Günther H. Oettinger, Vizepräsident der EU-Kommission:

»Wir brauchen eine Europäisierung der Fördersysteme!«

11. Juli 2014, 9:21 Uhr | Heinz Arnold
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Versorgungssicherheit ohne KKWs


Ist die Versorgungssicherheit in Deutschland auch ein Thema in der EU, insbesondere wenn es wegen der Abschaltung von Atomkraftwerken hierzulande zu Engpässen kommen könnte?

Aus der Abschaltung der KKWs ergibt sich in Deutschland kein Problem für die Versorgungssicherheit. Der Anteil des Atomstroms lag vor Fukushima in Deutschland bei 23 Prozent, in der EU liegt er heute bei 27 Prozent. Die 23 Prozent können wir in Deutschland durch andere Energieträger sowie Importe und Exporte ausgleichen. Eines will ich aber ganz klar sagen: Es funktioniert nicht, wenn wir auch noch parallel dazu die 45 Prozent aus Kohle erzeugte Energie in Frage stellen.

Welcher Stellenwert kommt Gaskraftwerken in Zukunft zu?

Gas hat viel Zukunft, aber wegen des Vorrangs von Photovoltaik und Windenergie reichen die Laufzeiten für moderne, effiziente Gaskraftwerke nicht, um sie rentabel betreiben zu können. Wenn der Vorrang bestehen bleiben soll, dann muss man andere Finanzierungswege finden…

…also eine neue Subvention einführen?

Wir müssen uns einfach darüber im Klaren sein, dass wir in Deutschland eine doppelte Infrastruktur aufbauen.

Könnte man über stärker lokal ausgerichtete Erzeugung von Energie und über ein Smart Grid Erzeugung und Bedarf besser anpassen und einen Teil der Problematik damit lösen?

Smart Grid, Smart Metering und die entsprechenden Kommunikationssysteme sind ein wichtiger Ansatz, gerade im Hinblick auf die Verteilnetze, die durch die Einspeisung aus erneuerbaren Energien zeitweise stark belastet werden. Bisher wurde sehr einseitig auf die Erneuerbaren Energien gesetzt und der Netzausbau vernachlässigt. Es besteht jetzt ein großer Nachholbedarf: Das Verteilnetz muss intelligenter werden, Smart Metering spielt dabei eine wichtige Rolle.

Gerade in Deutschland sind die Sicherheitsanforderungen sehr hoch gesteckt, mit der Einführung des Smart Metering liegt Deutschland deshalb zurück. Ein Grund zur Besorgnis?

Die EU-Kommission will mit dem Smart Metering-Rollout die Energieversorgung intelligenter und flexibler machen. Allerdings müssen Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet werden. Die Entwicklung des BSI-Schutzprofil für die Einführung des Smart Metering in Deutschland ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Es freut mich wenn, innovative mittelständische Unternehmen die Chancen nutzen, die sich in diesem Zusammenhang bieten.

Wir dürfen aber auch nicht jeden Mitgliedsstaat für sich alleine fragmentiert betrachten. Deshalb ist es so wichtig, unter Achtung der Kompetenzen der Mitgliedsstaaten, Brücken zwischen den unterschiedlichen Regionen zu schlagen und den Binnenmarkt auszubauen.

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

  1. »Wir brauchen eine Europäisierung der Fördersysteme!«
  2. Versorgungssicherheit ohne KKWs
  3. Leistungsstarke Infrastruktur schaffen

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Componeers GmbH

Weitere Artikel zu Cyber-Security

Weitere Artikel zu Netze (Smart Grid)

Weitere Artikel zu Metering

Weitere Artikel zu Energieerzeugung