Spannend oder lustig?

Was die Atemluft über Gefühle verrät - ein Experiment

24. Juli 2018, 12:00 Uhr | Nicole Wörner
Mit Hilfe von IR-Spektrometern (bei Laser Components erhältlich) wurde untersucht, ob sich Spannung, Humor und Co. wirklich in der Atemluft nachweisen lassen.
© Drobot Dean / Fotolia

Wissenschaftler sind der Frage auf den Grund gegangen, ob man Gefühle von Menschen in der Atemluft nachweisen kann. Ort des Experiments: ein Kino.

Riecht ein Thriller anders als eine Komödie? Natürlich nicht, denn das Geruchskino ist immer noch nicht erfunden und die Emotionen werden über Bilder und Geräusche erzeugt. Andererseits ist inzwischen bekannt, dass Pflanzen und Insekten über chemische Stoffe Informationen weitergeben. Warum also nicht auch Menschen?

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Chemie und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz sind der Frage auf dem Grund gegangen. Dafür haben sie einen Ort gewählt, an dem viele Menschen zur selben Zeit dieselben Gefühle empfinden: Ein Kino.

Zum Hintergrund:

In der Schule lernen wir, dass der Sauerstoff, den wir einatmen, im Körper in Kohlendioxid umgewandelt wird. Das ist im Prinzip auch richtig, doch zusätzlich enthält unser Atem noch weitere Stoffe, sogenannte flüchtige Verbindungen. 872 davon sind den Wissenschaftlern inzwischen bekannt. Von einigen wenigen wissen sie, dass sie durch physiologische Prozesse im Körper erzeugt werden.

Dieses Wissen wird genutzt, um Veränderungen im Körper zu messen – zum Beispiel wie der Organismus auf Sport oder auf bestimmte Lebensmittel reagiert.

Auch starke Emotionen lösen in der Muskulatur, im Nervensystem oder im Blutkreislauf biochemische Prozesse aus. Prof. Jonathan Williams und sein Team vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz wollten nun feststellen, ob man diese Reaktionen in der Atemluft nachweisen kann.

100 Gase in 30 Sekunden

Ein Kino bietet für dieses Projekt die optimale Kulisse. Zum einen reagieren alle Zuschauer gleichzeitig auf das Filmgeschehen. So können die gemessenen Werte immer einer bestimmten Szene zugeordnet werden. Außerdem werden die Säle kontinuierlich gelüftet: Durch Öffnungen unter den Sitzen dringt frische Luft ein, während die „gebrauchte“ Luft durch Ventilationsöffnungen in der Decke entweicht.

Dort installierten die Wissenschaftler mehrere Massenspektrometer und konnten so im Abstand von 30 Sekunden die Konzentration von rund 100 verschiedenen flüchtigen Verbindungen messen. Die kontinuierliche Zirkulation hat außerdem den nützlichen Nebeneffekt, dass die Zusammensetzung der Luft nach der Vorstellung schnell wieder auf ein Normalniveau zurückkehrt. So kann man die Messergebnisse aufeinanderfolgender Vorstellungen später gut miteinander vergleichen.

Über eineinhalb Monate…

...wurden die Werte in zwei Sälen eines Mainzer Multiplexkinos gemessen. In diesem Zeitraum liefen Filme der verschiedensten Genres: Neben den üblichen Komödien und Actionstreifen wurden auch Horror- und Kinderfilme gezeigt – sogar eine Ballettaufführung war darunter. Die Spektrogramme der einzelnen Kurven waren so charakteristisch, dass die Forscher oft mit bloßem Auge erkennen konnten, um welchen Film es sich handelte. Vor allem spannende und lustige Szenen kann man an den Messkurven deutlich erkennen.

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  1. Was die Atemluft über Gefühle verrät - ein Experiment
  2. Die Ergebnisse: Spannende und komische Kurven

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