Zwar bilden Standards die Voraussetzung, um Interoperabilität zu schaffen und um energieeffiziente Konzepte realisieren zu können. Doch wie können sich die Hersteller der Geräte differenzieren? Und was bewahrt sie davor, zur verlängerten Werkbank zu werden?
Interoperabilität ja, aber wer macht etwas daraus?« fragt Theis und gibt gleich die Antwort: Es komme darauf an, weit über die Ebene der Sensoren, der Kommunikation und der Industrie-4.0-Verwaltungsschale hinauszudenken. »Wer nicht die Software und die darauf aufbauenden Services anbieten kann, der wird als verlängerte Werkbank enden.« Google beispielsweise arbeite an einem offenen Standard für Smart Home, um der Vernetzung weiteren Schub zu geben. »Dann kann Google die Hardware-Hersteller vor sich hertreiben«, so Theis. Ähnliches beobachtet Holger Krings im Bereich der Gebäudeautomatisierung: »Proprietäre Systeme werden durch offene Plattformen ersetzt, die wiederum auf offenen Standards basieren. Dann werden die Karten neu gemischt.« Auch Industrie 4.0 braucht offene Standards.
Doch wäre das in der erforderlichen Geschwindigkeit umzusetzen? »Wir können es uns gar nicht mehr leisten, das langsam zu machen. Google schafft solche Dinge in zwei Jahren«, meint Theis. Und eines dürfte auch klar sein, wie Benz formuliert: »In Standardprodukte können keine USPs mehr eingebaut werden.«
So sitzt der reine Hardware-Hersteller künftig in einer Zwickmühle: Er hat wenig Möglichkeiten, seine Produkte zu differenzieren, und er ist zudem noch der starken weltweiten Konkurrenz ausgesetzt, insbesondere aus Asien. Das Geld hingegen wird auf der Ebene der Services verdient. Daraus kann es für Holger Krings nur einen Ausweg geben: Man müsse die Dinge ganzheitlicher betrachten. »In der digitalen Wertschöpfungskette steigt die Bedeutung von Software stetig an und ist für die Verwirklichung weiterführender Geschäftsmodelle unerlässlich.«
Ein frommer Wunsch, mag da so mancher sinnieren, und auch Stephan Theis fragt sich: »Denkt der Mittelstand in digitalen Geschäftsmodellen?« Seiner Erfahrung nach wolle der Mittelstand doch weiterhin Hardware verkaufen, über die er sich in der Vergangenheit immer differenziert habe. Dass es künftig wohl besser wäre, Druckluft zu verkaufen anstatt Kompressoren – wer dächte über solche Modelle wirklich ernsthaft nach? Wäre der Mittelstand überhaupt in der Lage, den digitalen Umschwung mitzumachen? Selbst die dazu erforderlichen Mitarbeiter zu gewinnen, dürfte schwierig sein, wie Theis befürchtet: »Die Digital Natives wollen doch nicht zum Maschinebauer gehen, dessen Maschinen auf Windows 95 laufen!«