Es kommt langsamer als gedacht, aber es kommt: das autonome Fahren. Vor allem Anbieter von Robotaxis und People Movern drängen nun vermehrt auf den Markt. Das sind die neuesten Entwicklungen.
Seit 1. Januar ist es in Deutschland grundsätzlich erlaubt, autonom nach Level 3 mit bis zu 130 km/h auf Autobahnen zu fahren. Doch bislang gibt es kein einziges Fahrzeug, dass dafür zugelassen ist. Einzig die S-Klasse und der EQS von Mercedes verfügen über eine Zertifizierung für den Level-3- Betrieb bis 60 km/h.
Überhaupt scheint die Euphorie der großen Automobilhersteller in Bezug auf das vollautonome Fahren abgeebbt zu sein. So stellten zum Beispiel Volkswagen und Ford erst im Herbst ihre finanzielle Unterstützung für den Softwareentwickler Argo AI ein, der für beide OEMs Systeme für autonom fahrende Taxis entwickeln sollte. Spürbare Fortschritte gibt es derzeit vor allem im Bereich der Personenbeförderung zu verzeichnen. Kein Wunder, denn für den ÖPNV sind Robo-Fahrzeuge besonders attraktiv – sind sie doch ein Mittel, um dem Mangel an Fahrer:innen entgegenzuwirken sowie den hohen Personalkosten zu begegnen.
Eine längst bekannte Idee mit großem Zukunftspotenzial sind People Mover – elektrische Kleinbusse für den ÖPNV, die sich bei Bedarf per App ordern lassen und die – sofern künftig autonom eingesetzt – besonders günstig im Betrieb wären. Solche Shuttlebusse könnten einerseits den ländlichen Raum besser anbinden und andererseits einen Verkehrskollaps in den Städten vermeiden. Ein Problem: Vielen Kommunen fehlt das Geld für die in der Anschaffung teuren People Mover.
Das Start-up e.Volution sieht deshalb seine einzige Chance, einen Volumendurchbruch zu erreichen, in der Gewinnung von großen Unternehmen als Kunden. Die Firma bietet deshalb ein Shuttle-Abo für Konzerne, die ihren Mitarbeiter:innen einen Pendelservice zur Verfügung stellen möchten. Vorerst allerdings aus Kostengründen ohne autonome Fahrtechnik. Geplant ist, dass fürs erste ein Nutzer oder eine Nutzerin aus der Pendelgemeinschaft den Minibus steuert.
Impressionen, wie man in Zukunft von Tür zu Tür mobil sein kann – per People Mover.
Die Deutsche Bahn will (erst) ab 2030 im großen Stil auf eigene On-Demand-Busse setzen und dann jährlich rund 200 Millionen Reisende »auf Bestellung« transportieren, besonders abseits der Städte. Hierzu testet sie in Kooperation mit der Intel-Tochter Mobileye auch autonome Fahrzeuge im Rhein-Main-Gebiet. Ende des Jahres soll der Fahrgast-Testbetrieb in Darmstadt und im Kreis Offenbach starten. Fahrer:innen werden dann noch an Bord sein, aber sollen nur in Notfällen eingreifen. Wird die Testphase ein Erfolg, sollen die Busse nach heutigen Vorstellungen der Deutschen Bahn schließlich ganz ohne Sicherheitspersonal an Bord auskommen.
Zeitlich ambitionierter sind die Ziele des Verkehrsbetriebs Hamburger Hochbahn: Das Unternehmen will in Zusammenarbeit mit der Benteler-Tochter Holon bereits 2024 autonome Kleinbusse auf die Straßen Hamburgs bringen. Der Holon Mover, wie das in diesem Jahr auf der CES in Las Vegas vorgestellte Fahrzeug heißt, ist fünf Meter lang, kann bis zu 15 Passagiere transportieren und fährt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Per App soll der autonome E-Bus in Zukunft buchbar sein und auf diese Weise mit dem von festen Linien und Fahrplänen unabhängigen Betriebskonzept eine Ergänzung zu Bus, Bahn und Fähre darstellen.
Neben Holon hat auch der Automobilzulieferer ZF ein neues autonomes Level-4-Shuttle auf der CES gezeigt. Die aktuelle Version ist für eine Maximalgeschwindigkeit von 40 km/h ausgelegt, in der weiteren Entwicklung sollen es 80 km/h sein. Bis zu 22 Personen haben Platz im Fahrzeug, wobei höchstens 15 Sitzplätze realisierbar sind. ZF hat mit dem US-amerikanischen Mobilitätsanbieter Beep bereits einen Kunden für die neue Shuttle-Generation gefunden. Beep plant, mehrere Tausend der autonomen Busse in verschiedenen Gebieten der USA einzusetzen.