Robotik: Technische und Markt-Trends

»Roboter reagieren immer besser auf ihre Umgebung«

22. Januar 2024, 14:00 Uhr | Andreas Knoll
Dr. Nadja Schmiedl, United Robotics Group: »Roboter werden verstärkt zum Teil modularer Systeme, die leicht skalierbar sind und in ihrer Funktionalität je nach Bedarf erweitert oder reduziert werden können.«
© United Robotics Group

Integration künstlicher Intelligenz verbunden mit optimierter Sensorik und Bildverarbeitung – dies ist es, was die Robotik derzeit technisch prägt und damit auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat. Dr. Nadja Schmiedl, Chief Technical Officer der United Robotics Group, erläutert die Hintergründe.

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Markt&Technik: Welche Trends werden sich 2024 in der kollaborativen Robotik zeigen?

Dr. Nadja Schmiedl: Eine Vielzahl technischer und auch marktgetriebener Trends wird die kollaborative Robotik auch im Jahr 2024 vorantreiben – auf technischer Seite vor allem durch die Entwicklung bei der künstlichen Intelligenz. Zusammen mit optimierten Sensor-Fähigkeiten wird KI Roboter in die Lage versetzen, menschliches Verhalten und ihre Umwelt immer besser zu verstehen und entsprechend zu reagieren. Weil Roboter intelligenter und vernetzter werden, sind strengere Cybersecurity-Protokolle zum Schutz vor unbefugtem Zugriff und Datenschutzverletzungen erforderlich. Die United Robotics Group (URG) setzt schon heute auf hohe Sicherheitsstandards und befolgt die EU-Regularien zum Schutz personenbezogener Daten.

Darüber hinaus werden Roboter verstärkt zum Teil modularer Systeme, die leicht skalierbar sind und in ihrer Funktionalität je nach Bedarf erweitert oder reduziert werden können. Dies ermöglicht einen flexibleren und einfacheren Roboter-Einsatz in einer Vielzahl von Umgebungen. Zu guter Letzt werden Roboter dank Fortschritten in der maschinellen Bildverarbeitung und bei taktilen Sensoren immer besser in der Lage sein, Aufgaben wie Sortieren, Kommissionieren und Verpacken zu übernehmen. In der Logistik wird das neue und vielversprechende Perspektiven erschließen.

Abgeleitet aus den technischen Trends ergeben sich zudem relevante Markttrends – sowohl für die Robotik-Industrie als auch die gesamte deutsche Wirtschaft.


Welche Markttrends sehen Sie für 2024?

Die wohl einschneidendste Entwicklung betrifft den Arbeitsmarkt. Mit dem zunehmenden Einsatz von KI und Robotik verändert sich die Arbeitswelt, es entstehen ganz neue Berufsbilder. Die Nachfrage nach Talenten, die auf KI und Robotik spezialisiert sind, explodiert geradezu. Je mehr Fachpersonal in Technologiebereichen wie der Robotik künftig in Deutschland und Europa ausgebildet werden, desto besser für die technologische Souveränität Europas.

Tatsächlich aber nimmt die Verfügbarkeit entsprechend qualifizierter Arbeitnehmer ab. Daher muss dieser Ausbildungsbereich gezielt gestärkt werden. Möglichkeiten dazu sind etwa die Entwicklung von Querschnittskompetenzen in Hochschulen, aber auch staatliche Anreize für Investition in Ausbildungsangebote von Unternehmen – oder Kooperationen europäischer Universitäten und Unternehmen der Robotik-Branche. Solche industrieübergreifenden Partnerschaften sind auch mit Blick auf spezifische Entwicklungen im Robotik-Markt relevant. So wird es zu einer verstärkten Zusammenarbeit von Robotik-Start-ups und Anbietern bestehender Systeme kommen, um die zunehmenden Herausforderungen bei der Integration verschiedener Technologien zu bewältigen.

Insgesamt werden vor allem der Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie, aber auch die Logistikbranche am stärksten in Automatisierung und Robotik investieren. Roboter übernehmen Aufgaben, für die oft das Personal fehlt – und sie setzen Kapazitäten für wertschöpfendere Aufgaben frei, die nur Menschen wirklich gut erledigen können.

Ein weiterer, damit zusammenhängender Trend liegt in der Zunahme spezifischer Robot-as-a-Service-Angebote (RaaS).


Wie lassen sich as-a-Service-Angebote in der Robotik konkret umsetzen?

