Gibt es technische Hürden, die dem Einsatz der Blockchain grundsätzlich entgegenstehen?
Ich sehe auf dieser Ebene vor allem zwei Hürden: Den Datenschutz und die Skalierbarkeit.
Warum gibt es Probleme mit dem Datenschutz?
Weil die Abläufe ja für jeden einsehbar in den Blöcken abgelegt sind. Die Transaktionen sind also nachvollziehbar. Die Nutzer können sich zwar hinter Pseudonymen verstecken, das ist aber nicht gerade eine starke Form der Privacy. Es gibt aber Möglichkeiten, das Problem zu lösen, etwa über Public-Key-Verfahren. Es wäre auch vorstellbar, ein Verfahren zu finden, das es ermöglicht, über die Zulässigkeit abzustimmen, ohne die Inhalte der Transaktionen einsehen zu können.
Wie sieht es aus, wenn Daten in die Blockchain kommen, die von außen stammen und von denen man nicht von vorne herein annehmen kann, dass sie vertrauenswürdig sind?
Wenn die Partner und die Daten alle selber Teil der Blockchain sind, besteht kein Problem. Das ist bei Kryptowährungen und auch bei Games der Fall. Im Energiesektor beispielsweise kommen die Daten aber auch von außen, etwa die Messdaten zum Energieverbrauch oder der Energieerzeugung. Allerdings sind wir hier in Deutschland in der schönen Situation, dass es die Smart Meter gibt, die mit hoher Sicherheit garantieren, dass die Daten vertrauenswürdig sind.
Im IoT- und industrie-4.0-Umfeld gibt es aber viele Endgeräte, die wenig abgesichert sind und für die das wohl auch zu teuer wäre?
Innerhalb von privaten Blockchains etwa Firmenverbänden dürfte es relativ einfach möglich sein, die Voraussetzung für vertrauenswürdige Daten zu schaffen. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, dass alle Akteure bei jeder Transaktion Geld hinterlegen müssen. Wenn die Daten falsch sind, verlieren sie das Geld. Ein intelligentes Design kann also dafür sorgen, dass es für alle Akteure sehr sinnvoll ist, korrekte Daten zu liefern.
Sie hatten das Problem der Skalierbarkeit angesprochen. Was genau ist in diesem Zusammenhang damit gemeint?
Es darf eben nicht viele Minuten dauern, bis eine Transaktion abgeschlossen ist, auch wenn viele Teilnehmer zu einer Blockchain gehören. Aber die technische Entwicklung schreitet hier stürmisch voran. Ich bin mir sicher, dass die technischen Probleme alle lösbar sind.
Dann bleiben noch die rechtlichen Probleme. Was im Energiesektor in Deutschland gerade ausprobiert wird, funktioniert ja nur, weil es Ausnahmeregelungen gibt?
Ja, denn wer über die Blockchain mit seinem Nachbarn Strom handelt und Zahlungen durchführt, gilt als Elektrizitätsversorger und müsste alle damit verbundenen Auflagen erfüllen. Das würde den Ansatz natürlich schon im Keim ersticken, denn der Aufwand wäre für den Käufer viel zu hoch.
Wann ist es überhaupt sinnvoll, eine Blockchain-basierte Technik einzusetzen?
Die Blockchain bringt viele Vorteile, aber hat auch ihren Preis. Wenn es nicht um dezentral organisierte Strukturen geht und wenn kein Konsens zwischen den Akteuren hergestellt werden muss, dann wäre die Blockchain überflüssig. Auch wenn der Energiebedarf und wenn der Speicherbedarf gering sein sollen und die Transaktionszeit sehr kurz, kommt die Blockchain eher nicht in Frage. Aber in sehr vielen Fällen lohnt es sich, eine Blockchain-Technik aufzubauen.
Auch innerhalb von einer Firma?
Ja, solange es mehrere Akteure gibt und sich eine Intermediäre Instanz einsparen lässt. Wenn also mehrere Partner auf derselben Ebene beteiligt sind, spielt die Blockchain ihre Vorteile aus. Beispielsweise lässt sich ein Auditierungssystem so organisieren. Und es muss um etwas von Wert gehen, Kryptowährungen sind da natürlich ein schönes Beispiel. Aber es kann sich auch um Verträge, Aktien, Grundbucheinträge oder Energieeinheiten handeln.
Im Moment wird die Blockchain hierzulande heiß diskutiert. Geschieht auf technischer Ebene auch etwas oder ist Deutschland eher noch ein Blockchain-Entwicklungsland?
Deutschland ist derzeit ganz vorne mit dabei, wir brauchen uns hier nicht vor dem Silicon Valley zu verstecken.