Nach dem »AR-Winter«

Yole sieht microLED-Entwicklung optimistisch

10. Oktober 2024, 8:06 Uhr | Heinz Arnold
Die Analysten der Yole Group prognostizieren, dass die microLEDs ab 2028 so ausgereift sein könnten, dass sie als Displays in verschiedene Geräte erste Anwendungen finden könnten.
© Yole Group

Werden die microLEDs trotz des Rückzuges von Apple den Weg als Mainstream-Displays in Augmented-Reality-Geräte finden? Die Analysten von Yole sehen Anzeichen, die dafür sprechen.

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Apple ist Anfang 2024 aus der Weiterentwicklung von microLEDs ausgestiegen, hat damit ams OSRAM in die Krise gestürzt und das Vertrauen in die microLED-Technologie erschüttert.

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Damit microLEDs sich im Markt durchsetzen können, müsste die Die-Größe verringert werden und es wäre außerdem erforderlich,  spezielle microLED-Fabs zu bauen.
Damit microLEDs sich im Markt durchsetzen können, müsste die Die-Größe verringert werden und es wäre außerdem erforderlich, spezielle microLED-Fabs zu bauen. 
© Yole Group

Denn einerseits konnten die microLEDs sich nicht in der Geschwindigkeit zu wirtschaftlichen Alternativen zu OLEDs entwickelt werden, wie sich das viele Experten ursprünglich gedacht hatten. Denn es ist entgegen den großen Erwartungen nicht gelungen, die Fertigungskosten so schnell so weit zu drücken, dass die sich die microLEDs zu ernsthaften Konkurrenten der OLEDs hätten entwickeln können – zumal die Hersteller die OLEDs schneller als erwartet verbessern konnten. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr schließt sich laut Yole das Fenster für mögliche Anwendungen von microLEDs. 

Als Reaktion darauf überdenken die Unternehmen ihre Strategien: Die einen verlangsamen oder stoppen ihre Aktivitäten, andere sehen den daraus resultierenden geringere Wettbewerb als Chance und treiben die Entwicklung der microLEDs erst recht voran. Es bilden sich Allianzen nach geografischen Gesichtspunkten. Derzeit sind rund dreißig Produktionsstätten und Pilotlinien noch in Betrieb.

Die Analysten gehen jedoch davon aus, dass der »AR-Winter« zwischen 2021 und 2023 vorbei sei und jetzt wieder mehr Optimismus eingekehrt sein. Die treibende Faktor für microLEDs, die in Augmented-Reality-Brillen Einsatz finden, seien die LED-on-SI-Typen (LEDoS). AUO liefere bereits microLED-Muster an Tag Heuer und Garmin, Century Display baut derzeit eine Pilotlinie auf.

Derzeit dominieren allerdings die OLEDs den Smartphone-Markt. Ohne Apple, so schreiben die Analysten von Yole, scheine kein Unternehmen in der Lage zu sein, microLEDs in Smartphones voranzutreiben oder eine geeignete Lieferkette aufzubauen. 

In der Automobilindustrie eröffneten sich vielversprechend Anwendungen für microLEDs, aber auch hier verzögern die hohen Kosten und die Lücken in der Lieferkette die Einführung. Im Sektor der Fernseher stünden die microLEDs ebenfalls noch im Schatten der OLEDs und miniLEDs – auch wenn sich ihnen großes Potenzial im Bereich der ultragroßen Bildschirme über 100 Zoll eröffne.

Außerdem gebe es aufgrund ihrer Transparenz und Modularität weitere Einsatzmöglichkeiten für Nischenanwendungen in Bereichen wie Einzelhandel, Transport und in der Militärtechnik. 

Damit microLED sich durchsetzen könnten, müssten sie die OLEDs allerdings technisch überholen – und dürften dabei nicht mehr kosten als OLEDs. »Dazu müsste die Effizienz deutlich erhöht werden, die Die-Größen müssten weiter schrumpfen und es müsste eine robuste Lieferkette aufgebaut werden, einschließlich der speziellen Fabs«, sagt Eric Virey, Principal Analyst Display der Yole Group. 

Mit der Schließung der microLED-Fabrik von Osram und dem Ausstieg von Apple stünde die Branche jetzt vor einem bekannten Dilemma: Die Massenproduktion wird erhebliche Investitionen erfordern, um die Preise zu senken und die Technologie rentabel zu machen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Apple wieder in die microLED-Branche einsteigt, es sei denn, Lösungen von Drittanbietern erfüllen seine hohen Standards. 

»Die Industrie steht nun vor der Herausforderung, von Machbarkeitsstudien zur Massenproduktion überzugehen. Sie muss beweisen, dass sie hochleistungsfähige, fehlerfreie Displays in großem Maßstab liefern und gleichzeitig Skaleneffekte realisieren kann, um die microLEDs wirtschaftlich fertigen zu können«, resümiert Eric Virey.

 


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