen verschiedener Anbieter, auch hierzulande Robotaxis einzuführen.
Das Start-up Vay ist schon seit mehr als drei Jahren mit ferngesteuerten Elektroautos in Berlin und Hamburg unterwegs, bislang allerdings noch mit Sicherheitsfahrer. Auf Basis seines Telefahrkonzepts hat Vay im Dezember 2022 nun als erstes Unternehmen in Europa eine Ausnahmegenehmigung für Testfahrten ohne Fahrer:in auf öffentlichen Straßen bekommen. Ein positives Gutachten vom TÜV SÜD war die Voraussetzung für die Genehmigung, die autonome Testfahrten in einem vordefinierten Bereich in Hamburg-Bergedorf erlaubt.
Vay arbeitet an einem Tür-zu-Tür- Service, bei dem die Kundinnen oder Kunden per App ein elektrisches Fahrzeug bestellen. Ein Telefahrer bringt das Auto dann direkt vor die Haustür – ferngesteuert aus der Telefahrzentrale. Dort sitzen Mitarbeiter:innen an einer Telefahrstation mit nach Standards der Automobilindustrie entwickelten Auto-Lenkrad und -Pedalen. Über mehrere Bildschirme behalten sie den Überblick über die Verkehrssituation. Nach Abschluss der Fahrt übernimmt die Telefahrzentrale das Fahrzeug wieder. Eine komfortable Alternative zum Privat-Pkw zu schaffen, ist das Ziel von Vay.
Zum Jahresstart 2023 hat Mobileye eine Zulassungsempfehlung vom TÜV SÜD erhalten. Das Unternehmen will nun seine Pilotphase in Deutschland ausweiten und die mit dem Mobileye-Drive-Selbstfahrsystem ausgestatteten Fahrzeuge des Typs NIO ES8 – vorerst mit Sicherheitsfahrer:in – überall in Deutschland betreiben. Zunächst starten Mobility-as-a-Service-Projekte in München und Darmstadt. Der mit Mobileyes Hard- und Software nachgerüstete NIO ES8 verfügt über zwei unabhängige Erkennungssysteme – das eine bestehend aus 13 Kameras, das andere mit sechs Surround-Radar- und jeweils drei Langstrecken- und sechs Kurzstrecken-Surround-Lidar-Sensoren. Dadurch erreicht das selbstfahrende Fahrzeug echte Redundanz. Zukünftig sind mit der Mobileye-Technik verschiedene Mobility-as-a-Service-Dienste wie Robotaxis, On-Demand-Shuttles für den öffentlichen Nahverkehr oder die Zustellung von Gütern auf der letzten Meile denkbar.
Bezüglich Robotaxis gilt Kalifornien und insbesondere San Francisco als Vorreiter. Sowohl die Google-Schwester Waymo als auch die General-Motors-Tochter Cruise haben dort seit einiger Zeit die Erlaubnis, Robotaxi-Dienste ohne Sicherheitsfahrer gegen Entgelt zu leisten – zu unterschiedlichen Konditionen. So darf Cruise seinen Service beispielsweise nur zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr früh in bestimmten Teilen der Stadt San Francisco mit Geschwindigkeiten von bis zu 30 Meilen pro Stunde (48 km/h) anbieten, und auch die Taxis von Waymo dürfen nur in bestimmten Stadtvierteln fahrerlos unterwegs sein.
Nun will die Stadt San Francisco die weiteren Expansionspläne der beiden Unternehmen einschränken. Konkret will die Verkehrsbehörde der Stadt vorerst verhindern, dass die Robotaxis im Zentrum sowie zu den Hauptverkehrszeiten morgens und abends unterwegs sind. Die Verantwortlichen befürchten, dass eine solche Ausdehnung des Angebots negative Auswirkungen auf die Menschen hätte, die in der Stadt unterwegs sind.
Immerhin geht es bei den Bedenken nicht um Verkehrstote oder um spektakuläre Unfälle; weder das eine noch das andere wurde bisher berichtet. Bei den bisherigen Zwischenfällen handelt es sich ausschließlich um Situationen, bei denen die Fahrzeuge ohne erkennbaren Grund mitten auf der Straße anhielten oder im Leerlauf rollten. Kurios war zum Beispiel, als im vergangenen Jahr ein fahrerloses Cruise-Auto den Versuch unternahm, bei einer Kontrolle vor einem Polizisten zu fliehen, nur um dann 50 Meter weiter doch wieder stehenzubleiben. Ein anderes Mal blockierten fünf fahruntüchtige Cruise-Fahrzeuge eine Straße, sodass ein voll besetzter Stadtbus nicht mehr durchkam. Und bei einer anderen Gelegenheit schlugen Feuerwehrleute das Fenster eines Roboautos ein, um zu verhindern, dass es über ihre Feuerwehrschläuche fuhr.
Die Stadtverwaltung von San Francisco befürwortet wegen solcher Vorkommnisse nur eine schrittweise Erweiterung autonomer Angebote. Die Zeit für unbegrenzte Genehmigungen sieht sie noch nicht gekommen.
Eine berechtigte Auffassung, denn die Komplexität des innerstädtischen Verkehrs ist enorm. Autonome Systeme müssen nicht nur mit einer Vielzahl von Verkehrsregeln klarkommen, sondern auch mit unzähligen Verkehrsteilnehmer:innen, die sich mal mehr und mal weniger an die bestehenden Regeln halten. Bis die Technik wirklich alle Sicherheitsanforderungen erfüllt, wird es wohl noch dauern.