Aus Sicht der Hardware ist die Einbindung solcher dedizierten Authentifizierungschips relativ einfach. Design-Guidelines, technische Dokumentation und Evaluierungskits werden vom Chip-Anbieter zur Verfügung gestellt. OEMs verwenden jedoch eine Vielzahl von Hardware- und Softwarekomponenten, um ihre Produktangebote zusammenzustellen. Die vergleichsweise einfache Authentifizierung auf Chip-Level muss daher mit einer Authentifizierung auf Produkt- und OEM-Level kombiniert werden. Nur so können OEMs nämlich nicht nur die Authentizität des Chips, sondern auch die der OEM-Endanwendung überprüfen, um letztlich sicherzustellen, dass ihr Produkt nicht gefälscht oder manipuliert wird.
Das Hinzufügen einer individuellen Authentifizierung auf Produktebene erfordert jedoch die Programmierung der Chips mit speziellen OEM-Zertifikaten. Hierbei muss das im Produkt verwendete Security-Device zuerst authentifiziert und dann mit den neuen OEM-Daten programmiert werden. Dafür ist umfassende Expertise, der Zugang zu kostenintensiver, spezialisierter Programmierausrüstung sowie insgesamt auch eine vertrauenswürdige Produktionsumgebung vonnöten. Bislang verfügbare Lösungen sind daher vergleichsweise teuer und primär auf Massenapplikationen ausgerichtet, bei denen sich hohe Investitionen leichter über die Stückzahlen amortisieren lassen. Solch hohe Investitionen können sich jedoch nicht alle OEMs leisten, insbesondere nicht bei den in industriellen Applikationen oft üblichen kleineren bis mittleren Losgrößen. Erforderlich ist deshalb eine sichere und vertrauenswürdige Programmierlösung zu erschwinglichen Preisen.
Services für kleine Losgrößen
Um diese Lücke zu schließen und damit jedem Hersteller hochwertiger Elektronik diese sichere Authentifizierungsmethode zu ermöglichen, bietet EBV einen Personalisierungsservice an, mit dem Kundenzertifikate in Sicherheitschips auch bei kleineren Losen ohne Mengenbegrenzung programmiert werden können. Ab Losgröße 1 kann bei entsprechender Rahmenvereinbarung mit ersten Musterstücken gestartet werden. Von diesem Service profitieren deshalb selbst kleine OEMs und Startups, für die sich Investitionen in das hochwertiges Equipment und interne Experten niemals rechnen würde.
Entwickelt wurde dieser schlüsselfertige Service gemeinsam mit Infineon und Data I/O. Zum Einsatz kommt die Security-Programmierlösung SentriX von Data I/O und der „Optiga Trust E“ von Infineon zur individuellen Implementierung der OEM- und produktspezifischen Zertifikate. Weitere Produkte verschiedener Hersteller werden in den kommenden Monaten hinzugefügt. Da man mit SentriX nicht nur die Sicherheitszertifikate und Schlüsselpaare (Private Keys und Public Keys), sondern auch Daten und Firmware kontrolliert und geschützt programmieren kann, lässt sich der gesamte Produktionsprozess eines sicheren Produkts vereinfachen. Wird Firmware dabei in gesicherten Bootbereichen programmiert und abgelegt, können Kunden darauf vertrauen, dass ihre Supply Chain und Firmware-Integrität voll geschützt sind.
»Die Kunden profitieren durch unser Angebot von einer kundenspezifischen Personalisierung ohne Volumenbeschränkungen oder hohe Kapitalinvestitionen«, erklärt Christian Krieber, Director Segment Security & Identification bei EBV Elektronik. »Viel Zeit und Know-how müssen unsere OEMs ebenfalls nicht investieren. Unsere Sicherheitsexperten definieren die Sicherheitsarchitektur zusammen mit dem OEM und begleiten ihn von der frühen Phase des Requirement-Engineerings bis hin zur vollständigen Steuerung der Implementierung.« Damit können sich die OEM-Entwickler voll auf die Kernfunktionen der Applikationen konzentrieren, die dem Kunden den entscheidenden Mehrwert bieten. Der Service ist zudem nahtlos in bestehende Supply-Chain-Prozesse integriert und auch ‚secured in Germany‘, da die Programmierung im Avnet EMEA Logistics Center in Poing erfolgt, von dem aus auch die Versorgung mit allen weiteren Bauelementen erfolgt. Auf eine leistungsfähige Authentifizierungstechnologie für jedes einzelne Device sollten OEMs also nicht mehr verzichten, denn sie minimiert die Bedrohung durch Manipulationen und Fake-Produkte. Das kann bei entsprechender Vermarktung auch wesentlich zur Wahrnehmung der Produkt- und Markenqualität beitragen, die letztlich die Kundenzufriedenheit erhöht und damit den Umsatz des Unternehmens langfristig sichert.