Industriepolitik im Fokus

Wie Chinas Wirtschaftsmodell Europa unter Druck setzt

8. April 2025, 12:13 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Strategischer Ausbau statt freier Markt: Ein neuer Report des Mercator Institute for China Studies (MERICS) zeigt, wie Pekings Industriepolitik europäische Märkte bedroht.

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Chinas staatlich gesteuerte Wirtschaft sorgt zunehmend für Spannungen auf den Weltmärkten. Ein neuer Bericht des Mercator Institute for China Studies (MERICS) beleuchtet, wie gezielte Subventionen und politische Steuerung chinesische Industrien international in eine starke Wettbewerbsposition bringen – auf Kosten offener Märkte wie in Europa.

Vor allem in Zukunftssektoren wie Elektromobilität, Solartechnik oder Batterien werden Produktionskapazitäten aufgebaut, die den eigenen Bedarf weit übersteigen. Diese Überproduktion fließt in den Export – häufig zu Preisen, mit denen europäische Anbieter kaum mithalten können.

Machtfaktor Industrieförderung

Im Zentrum steht eine politische Vision: die „chinesische Modernisierung“, wie sie Staatschef Xi Jinping vorantreibt. Sie verbindet wirtschaftlichen Aufstieg mit autoritärer Kontrolle und nutzt wirtschaftspolitische Instrumente strategisch – etwa durch bevorzugte Kredite, Industriepläne oder technischen Protektionismus.

MERICS sieht darin eine systemische Herausforderung für Länder mit marktwirtschaftlicher Ausrichtung. Die chinesische Industriepolitik greife zunehmend in globale Marktmechanismen ein – mit weitreichenden Folgen für Technologiewettbewerb und Standortentscheidungen.

Druck auf europäische Strategien

Für Europa bedeutet das: Es reicht nicht mehr, auf offenen Wettbewerb zu setzen. Der Bericht warnt davor, die wirtschaftlichen Risiken zu unterschätzen, die von Chinas Vorgehen ausgehen – insbesondere dann, wenn europäische Unternehmen in Schlüsselbereichen wie grüner Technologie oder Hochleistungsfertigung in direkte Konkurrenz mit staatlich geförderten Akteuren geraten.

Ohne industriepolitische Gegenstrategien, so MERICS, könnten ganze Wertschöpfungsketten unter Druck geraten. Europas Antwort müsse über einzelne Handelsschutzmaßnahmen hinausgehen – gefragt sei eine strategische Industriepolitik, die technologische Abhängigkeiten reduziert und Zukunftsfähigkeit sichert.

 

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