Die Blockchain für den Energiesektor

»Die Sicherheit ist mit intelligentem Design kein Problem«

6. April 2018, 10:40 Uhr | Heinz Arnold
Alexander Kaiser, Blockinfinity: »Solange es mehrere Akteure gibt, sich eine intermediäre Instanz einsparen lässt, du es um Dinge von Wert geht, kann die Blockchain ihre Vorteile ausspielen. Das können im Falle der Energietechnik selbstverständlich Energieeinheiten sein.«
© Blockinfinity

»Die Blockchain-Technik eignet sich hervorragend für den Einsatz im Energiesektor«, sagt Alexander Kaiser, Mitgründer von Blockinfinity. Hier erklärt er, warum er auf Ethereum setzt und wo die Chancen liegen.

Diesen Artikel anhören

Markt&Technik: Ein Nachteil der Blockchain-Technik besteht darin, dass die Transaktionszeiten verhältnismäßig lang sind. Müssten die Geschwindigkeiten deutlich erhöht werden, damit der Handel der Prosumer untereinander effektiv stattfinden kann?

Alexander Kaiser: Die Transaktionen müssen in eine bestimmte Reihenfolge gebracht, in den Block zusammengefasst und verifiziert werden. Bei Bitcoin dauert ein Transaktionsschritt auf Basis des Proof-of-Work-Konsensusverfahrens rund sieben bis zehn Minuten. Wir setzen auf eine Blockchain auf Basis von Ethereum. Ein Transaktionsschritt dauert hier 12 s. Allerdings ist ein solcher Block kleiner als ein Bitcoin-Block.

Warum haben sie sich für Ethereum entschieden und ist das die einzige Technik, auf die Sie setzen?

Die Struktur eignet sich besonders für den Einsatz im Energiebereich. Auf Ethereum haben sich viele Experten gestürzt und entwickeln auf dieser Basis weiter, es hat sich ein sehr aktives Umfeld gebildet. Wenn die klügsten Köpfe an der Technik arbeiten, ist noch einiges zu erwarten. Interessant sind aber auch die Techniken von Hyperledger und Tendermint, die ebenfalls für den Aufbau von Enterprise-Systemen gut geeignet sind.

Eine Vision der Blockchain-Enthusiasten besteht darin, dass die Technik Intermediäre überflüssig macht, etwa Banken im Finanzsektor. Ist das im Energiesektor eine Bedrohung für die Versorger?

Es gibt grundsätzlich zwei Herangehensweisen: Die Public Chain ohne einen Intermediär wie es Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, vormachen und die private Chain. Sie bietet den Unternehmen die Möglichkeit, die Blockchain-Technik gezielt einzusetzen, um etwa Transaktionskosten zu sparen. Zu den jeweiligen auf der Blockchain basierenden Plattformen haben dann nur ausgesuchte Teilnehmer Zugang. Das wird der Branche ermöglichen, ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ich bin überzeugt, dass die Branche insgesamt gewinnen wird, auch wenn einige bisherige Intermediäre sich in neue Rollen einfinden müssen. Eine private Chain aufzubauen kann also auch sehr sinnvoll sein. Auf Basis der Blockchain von Ethereum ist beides möglich.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Transaktionszeiten sowie auch den zweiten Nachteil, den hohen Energieverbrauch, zu reduzieren?

Zu prüfen, ob die Transaktionen zulässig sind und die Blöcke zu validieren, kann auf verschiedene Weise erfolgen. Das Verfahren bei Bitcoin nennt sich »Proof of Work«. Hier stimmen die Teilnehmer über ihre Rechenleistung darüber ab, ob die Transaktion zulässig ist: Einfach gesagt, müssen sie eine komplexe Rechenaufgabe lösen. Das führt zu einem hohen Energieverbrauch, angeblich sollen dafür derzeit 15 TWh pro Jahr erforderlich sein. Ein zweiter Nachteil ist, dass es kein Nash-Gleichgewicht gibt.

Ein weiteres Verfahren  nennt sich »Proof of Stake«. Hier kommt es darauf an, wieviel »Vermögen« ein Teilnehmer auf dem Konto hat. Je höher es ist, je öfter er also schon erfolgreich tätig war, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass er zur nächsten Validierung ausgesucht wird. Dieses Verfahren erfordert viel weniger Energie. Es lassen sich beide Verfahren auch zu hybriden Systemen kombinieren. Auf einem ganz anderen Verfahren basiert die Blockchain von Iota, hier entfallen die Mining-Aufgaben ganz.

Auf welche Technik setzt Ethereum?

Derzeit verwendet die Blockchain von Ethereum das Proof of Work-Verfahren. Es sind jedoch Entwicklungen im Gange, auch Proof of Stake einzuführen. Dann ließen sich beide Verfahren auch kombinieren.

Gibt es bereits Projekte, die zeigen, dass sich die Blockchain im Energieumfeld einsetzen lässt?

In einem ersten Projekt haben Siemens und LO3 in New York demonstriert, wie sich Energie in einem Microgrid handeln lässt. Im »Share-and-Charge«-Projekt hat Innogy die Blockchain verwendet, um Elektroautos an den Ladestellen aufzuladen und die Abrechnung durchzuführen. Powerledger hat ein Projekt in Australien durchgeführt, hier ging es darum die Erzeugung in Microgrids und Versorger miteinander zu verbinden.


  1. »Die Sicherheit ist mit intelligentem Design kein Problem«
  2. Wie sich die Blockchain anpassen lässt

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu elektroniknet

Weitere Artikel zu Blockchain