Das größte Potenzial in den Regionen sieht er für EnOcean derzeit in den USA. Schon vor einigen Jahren wagte das Unternehmen die ersten Schritte in diesen Markt, das System erwies sich jedoch als nicht mehr ausreichend für die Ansprüche neuer Anwendungen und Produkte. »Jetzt haben wir ein neues System entwickelt, das auf Basis von 902 MHz arbeitet, und dieses System kommt sehr gut an«, sagt Siskens. Besonders der Markt für die Nachrüstung von LED-Beleuchtungen sei dort der treibende Faktor. »Inzwischen kommen Hersteller von LED-Treibern auf uns zu, weil sie unsere Technik integrieren wollen«, so Siskens. Das zeige, dass EnOcean bereits weltweit einen guten Ruf genieße. Auf jeden Fall müsste das Geschäft in den USA in den kommenden Jahren – von einer zugegebenermaßen kleinen Basis – sehr viel schneller wachsen als in Europa. Auch in Asien ist EnOcean inzwischen aktiv. In Japan arbeitet das Unternehmen seit zwei Jahren mit Rohm zusammen. Diese Kooperation habe sich laut Siskens sehr gut entwickelt und dort zu einem stabilen Wachstum geführt. Auch in Japan sei das Interesse an Smart Home sehr rege. In China kooperiert EnOcean derzeit mit lokalen Distributoren, um die Marktbildung voranzutreiben.
Mit 2,4 GHz in den Consumer-Markt
Visierte EnOcean in der Vergangenheit die professionellen Märkte für die Gebäude- und Heimautomatisierung an, so wagt man sich nun auch in den Consumer-Sektor. Weil es hier vor allem auf einen günstigen Preis ankommt, hat EnOcean die bisherige Strategie aufgegeben, nur Funksysteme auf Basis von Frequenzen unter 1 GHz anzubieten. »Die global agierenden Firmen, die Consumergeräte verkaufen, wollen sich nicht mit verschiedenen Frequenzen im Sub-GHz-Bereich herumschlagen, außerdem werden die 2,4-GHz-Chips in riesigen Stückzahlen und damit sehr kostengünstig produziert«, erklärt Siskens den Sinneswandel. EnOcean führt bereits 2,4-GHz-Lösungen im Programm und arbeitet hier mit Philips zusammen. »Jetzt können Kunden die Geräte mit EnOcean-Technik im Apple Store kaufen, das ist neu«, so Siskens. Damit würde EnOcean sich aber nicht nur hochvolumige Märkte erschließen, die kosteneffektiven 2,4-GHz-Systeme könnten auch für einzelne, spezifische Anwendungen in den Hauptmärkten des Unternehmens interessant werden. Für nachhaltige, integrierte Systeme in der Gebäudeautomation und im Smart Home setzt EnOcean aber weiterhin ausschließlich auf Sub-1-GHz-Frequenzen.
IoT und Industrie 4.0 bieten neue Chancen
Ein weiteres hohes Potenzial sieht Siskens im M2M-Sektor in der Industrie: »Der Trend in Richtung IoT und Industrie 4.0 kommt uns wunderbar entgegen, wir entwickeln genau die richtigen Produkte dafür.« Auf diesem Gebiet arbeitet EnOcean unter anderem mit einer Firma zusammen, die Test-Systeme für Kabelbäume für die Auto-Industrie fertigt. Die Sensoren von EnOcean erlauben es, sofort festzustellen, ob die richtigen Kabel und die richtigen Befestigungsclipse im Kabelbaum verbaut sind. Früher kamen immer wieder Kabelbaumfehler vor, die erst bei der Montage im Auto bemerkt wurden. »Das hatte natürlich hohe Kosten zur Folge, die nun nicht mehr anfallen«, so Siskens. »In diesen Markt liefern wir inzwischen bedeutende Stückzahlen.« Und er ist überzeugt, über die nächste Zeit weitere Einsatzfälle rund um M2M zu entdecken, die ebenfalls hohe Stückzahlen versprechen. Was alles im M2M-Bereich möglich ist, erklärt er an einem weiteren Beispiel: Die neuen Hybridbusse in London sind mit Stopptastern auf Basis der EnOcean-Technik ausgestattet. »Mit der Funktechnik können viele Meter Kabel pro Bus gespart werden, und Taster mit Batterieversorgung wären hier von vorneherein nicht in Frage gekommen«, erklärt Siskens.