Elektrische Probleme an einem Umspannwerk haben am Flughafen Rotterdam Den Haag zu Kommunikationsabbrüchen zwischen Tower und Piloten geführt. Aufgespürt wurde die Ursache über eine Schallkamera.
Für jeweils zehn bis zwanzig Sekunden wurde die Kommunikation zwischen Bodenpersonal und Piloten unterbrochen. Die Probleme traten Anfang Januar bei allen Anflügen aus Großbritannien auf, heißt es in einer Mitteilung vom Hersteller Fluke, dessen Schallkamera (Modell ii910) von TenneT zur Problemlösung genutzt wurde. TenneT ist der verantwortliche Netzbetreiber für das Umspannwerk, von dem die Störungen ausgingen.
Auch wenn die Störungen elektrisch sind, gefunden wurden sie über eine akustische Diagnose. Als Ursache stellten sich Korona-Entladungen heraus – elektrische Entladungen, die kranzförmig (Korona = Kranz) an Hochspannungsleitungen auftreten und EMV-Probleme verursachen können. Sie hängen unter anderem vom Kabelaufbau, von der Luftfeuchtigkeit und Ablagerungen am Kabel ab. Die Entladung geschieht schockartig und kann auch akustisch wahrgenommen werden. Planer von Hochspannungs-Freilandleitungen behandeln sie daher als Lärmimmissionen und sind dazu angehalten, bei der Konzeption auf die Randfeldstärke im Kabel zu achten.
Die verwendete Schallkamera wurde zum Auffinden von Teilentladungen und Gaslecks entwickelt. Dafür wird einem Videobild eine akustische Landkarte (Sound Map) überlagert, die Frequenzen zwischen 2 kHz und 100 kHz anzeigt, deren Quelle bis zu 120 m entfernt sein kann.
Wichtig für die Entstörung am Flughafen war das Kamera-Sichtfeld von 63 °. »Dank des großen Sichtfelds können wir mit der Fluke ii910 ein ganzes Umspannwerk schnell scannen und herausfinden, an welchen Stellen Teilentladungen vorliegen«, fasst Roel Van Hees zusammen. Der Wartungs-Ingenieur bei TenneT war an der Entstörung beteiligt und konnte dazu vermutlich auf Funktionen in der Schallkamera zurückgreifen, die er als Produkttester selbst angeregt hat. Van Hees gehörte zur Arbeitsgruppe, die die Fluke ii910 entwicklungsbegleitend getestet und »uns wertvolle Rückmeldung gab«, wie Flukes Produktmanager Tako Feron erklärt. Die Alternative zur Schallkamera kennt Van Hees auch: »In der Vergangenheit hätten wir einfach hinhören oder eine UV-Kamera verwenden müssen«, was laut dem Wartungs-Ingenieur deutlich länger gedauert hätte.
Nachdem das Problem identifiziert war, wurden die von Korona-Entladungen betroffenen Bereiche instandgesetzt und die Kommunikation der Flugverkehrskontrolle entstört.