Das Hamburger New Energy Unternehmen 1KOMMA5° will den größten dezentralen Stromspeicher Europas bauen. Damit soll einer möglichen Netzüberlastung durch die zunehmende Stromerzeugung aus Sonnen- und Windenergie entgegengewirkt werden.
Durch Überproduktion von Strom aus erneuerbaren Energien gehen in Deutschland und Europa enorme Strommengen durch Abriegelung verloren, während gleichzeitig die Preise an der Strombörse ins Negative fallen. Der Bau neuer Netze oder großer Batterien, die das Strom-Überangebot aufnehmen könnten, ist aber zeitaufwändig und kostenintensiv.
Deshalb setzt 1KOMMA5° auf künstliche Intelligenz und vernetzt vorhandene Wärmepumpen, Elektroautos und Stromspeicher in Kombination mit sogenannten Smart Metern zu einer virtuellen Giga-Batterie. In Europa wurden so bereits über 35.000 stromgeführte Systeme mit einer Leistung von knapp 250 MW vernetzt.
Die Energie-Plattform, die aus Smart Meter, der künstlichen Intelligenz Heartbeat AI und einer Signalbox besteht, überträgt Steuerungssignale an die verbundenen Systeme und steuert diese automatisch so, dass ihr Betrieb in die Zeiten fällt, in denen der Strom besonders günstig und gleichzeitig auch sauber ist. Alleine im August gab es über 60 Stunden, in denen die Abnahme von Strom an der Strombörse bezahlt wurde. Genau in diese Zeitfenster verlegt Heartbeat AI den Betrieb und die Beladung.
Barbara Wittenberg, CTO von 1KOMMA5°, erklärt: »Wir nutzen einen dynamischen Stromtarif, um diesen wirtschaftlichen Vorteil direkt und ohne Abschläge an unsere Kunden weiterzuleiten. So können neben dem Verkauf von eigenem Solarstrom zusätzlich die Kosten für die Strombeschaffung erheblich gesenkt werden.«
Eine Analyse von 1KOMMA5°-Kundensystemen von Mai bis August 2024 verdeutlicht diesen Effekt: Der Dreiklang aus dynamischem Stromtarif, Solaranlage und Optimierung über Heartbeat AI senkte die Stromkosten für tausende bereits angeschlossene Kundinnen und Kunden auf etwa 7 Cent pro kWh. Bei 40 Prozent der Kunden betrug der effektive Strompreis pro kWh durch die Optimierung sogar null Cent oder weniger.
Das bedeutet, dass die Einnahmen aus Stromverkauf und negativem Bezug die Kosten für den Strombezug übertrafen. Je mehr Systeme im Haushalt über Heartbeat AI optimiert werden, desto besser ist das Resultat. Im Vergleich dazu liegen die Kosten für konventionellen Strom ohne Optimierung bei 30 bis 35 Cent je kWh, und ein nicht optimierter dynamischer Tarif bei 25 bis 30 Cent.
»Neben dem Nutzen für unsere Kunden ist uns wichtig zu betonen, dass Heartbeat AI gleichzeitig die Netze erheblich entlastet. Es wird nicht nur Strom aufgenommen, der sonst abgeriegelt werden würde, aber trotzdem Förderung erhält, sondern die zeitliche Verschiebung der Last führt auch dazu, dass unsere Systeme keinen Strom mehr benötigen, wenn das Netz durch ungesteuerte Systeme besonders nachgefragt wird«, ergänzt Philipp Schröder, CEO von 1KOMMA5°.
»Das System wurde so entwickelt, dass wir zusätzlich Parameter im Verteilnetz berücksichtigen können, um auch regionale Engpässe zu umschiffen. Unser Anspruch ist nichts weniger, als einen neuen Markt zu entwickeln, der die Wiedersprüche der erneuerbaren Energien intelligent harmonisiert und zugleich kosteneffizient und sofort skalierbar ist.«
Die Installationen von Smart Meter und Heartbeat AI beginnen ab sofort. Ähnlich dem Vorgehen beim Glasfaseranschluss erschließt 1KOMMA5° Stadt für Stadt und Landkreis für Landkreis. Die Installationen werden durch geschulte und zertifizierte Elektrikerinnen und Elektriker vorgenommen.
»Neben der Schaffung der physischen Anschlussvoraussetzungen erlaubt uns die Anbindung ganzer Ortsteile auch, die notwendige Umstellung des sogenannten Bilanzierungsverfahrens der Haushalte mit dem Netzbetreiber zu bündeln«, erklärt Sascha Koppe, Deutschlandchef von 1KOMMA5°.
Die Haushalte werden über den Postweg und die sozialen Medien informiert, sobald die Systeme in ihrer Straße beziehungsweise ihrem Ort verfügbar sind. Alle, die sich entscheiden, den Anschluss vorzunehmen, werden kostenfrei bedient. Die Anschaffung von Heartbeat AI ist für Hausbesitzer an keine Verpflichtungen gebunden. Sie können die Software jederzeit abschalten und den Smart Meter auch für die Versorgung durch andere Anbieter nutzen – in jedem Fall wird die Infrastruktur kostenlos ertüchtigt.