Von der Vision in die Anwendung

»Industrie 4.0 ist ein Eckpfeiler von ABB in der Automatisierung«

26. März 2015, 10:38 Uhr | Heinz Arnold
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Konkrete Umsetzung

Was hat ABB schon an konkreten Produkten entwickelt, die in Richtung Industrie 4.0 gehen?

Ein sehr wichtiges Thema für uns sind Remote Services, also Fernwartung. Wir haben viele Kunden – darunter auch viele große europäische Automobilhersteller –, deren Roboter wir aus der Ferne überwachen. Dazu betreiben wir ein Zentrum in Indien, das die Daten von rund 5.000 Robotern auswertet. Die Roboter könnte man damit schon als Cyber-Physical-System betrachten und auch das Schlagwort „Big Data“ ist hier angebracht. Aus den Daten zu den Schwingungsverläufen etwa, die die Sensoren an den Robotern aufnehmen, lässt sich analysieren, wann es wo an welchem Roboter demnächst zu einem Lagerschaden kommen könnte. Analog überwacht ABB auch Zementmühlen und die Antriebe von Schiffen. So verfügen große Kreuzfahrtschiffe über Elektromotoren, die dazu dienen, das Schiff in Häfen auf engstem Raum ohne Schlepper zu manövrieren. Auch diese Motoren können aus der Ferne überwacht werden, so dass eventuell erforderliche Wartungsarbeiten geplant in bestimmten Häfen durchgeführt werden können und der Motor nicht unterwegs ausfällt.

ABB ist also im Zeichen von Industrie 4.0 und IoT auf dem Weg zu einem Software- und Dienstleistungsunternehmen?

Die Nutzung der Vorteile des Internet of Things, Services and People bestimmt die Strategie von ABB in der Automatisierung und Industrie 4.0 ist ein Eckpfeiler darin. Hier verfügen wir bereits über ein sehr breites Produktspektrum, sowohl in Hardware als auch in Software, so dass wir unseren Kunden je nach Anwendungsfall viele Möglichkeiten der Optimierung anbieten können. Über 50 Prozent der Produkte von ABB haben mit Software zu tun, von embedded Controllern bis zu Systemen für die Datenanalyse. Ericsson beispielsweise optimiert das Energie-Management seiner Datencenter mit der Software von ABB.

Gibt es weiter Beispiele für die Kombination Hardware/Software?

Es gibt ein schönes Beispiel mit Augmented Reality: Kommt ein Service-Techniker in eine Umgebung, die er nicht kennt, dann findet er auf seinem Tablet die Umgebung abgebildet, etwa eine Reihe von Schaltschränken. Zudem erscheint auf dem Bild, in welchem Schaltschrank er an welchem Controller arbeiten muss, so dass er gleich nach Ankunft loslegen kann. Dazu ist einmal die Analyse unterschiedlicher Datensätze erforderlich und zum Zweiten muss man die Anlage sehr genau kennen. Beides kann ABB zusammenführen. Das Beispiel zeigt auch einen weiteren wichtigen Punkt auf: Es genügt nicht, viele Daten zu sammeln, man muss sie analysieren und die richtigen Erkenntnisse daraus ziehen. Und darauf muss man dann richtig reagieren – erst wenn das alles gemacht wird, ist die Sache wirklich sinnvoll.

Daraus werden dann ganz neue Geschäftsmodelle entstehen?

Es werden sich daraus sicherlich neue, sehr service-orientierte Geschäftsmodelle entwickeln. Es werden sich aber auch die Anforderungen an die Mitarbeiter stark ändern.

Also werden neue Berufsbilder entstehen?

Die Anforderungen wandeln sich, es werden neue Berufe und neue Studiengänge mit starkem Fokus auf Querschnittsfunktionen entstehen. Das ist für die Zukunft ein sehr wichtiges Thema und deshalb ist es gut, dass sich jetzt auch das Bundesbildungsministerium mit dem Thema Industrie 4.0 beschäftigt.

Es gibt Schätzungen, dass 50 Prozent des Umsatzes im Bereich IoT von Start-up-Firmen mit neuen Geschäftsmodellen gemacht wird. Sehen Sie das als Chance an, mit solchen Firmen zu beiderseitigen Nutzen zu kooperieren?

Man darf nicht unterschätzen, dass das Neue auch mit den Bestandsprodukten bei den Kunden kompatibel sein muss. Wir verfügen über dieses tiefe Wissen und Verständnis über existierende Anlagen. Wenn ein Start-up mit einer interessanten Idee an den Markt geht, die zu dem, was wir machen, komplementär ist, dann könnten Kooperationen sicherlich in Frage kommen. Gerade hierfür ist wieder die Plattform Industrie 4.0 sehr wichtig, weil hier große etablierte Unternehmen und Start-ups ins Gespräch kommen können. ABB investiert seit einiger Zeit schon mit „ABB Technology Ventures“ in interessante Firmen. In diesem Kontext werden auch IoT-nahe Firmen unterstützt.


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