Dabei verfügt der intelligente künstliche Assistent bei seiner Premiere im All noch nicht über alle denkbaren und von seinen Entwicklern angedachten Fähigkeiten: "Mittelfristig wollen wir uns auch Gruppen-Effekten widmen, die sich bei kleinen Teams über lange Zeit hinweg entwickeln und bei Langzeitmissionen zu Mond und Mars auftreten können. Denn die soziale Interaktion zwischen Mensch und Maschine, zwischen Astronaut und mit emotionaler Intelligenz ausgestattetem Flugbegleiter, könnte eine wichtige Rolle für den Erfolg dieser Missionen spielen", verdeutlicht Till Eisenberg, CIMON-Projektleiter bei Airbus. Zudem interessieren die Ingenieure auch die Verarbeitung großer Datenmengen (Big Data) und ihre systematische Verarbeitung (Data Mining).
"Wir wollen mit dem Projekt Cimon die aktuellen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz in einem komplexen Umfeld wie der Internationalen Raumstation untersuchen, um die Menschen in solchen Umgebungen bestmöglich zu unterstützen”, erläutert Matthias Biniok, Projektleiter bei IBM, das Interesse an dem Projekt. So nutze Cimon die Watson KI für Text-, Sprach- und Bildverarbeitung, für das Auffinden spezifischer Informationen und Erkenntnisse, wie etwa Informationen zum Ablauf von Experimenten sowie die Interpretation von Stimmungen und Gefühlen. Biniok: "Diese Fähigkeiten können im Kontext ihres jeweiligen Einsatzes individuell trainiert und vertieft werden. Die Künstliche Intelligenz nutzt dabei insbesondere auch künstliche neuronale Netze."
Medizinwissenschaftlicher Hintergrund
Cimn hat auch einen medizinwissenschaftlichen Hintergrund: Berater sind Dr. Judith-Irina Buchheim und Prof. Dr. Alexander Choukèr von der Klinik für Anästhesiologie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte beschäftigen sich Buchheim und Choukèr mit den Auswirkungen von Stress auf das Immunsystem des Menschen. "Dabei untersuchen wir nicht nur Patienten auf Intensivstationen, sondern auch Menschen, die durch ihr Umfeld einer außergewöhnlichen Stress- und Arbeitsbelastung ausgesetzt sind wie beispielsweise Polarforscher in der Antarktis oder Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS", berichtet Judith Buchheim und ergänzt: "Unsere Studien zeigen, dass ein Aufenthalt in Schwerelosigkeit die Funktion des Immunsystems der Astronauten signifikant beeinträchtigen kann. Stress ist dabei ein wesentlicher Einflussfaktor." So würden anstrengende Aufgaben, die man mit einem Kollegen erledigt, bei guter Zusammenarbeit meist als weniger anstrengend empfunden. "CIMON könnte als Partner und Begleiter Astronauten bei ihrem hohen Pensum an Experimenten, Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten unterstützen und dadurch deren Stressexposition reduzieren. Denkbare Anwendungsmöglichkeiten auf der Erde sind laut Buchheim die Unterstützung von Ingenieuren, Forschern und Ärzten, das KI-basierte Erfragen von Symptomen oder das Begleiten von älteren, alleinlebenden Personen im Alltag.