Unternehmen können Abonnement- oder nutzungsbasierte Preismodelle in Anspruch nehmen, um so die Schwelle für die Einführung von Robotik-Lösungen zu senken. Solche Angebote bestehen bereits: Das URG-Tochterunternehmen RobShare bietet RaaS für alle URG-Produkte an. Es ermöglicht die Nutzung von Robotik-Lösungen in einem Pay-per-Use-Modell und bietet den Kunden eine Vielzahl von Vorteilen. Das Angebot umfasst eine End-to-End-Lösung einschließlich aller erforderlichen Elemente wie des Software-Know-hows, der entsprechenden Hardware sowie der Einrichtung und Wartung von Robotern für einen bestimmten Zeitraum zu einem festgelegten Preis. Damit reduziert RaaS potenzielle Entwicklungskosten wie auch die benötigte Zeit für die Inbetriebnahme der Lösungen – und ermöglicht maximale Flexibilität während der Dauer des Projekts, egal, ob es sich dabei um Stunden oder Jahre handelt.


Welche Rolle spielt KI in der kollaborativen Robotik, und was kann sie dort leisten?

KI ist eine wichtige Schlüsseltechnologie in der Robotik. Erste Prognosen verdeutlichen das Wachstumspotenzial der Service-Robotik und des KI-Einsatzes: Laut Markets and Markets wächst der Markt für Service-Robotik bis 2028 um mehr als 15 Prozent. Gleichzeitig sagt das Europäische Parlament (EP Think Tank) einen Anstieg von 11 bis 37 Prozent der Arbeitsproduktivität durch KI voraus. Robotik und KI-Systeme haben somit Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die Wirtschaft und die Gesellschaft.

KI unterstützt eine Vereinfachung der Programmierung, Bedienung und Nutzung von Robotern sowie die Steigerung ihrer Autonomie und Flexibilität in unterschiedlichen Umgebungen. CobiotX, die von der URG entwickelte dritte und neueste Generation von Robotern, steht für einen neuen Standard.

Im Krankenhaus übernimmt der Cobiot Plato Routineaufgaben wie die Anlieferung von Mahlzeiten, Medikamenten, Sanitär- und Verbrauchshygiene sowie die Entsorgung von Abfällen.
Im Krankenhaus übernimmt der Cobiot Plato Routineaufgaben wie die Anlieferung von Mahlzeiten, Medikamenten, Sanitär- und Verbrauchshygiene sowie die Entsorgung von Abfällen.
© United Robotics Group

Inwiefern?

Die Service-Roboter sind mobil im Einsatz, einfach zu bedienen und ausgesprochen flexibel. Wenn sie sich in unterschiedlichen Räumen frei bewegen, müssen sie sowohl Sicherheitsstandards als auch den Datenschutz beachten. Sie erkennen Menschen, passen sich ihrer Umgebung an und entwickeln ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiter. CobiotX-Lösungen setzen hierfür auf technisch anspruchsvolle und komplexe Vorgänge. Diese und weitere Anforderungen lassen sich nur mit KI, integriertem Machine Learning und Algorithmen bewältigen.

So verfügt etwa der Cobiot Plato der URG über eine autonome, mobile Plattform und ein intelligentes Navigationssystem speziell für Innenräume. Mittels KI kann er sich autonom bewegen und orientieren, beweglichen Hindernissen und Personen ausweichen sowie dem Personal folgen – stets unter Einhaltung der Sicherheitsstandards.

Seit Einführung des humanoiden Roboters Pepper im Jahr 2014 haben sich die Sprachfähigkeiten erheblich weiterentwickelt und an Komplexität zugenommen. Am Beispiel von Pepper zeigt sich, dass die Lösung aufwandsarm auf ein neues Niveau anzuheben ist: Die KI lässt sich aktualisieren, ohne die Hardware zu verändern. Eine Schnittstelle von Pepper zu ChatGPT ermöglicht heute eine neue Qualität in der Kommunikation bis hin zu Dialogen und Diskussionen über verschiedenste Themen.

Es gibt dabei allerdings eine feste Grenze: Es sind immer die Menschen, die Roboter programmieren und kontrollieren – und niemals die KI. Der Mensch soll in keinem Fall ersetzbar werden. Nicht zuletzt deshalb braucht es Regulierungen und Datenschutzrichtlinien, die einen verantwortungsvollen Umgang mit KI sicherstellen.

Die Fragen stellte Andreas Knoll.


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