Impulse für ein nebulöses Umfeld

Was bringt der Klimagipfel von Paris?

28. September 2016, 9:44 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Flexibilität ist billiger als Speicher

Doch was heißt das für die tägliche Arbeit? Ist es vielleicht besser, sich der Energiewende eher von unten zu nähern und zu fragen: Wo drückt denn aus Sicht der Experten derzeit der Schuh wirklich? Welche Fragen müssten denn jetzt dringend beantwortet werden? »Für mich steht die Frage nach der Flexibilisierung ganz oben«, sagt Holger Krings. Der Betrieb der Verteilungsnetze müsste durch Automatisierung dringend flexibler gestaltet werden, um die Einspeisung aus den erneuerbaren Quellen, die nun mal zum größten Teil naturgemäß fluktuierend sind, verkraften zu können. »Flexibilität kommt immer billiger als Speicher.« Erst wenn die Flexibilität ausgeschöpft sei, wäre es an der Zeit, die Speicher ins Spiel zu bringen. Und es sei dringend geboten, die Dinge im Zusammenhang zu betrachten. Die Elektrizität dürfe nicht unabhängig vom Wärmemarkt diskutiert werden, zumal sich etwa thermische Speicher für die Flexibilisierung des Elektrizitätsmarktes nutzen ließen.  
Was dem derzeit im Wege steht, ist die mangelnde Anreizregulierung. Insgesamt käme es darauf an, eine Roadmap festzuschreiben, um allen Akteuren langfristige Planungssicherheit zu geben, so Krings.

»Das gesetzliche Rahmenwerk ist derzeit schlicht eine Katastrophe«, konstatiert Dr. Stepan Theis. Ein Steuerkonzept für die Energiewende gebe es nicht, die Bürger verstünden das Ganze im Grunde nicht, die Dekarbonisierung sei im Moment ungreifbar. Das gibt Thomas Benz durchaus zu: »Sicherlich ist der Klimaschutz derzeit etwas nebulös, aber das Thema kommt. 190 Länder auf der Welt haben Klimaschutzpläne, und es gibt Förderungen für das Exportgeschäft.«
Dem stimmt Holger Krings zu: »Es geht in die Richtung, ist aber ein zäher Prozess.« Gleichwohl macht es Sinn, entsprechende Vorbereitungen zu treffen und als Unternehmen hierfür erforderliche und geeignete Lösungen zu etablieren. Deshalb mache das Phoenix Contact auch. Allerdings, so Krings: »Die Gesetzeslage führt dazu, dass es derzeit noch zu wenig Motivation gibt, alle Geschäftsideen umzusetzen.«

Es bewegt sich nichts? Nein, es passiert sehr viel!

Ganz so negativ will Thomas Benz die Sache nicht sehen. Der VDE beschäftige sich mit vielen Einzelthemen, beispielsweise der Netzentgeldreform. Parallel dazu laufen Arbeiten am Energie-Effizienzplan und am Gesetzentwurf für den Strommarkt. Auch die Ministerien, allen voran das Bundeswirtschaftsministerium, aber auch das Umweltministerium, treiben dies weiter voran, etwa wenn es um das Einbinden des Strommarktes in den europäischen Kontext geht. »Es bewegt sich nichts? Nein: Es passiert sehr viel!«, so Benz.

»Ja, das sehen die Industrieunternehmen durchaus, dass viel passiert. Aber geschieht das auch unter einem konsolidierten Dach?«, fragt Holger Krings. »Und dass etwas passiert, heißt ja noch lange nicht, dass richtig ist, was passiert«, so Krings. Rückwirkende Eingriffe in den Bestand etwa dürfe es einfach nicht geben. Alles muss vorhersehbar und planbar sein. Da spricht er aus eigener Erfahrung, denn Phoenix Contact hat in den letzten Jahren sukzessive BHKWs in die Eigenversorgung integriert. Zum Zeitpunkt als die Entscheidung fiel, waren die Bedingungen günstig. Das hat sich dann teilweise geändert. Weil an diesem Standort ständig Wärme für die Produktion benötigt wird, »rechnet sich das BHKW jetzt gerade so. Heute würden wir es unter den aktuellen Bedingungen nicht noch einmal bauen. Dabei sind BHKWs ein wichtiger, oftmals flexibel einsetzbarer Bestandteil in der Energiewende.«


  1. Was bringt der Klimagipfel von Paris?
  2. Flexibilität ist billiger als Speicher
  3. Weit mehr als Energiemanagement
  4. Energiemanagement ist gar nicht so kompliziert!
  5. Wie Standardisierung funktioniert
  6. Wir brauchen eine Gleichstrom-Infrastruktur!
  7. Wie funktioniert Differenzierung trotz Standardisierung?
  8. Die Energiewende exportieren?

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