Welche Hindernisse stehen einer breiten Durchsetzung der MRK entgegen?
Vor allem der Aufwand für die CE-Zertifizierung. Jede MRK-Anwendung ist in puncto Functional Safety zu zertifizieren, denn jeder Roboter, der noch nicht auf eine bestimmte Anwendung vorbereitet ist, gilt rechtlich als unfertige Maschine. Bei kollaborativen Anwendungen ist der Zertifizierungs-Aufwand natürlich größer als bei nicht kollaborativen, weil sie eine detailliertere Risikobeurteilung erfordern.
Wenn ich an ein und derselben Fertigungslinie siebenmal hintereinander die gleiche Anwendung habe, reicht eine Zertifizierung aus. Sobald die Anwendungen aber nicht mehr gleich, sondern nur noch ähnlich sind, müssen sie einzeln zertifiziert werden. Es ist in diesem Fall nicht erlaubt, die Anwendungen einfach hinzustellen und laufen zu lassen. Viele KMU stehen dann vor dem Problem, dass sie keine eigenen Erfahrungen mit der Zertifizierung haben. Sie müssen auf externe Dienstleister zurückgreifen, was für sie aber auch Vorteile hat: KMUs, die für die Zertifizierung ein komplettes Dienstleistungspaket eines Drittanbieters nutzen, bekommen eine schnelle und sichere Lösung. Denn: Wer das CE-Zertifikat erteilt, hat das Haftungsrisiko. Wenn die Unternehmen die Zertifizierung selbst vornähmen, müssten sie nachweisen können, alle nötigen Schritte getan zu haben.
Welche Anforderungen an die funktionale Sicherheit müssen Cobots erfüllen?
Laut der Norm DIN EN ISO 10218 ist der Safety Integrity Level SIL 2 oder der Performance Level PL d eine Grundvoraussetzung für die MRK. Das heißt: Die Robotersteuerung muss SIL 2 oder PL d erfüllen und zweikanalig ausgelegt sein. Auch der Roboterarm muss entsprechenden Voraussetzungen genügen.
Was ist bei der kollaborativen Robotik in puncto Cyber-Security zu beachten?
Was die Cyber-Security anbelangt, wird es dann komplex, wenn die Roboter vernetzt und an eine Cloud angebunden sind. Heutzutage sind Cobots meist noch Stand-alone-Lösungen oder nur in Automatisierungs-Netzwerke eingebunden. Aber wenn sie in Unternehmensnetzwerken integriert sind, etwa für Predictive Maintenance, unterliegen sie durchaus der Gefahr von Cyber-Angriffen. Wichtig ist also, dafür zu sorgen, dass das Firmennetzwerk ausreichend vor Cyber-Attacken geschützt ist.
Eine Möglichkeit wäre, das Netzwerk zu segmentieren in Finanzdaten, Personaldaten und Produktionsdaten, um unbefugte Zugriffe von außen zu erschweren. Obendrein sind unsere Roboter Passwort-geschützt, sodass Anwender unterschiedliche Zugangs- und Veränderungs-Berechtigungen mit Passwortschutz bestimmen können. Darüber hinaus sind keine weiteren Vorkehrungen nötig, wenn das Netzwerk entsprechend segmentiert und geschützt ist.
Welche Komponenten seiner Roboter stammen von Universal Robots selbst, welche sind zugekauft?
Die Robotersteuerungen kaufen wir zu, ebenso die Rohre, Gelenke, Getriebe und Touchpanels. Die Roboter-Software beruht auf unserem Know-how und ist selbst programmiert, einschließlich der Funktionen des Roboters und der grafischen Bedienoberfläche. Die Sensorik ist zwar ebenfalls zugekauft, aber wie die einzelnen Kraftsensoren integriert werden und untereinander arbeiten, entspricht unserem Know-how.
Vertreibt Universal Robots seine Produkte selbst oder über Partner?
Wir unterhalten ausschließlich indirekte Vertriebskanäle über Integratoren und Distributoren. Unsere Roboter sind ja nur ein Teil von Lösungen. Deshalb machen wir weder Direktvertrieb noch Systemintegration.
Neu ist unsere „UR+“-Plattform als Mittel für die Integratoren, den Anbau von Komponenten wie Kamera und Greifer zu vereinfachen. Es handelt sich dabei um eine einfache Software-Schnittstelle zur Roboter-Bedienoberfläche. Die Software-Schnittstelle ist in Form eines Plug-in integriert und dient als Datenschnittstelle, über die sich die Komponenten mit einfachem Zugriff integrieren lassen. Die Programmier- bzw. Konfigurations-Oberfläche auf dem Touchpanel des Roboters gehört zum Lieferumfang. Unser Ziel ist eine Integration der Komponenten per Plug&Play.