Die Elektrolyseanlage des von Wirtschaftsminister Gabriel eröffneten Energieparks Mainz erzeugt ab nächstem Jahr Strom aus erneuerbaren Energien, der in Tankstellen verbraucht bzw. das Erdgasnetz eingespeist wird. Das Pilotprojekt soll die Speicherbarkeit von regenerativ erzeugtem Strom voranbringen.
Gemeinsam mit Vertretern der Stadtwerke Mainz AG, der Siemens AG, der Linde Group und der Hochschule RheinMain gab der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Siegmar Gabriel, den Startschuss für den Energiepark Mainz. Das Pilotprojekt stellt von 2015 an Wasserstoff mithilfe von umweltfreundlich erzeugtem Strom her. Der Wasserstoff wird anschließend vor Ort gelagert, an Wasserstoff-Tankstellen geliefert oder zur späteren Strom- oder Wärmeerzeugung direkt ins Erdgasnetz eingespeist. Strom aus erneuerbaren Energien kann auf diese Weise über längere Zeit gespeichert werden.
»Innovationen und moderne Energietechnologien sind der Schlüssel zur Energieversorgung der Zukunft. Daher müssen wir die Energieforschung als strategisches Element der Energiepolitik fester etablieren und weiter entwickeln«, sagte Sigmar Gabriel. Der Startschuss für eine innovative Speichertechnologie im Energiepark Mainz könne zu »einem wichtigen Baustein der Energiewende werden« so der Minister. »Wir brauchen mehr solcher Pilotprojekte, um die Chancen neuer Energietechnologien in Zukunft besser nutzen zu können.«
Bereits heute müssen zu bestimmten Zeiten Windkraft- oder Fotovoltaikanlagen wegen fehlender Kapazitäten im Stromnetz abgeschaltet werden. Dies wird in den nächsten Jahren voraussichtlich immer häufiger der Fall sein. Im Energiepark Mainz wird diese »überschüssige« umweltfreundlich erzeugte elektrische Energie durch die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert und kann später bedarfsgerecht bereitgestellt werden. Damit werden erneuerbare Energien flexibler einsetzbar und stehen genau dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden.
Die Stadtwerke-Vorstände Dr. Werner Sticksel und Detlev Höhne erläuterten die Motive für das Engagement des kommunalen Unternehmens bei der Entwicklung und Realisierung des Energieparks: »Als Netzbetreiber beschäftigt uns das Thema Versorgungssicherheit immer stärker. Da Wind und Sonne aber nur unstetig zur Verfügung stehen oder Strom zu Zeiten liefern, in denen dieser nicht benötigt wird, sind zusätzliche Speichermöglichkeiten unverzichtbar, um die Energiewende weiter voranzubringen«
Herzstück des mit 17 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der «Förderinitiative Energiespeicher« unterstützten Projektes ist die Elektrolysehalle in Mainz-Hechtsheim mit einem von Siemens entwickelten Wasserstoff-Elektrolysesystem. Das Besondere an der Mainzer Anlage und der Unterschied zu anderen, deutlich kleineren Pilotprojekten: Hier wird eine hochdynamische PEM-Druckelektrolyse installiert, die mit bis zu 6 Megawatt Stromaufnahme die weltweit größte Elektrolyse dieser Bauart sein wird. Die Anlage in Mainz hat damit eine für Engpässe im Stromnetz und kleinere Windparks relevante Leistungsgröße.
Professor Siegfried Russwurm, Vorstand der Siemens AG, erklärte: »Um die Zukunft von Energie und Industrie in Deutschland zu gestalten, steht neben der politischen Rahmensetzung nachhaltige Innovationsarbeit auf der Tagesordnung. Siemens bietet mit der hier zum Einsatz kommenden PEM-Elektrolyse eine vielversprechende Technologie für den Brückenschlag von der Vision zur industrietauglichen Realität. Wir sind sehr dankbar, dass wir Partner in diesem Projekt sein können, denn die Stadtwerke Mainz zeigen mit diesem Projekt Mut und Weitsicht bezüglich des Potentials der Wasserstoffelektrolyse für die Energiewirtschaft von morgen.«
»Als führender Hersteller von Wasserstoff-Produktionsanlagen arbeiten wir seit vielen Jahren an der Weiterentwicklung von Technologien rund um diesen umweltfreundlichen Energieträger«, sagte Olaf Reckenhofer, bei Linde zuständig für das Gasgeschäft in Zentraleuropa. »Das Besondere am Energiepark Mainz ist, dass wir hier gemeinsam mit unseren Partnern ein Pilotprojekt in neuer Größenordnung umsetzen. Damit werden die vielfältigen Vorteile, die Wasserstoff bietet, für eine noch größere Öffentlichkeit deutlich.« Linde ist im Rahmen des Projekts für die Reinigung, Verdichtung, Speicherung und Abfüllung des Wasserstoffs verantwortlich. Die innovativen Eigenschaften der Linde-eigenen Ionenverdichter-Technologie führen dabei zu einer besonders energiesparenden Kompression und hohen Betriebsflexibilität.