»Vor allen Dingen müssten wir den potenziellen Anwendern die Angst davor nehmen, dass Energie-Management und Energieeffizienz komplizierte Dinge seien«, meint Stephan Theis. Und das erfordere vor allem eines: Beharrlichkeit, besonders im Umgang mit mittelständischen Firmen, die gar nicht die Zeit haben, sich intensiv um Spezialthemen kümmern zu können. Und das bedeutet: klein anfangen. Wenn man beispielsweise nachweisen könne, was sich sparen lässt, wenn die Lüftung nicht übers Wochenende läuft, klänge das durchaus überzeugend. »Mit den Daten, die im ersten Schritt gewonnen werden, lässt sich meist schon eine ganze Menge anfangen.« Und man müsse bei jedem Schritt nachweisen, was er tatsächlich bringt. »Transparenz an sich ist ja kein Geschäftsmodell«, so Theis.
Außerdem kommt noch hinzu, dass viele überzeugt sind – und das ja nicht unberechtigterweise –, dass ihre modernen Maschinen bereits effizient sind. Warum soll man also noch ein ISO-50001-Readiness-Modul integrieren? Da müsste laut Theis eben wieder beharrlich informiert werden. Denn welche Verschwendung auf der nächst höheren Ebene stattfinde, bleibe dann eben weiterhin unbekannt.
Und Thomas Benz macht auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: Wer den Energieverbrauch der Maschinen kennt, kann daraus auch weitergehende Schlüsse ziehen, beispielsweise Schlüsse auf den Zustand der Maschinen bzw. Untereinheiten in den Maschinen. Zustandsorientierte Instandhaltung ist hier das Schlagwort.
Thomas Benz fällt in diesem Zusammenhang sofort ein Beispiel aus der Energiebranche ein, das eng mit der Energiewende verbunden ist: Weil in zunehmendem Maße fluktuierende erneuerbare Energien ins Netz eingespeist werden, nimmt die Zahl der Schalthandlungen stark zu. Das gilt auch für Transformatoren, die nun sogar für den Einsatz im Niederspannungsnetz als schaltbare Typen zur Verfügung stehen. Je mehr die Trafos durch Schalthandlungen belastet werden, umso mehr lohnt es sich, genau über ihren Zustand Bescheid zu wissen. »Die Überwachung lohnt sich allein schon deshalb«, so Benz. – »Ja, die Erfassung dieser Daten wird zunehmend wichtig«, stimmt Theis zu. »Aber können die potenziellen Anwender mit den Daten auch etwas anfangen?« Und was zukunftsfähige Stromnetze angeht: Die Stadtwerke sitzen auf den Daten, wollen sie aber nicht ohne weiteres weiter geben. Nur wenige verstünden das Thema in seiner ganzen Tiefe. Sein Fazit: »Die Technik ist da, wird aber nicht ein- und umgesetzt.«
Einen starken Mangel im bisherigen System sieht auch Holger Krings: Die Stadtwerke müssten ebenso Teil eines Geschäftsmodells werden oder dieses etablieren, wie auch Unternehmen und Verbraucher mit ihrer explizit wie implizit vorhandenen Flexibilität in ein solches eingebunden sein sollten. Das müsste eigentlich auch im Interesse der Stadtwerke liegen, denn die Kundenbindung zu verbessern, haben sich ja viele als Ziel gegeben. An der einen oder anderen Stelle sind hierzu jedoch noch Anpassungen in den gesetzlichen Rahmenbedingungen erforderlich.
Das zeigt wiederum, wie im Umfeld der Energiewende von der Erzeugung über den Transport bis zum Verbrauch alle Akteure in einem komplexen Zusammenhang stehen. Um die Potenziale heben zu können, sind eben Regulierungen erforderlich, die diesen komplexen Zusammenhängen Rechnung tragen. Die Defizite zu beheben, ist dringend erforderlich, denn am Ende tragen die Energieeffizienz und -flexibilität ganz wesentlich dazu bei, die Ziele des Klimagipfels von Paris umsetzen zu können.