Damit sieht sich IBM als Nummer 1 unter den Hybrid Cloud Providern und visiert einen aufstrebenden potenziellen Markt von 1.000 Mrd. Dollar an.
IBM übernimmt die Aktien von Red Hat zu einem Preis von 190 Dollar, was die Übernahme auf einen Wert von rund 34 Mrd. Dollar bringt.
IBM will die Open-Source-Errungenschaften von Red Hat nach der Übernahme weiterführen. Das bisherige Unternehmen soll künftig als eigene Einheit innerhalb des Hybrid Cloud Team von IBM arbeiten. Das soll die Unabhängigkeit und die Neutralität der Open-Source-Strategie von Red Hat garantieren. Die Leitung der Einheit übernimmt das bisherige Top-Management von Red Hat unter Führung von Jim Whitehurst, President und CEO von Red Hat.
Er sitzt zudem im Senior Management Team von IBM und berichtet an Ginni Rometty, Chairman, President und CEO von IBM, die die Übernahme als eine Zäsur ansieht, nicht nur für IBM und Red Hat: »Der Kauf ändert im Cloud-Markt alles. IBM steigt zur Nummer 1 unter den Anbietern von Hybrid Cloud Services auf und bietet den Anwendern das einzige Open Cloud-System, das ihnen den vollen Wert ihres Cloud-Geschäfts erschließt.« Denn heute hätten die meisten Firmen nur rund 20 Prozent des Weges zur Cloud geschafft und würden gerade einmal Rechenleistung mieten, um ihre Kosten zu senken. Auf den 80 Prozent, die noch zurück gelegt werden müssten, ginge es darum, die wirklich relevanten Geschäfte zu erschließen und so zu wachsen, mehr Daten zu sammeln und jeden Teil des Geschäfts zu optimieren, von den Lieferketten bis zum Verkauf.
»Wir können unsere einzigartige Kultur fortführen und bleiben der Open-Source-Idee ohne wenn und aber verpflichtet, können aber mit IBM ein höheres Skalierungsniveau erreichen und auf größere Ressourcen zugreifen, um den Einfluss von open Source als der Basis für die digitale Transformation noch beschleunigen. Der Kundenkreis für Red Hat wird sich noch weiter öffnen«, ist Jim Whitehurst überzeugt.
Beide Firmen wollen den Unternehmen dabei helfen, alle ihre Geschäfte sicher in der Cloud ablaufen zu lassen. Viele würden schon heute mehrere Clouds verwenden, aber 80 Prozent der Abläufe seien noch nicht in der Cloud angekommen – vor allem wegen der vielen proprietären Systeme. Sie verhinderten, dass Daten und Applikationen über die Grenzen verschiedener Clouds hinweg ausgetauscht werdenkönnten. Weitere Hürden seinen deshalb die Sicherheitsaspekte in einer Multi-Cloud-Umgebung und das Cloud-Management selber.
Bereits seit 20 Jahren besteht die Zusammenarbeit zwischen IBM und Red Hat. IBM hat schon sehr früh Linux unterstützt und zuletzt Kubernetes und Hybrid-Cloud-Systeme für die Anwender entwickelt und sie zu Kerntechniken ihres Hybrid-Cloud-Geschäfts gemacht, das auf einen Umsatz von 19 Mrd. Dollar kommt. Erst im Mai hatten IBM und Red Hat ihre gemeinsame Hybrid-Cloud-Collaboration-Initiative angekündigt.
IBM und Red Hat werden die Open-Source-Initiativen wie Patent Promise, GPL Cooperation Commitment, Open Invention Network und LOT Network weiter vorantreiben. Dasselbe gilt für die Partnerschaften von Red Hat mit führenden Cloud-Providern wie Amazon Web Services, Microsoft Azure, Google Cloud und Alibaba. »Wir werden als überzeugter Multi-Cloud-Anbieter die Nutzung der Technologie von Red Hat über verschiedene Clouds priorisieren, und die Open-Source-Technik unterstützen, wo immer sie läuft«, sagt Arvind Krishna, Senior Vice President, IBM Hybrid Cloud.
Deshalb wird Red Hat auch den Firmensitz behalten, IBM führt alle Werke und Marken fort.
Der Übernahme haben die Borads of Directors von Red Hat und IBM ihr Einverständnis gegeben. Die Shareholder müssen ihr noch zustimmen. Auch die Zustimmung der Regulatoren muss noch erfolgen. Beide Unternehmen rechnen damit, dass die Transaktion in der späten zweiten Jahreshälfte 2019 abgeschlossen sein wird.