Impulse für ein nebulöses Umfeld

Was bringt der Klimagipfel von Paris?

28. September 2016, 9:44 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 5

Wir brauchen eine Gleichstrom-Infrastruktur!

Der VDE sieht allerdings durchaus Bedarf für neue Konzepte, beispielsweise Gleichstrom in die Mittel- und Niederspannungsnetze zu bringen. Ein Anwendungsfall dafür sei dann die Versorgung der Ladestationen. Aber lohnt es sich, dafür ein Parallelnetz aufzubauen? »Wenn man damit Geld verdienen kann – und danach sieht es durchaus aus –, dann werden sich auch Investoren finden«, ist Benz überzeugt. »Wir brauchen eine Gleichstrominfrastruktur«, so sein Fazit.  
Und auf der Ebene der Standardisierung und Normung tue sich in diesem Bereich derzeit schon sehr viel. Noch fehle es allerdings vor allem an Schutzkonzepten. Erst wenn diese Frage geklärt sei, ließen sich dann Mehrwerte aus dieser Technik herauskitzeln.

Einen Schritt in diese Richtung sei die Mannheimer MVV gegangen. Der Versorger hat Verbraucher mit Batterie-Containern (sog. Quartiersspeicher) gekoppelt, in denen sich aktuell überschüssiger Strom zwischenspeichern lässt. Allerdings mangelt es hier noch an den gesetzlichen Regelungen, und wirtschaftlich ist es im Moment auch nicht sinnvoll. Voraussetzung für einen wirtschaftlich sinnvollen Betrieb sei ein hoher Energieumsatz, sagt ein Sprecher der Mannheimer MVV. Längere Speicherzeiträume von mehreren Tagen wären dagegen weniger sinnvoll. Die technischen Voraussetzungen allerdings seien – wie so oft im weiten Umfeld der Energiewende – schon heute da. Technisch sei das System von den Batterien über die Ladestationen bis zu den Umrichtern relativ einfach realisierbar. Auch eine hohe Ladezyklenzahl stelle für die Batterien kein Problem dar, solange man insbesondere Tiefenentladungen vermeide und auch nicht ständiges Vollladen bis zur Kapazitätsgrenze durchführe.

Batteriespeicher – schon heute eine Option

Batterien gelten immer noch als sehr teuer, und ihr Einsatz im Zusammenspiel mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach ist eher vom Wunsch vieler Hausbesitzer getrieben, autark zu sein, und nicht in erster Linie wirtschaftlich. Zumindest für die Industrie dagegen sieht Stephan Theis durchaus heute schon Möglichkeiten, Batteriespeicher nutzbringend und wirtschaftlich einsetzen zu können. Beispielsweise im Bereich Peak-Shaving: »Unter günstigen Voraussetzungen ist es heute schon möglich, einen Speicher in wenigen Jahren zu amortisieren«, so Theis. In der eigenen Fertigung habe man damit schon gute Erfahrungen gemacht.
Selbst wenn man einen Batteriespeicher nur einmal im Jahr für eine viertel bis halbe Stunde einsetze, könne er sich laut Stephan Theis bei prägnanten, aber einzelnen Peaks schon lohnen. Wenn er sich darüber hinaus für Regelenergie nutzen ließe, amortisiere er sich womöglich noch schneller, müsse aber stets individuell betrachtet werden. Insgesamt müsse man das aber übergeordnet im Kontext von Industrie 4.0 sehen. Wenn die Flexibilität von Unternehmen auch im Produktionsbereich steigt, so könne man beispielsweise von variablen Tarifen profitieren. Eines aber sei dazu eine wichtige Voraussetzung: »Einheitliche Protokolle und Datenmodelle! Mit proprietären Schnittstellen ist das nicht wirtschaftlich.«

Also kommt es auf die Normung und Standardisierung an. Da sei wieder CCS ein schönes Beispiel, dass zeige, dass die Standardisierung auch funktionieren könne. »Die Chance zu einheitlichen Lösungen besteht«, erklärt Benz. Nun ist das auch ein sehr greifbarer Bereich in einem fest umrissenen Gebiet, der Ladeinfrastruktur. Wie sieht es aber aus, wenn es um Datenmodelle geht, die die Energie, den Verbrauch und die Speicher vollständig umfassen sollen? Krings verweist in diesem Zusammenhang auf den Standard 61850, der sich nicht ohne Grund durchsetze. Hier konnten sich die Wettbewerber einigen: »Die Industrie musste sich zusammenraufen und hat es schließlich auch getan.«

Und es geschehe laut Benz hierzulande gegenwärtig eine Menge. In der von der Politik getriebenen Elektromobilität sowieso, aber auch im Bereich Industrie 4.0, wo Normen eben auch einen Standortvorteil bedeuten können. Und ob es nun um die Industrie, um Gebäude oder auch die Integration von Speichern ginge: Überall sei jetzt schon der Druck von Seiten der Anwender zu spüren. Es sei enorm wichtig, dass dies hier vor Ort auch umgesetzt werde, erklärt Benz: »Wir dürfen die Konzepte nicht nur präsentieren, wir müssen sie auch hier in der Praxis vorführen können.«
Das Ausland verfolge sehr aufmerksam, was im Bereich der Energiewende, aber auch in der Industrie 4.0 in Deutschland geschehe. »Die Beobachter sind sehr gespannt, wie wir das umsetzen«, so Benz. Deutschland dürfe nicht zum Testfeld für Dinge werden, die wir im eigenen Land gar nicht realisieren. Vor allem dürfe eines nicht passieren, ergänzt Theis: »Dass die Konzepte hier entstehen, die Vermarktung und Verwertung dann aber woanders stattfinden.«


  1. Was bringt der Klimagipfel von Paris?
  2. Flexibilität ist billiger als Speicher
  3. Weit mehr als Energiemanagement
  4. Energiemanagement ist gar nicht so kompliziert!
  5. Wie Standardisierung funktioniert
  6. Wir brauchen eine Gleichstrom-Infrastruktur!
  7. Wie funktioniert Differenzierung trotz Standardisierung?
  8. Die Energiewende exportieren?

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