Das zeigt auch: Energy Harvesting ist und bleibt eine der Kernkompetenzen von EnOcean. Gerade ist das Unternehmen dabei, eine neue Roadmap für Energy Harvester zu erstellen, in deren Zentrum weiter die kinetischen Systeme stehen werden. Es sollen aber auch neue Techniken vorangetrieben werden, um kostengünstige Energy Harvester zu realisieren. Doch sind die Batterien in vielen Anwendungen nicht doch unschlagbar kostengünstig, die Energy Harvester also auf lange Zeit eher zu einem Nischendasein verdammt? Das sieht Siskens etwas anders: Es komme immer auch auf das zugrundeliegende Geschäftsmodell an. In den USA etwa verkaufen Telekommunikationsunternehmen ihren Kunden Einstiegspakete für das Smart Home. Das kostet die Kunden einen relativ geringen zusätzlichen Betrag pro Monat. Dann erwarten die Kunden, dass das System funktioniert und wollen sich nicht um Batteriewechsel kümmern. Dafür aber einen Service-Techniker zu schicken, wäre für die Anbieter viel zu teuer. Deshalb würden sie laut Siskens den Aufpreis für batterielose Systeme gerne bezahlen. Ein weiteres Beispiel sind Heizungsventile: »Hier bietet es sich an, Thermogeneratoren einzusetzen, um Energie aus Temperaturunterschieden gewinnen zu können, statt alle Jahre pro Ventil mehrere AA-Zellen zu wechseln«, so Siskens. »Die Wohnungswirtschaft interessiert sich mittlerweile stark dafür. Mit Energy Harvesting sind wir deshalb für alle Service-basierten Modelle sehr gut aufgestellt.«
»Bitte mehr Wettbewerb!«
Stabiles Wachstum in den Hauptmärkten, Expansion in den Consumer-Markt und neue Chancen in der neuen IoT- und Industrie-4.0-Welt – was würde sich Wald Siskens jetzt wünschen? Die Antwort überrascht auf den ersten Blick: »Mehr Wettbewerb!« Zwar ist EnOcean stolz auf seine Pionierrolle – allerdings sind erst über die letzten Jahre einige wenige Firmen hinzugekommen, die ähnliche Systeme anbieten wollen. »Von Stückzahlen kann man hier aber noch nicht sprechen«, sagt Siskens. Das sei insofern etwas unglücklich, als sich globale Unternehmen – die mit EnOcean jetzt zusammenarbeiten – eigentlich nicht nur von einer Bezugsquelle abhängig machen wollen. Wenn fair mit dem IP umgegangen werde, dann würde etwas mehr Wettbewerb dem Energy-Harvesting-Sektor gegenüber batteriebasierten Systemen laut Siskens neuen Schub geben: »Längerfristig hätte ich lieber den größten Teil an einer großen Torte als eine kleine Torte ganz alleine.«