Welche Industrien werden Ihr Geschäft mittelfristig am stärksten treiben?
Unser größter Zielmarkt ist die Automobilindustrie. Als Lösungsanbieter für die Automatisierung sind die Produktionsstätten der Automobilhersteller und deren Zulieferer natürlich unser größtes Wirkungsfeld. Und das nicht nur in Deutschland, sondern weltweit – denn unsere Kunden in der Automobilindustrie betreiben ihre Produktionslinien ja auch weltweit.
Interessant wird sein, wie sich die Fertigung durch den Trend zur Elektromobilität verändert, welche Auswirkungen das auf den Maschinenbau und auf Automatisierungshersteller wie Balluff haben wird. Ein ebenfalls stabiler und zukunftsträchtiger Markt ist die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie, und damit verbunden die Verpackungsindustrie. Erstere ist sogar noch globaler als die Automobilindustrie, denn die Versorgung der Weltbevölkerung mit sauberem Trinkwasser und sauberen Lebensmitteln ist eine große Aufgabe. Und nicht zuletzt ist und bleibt auch der Markt der Energieerzeugung ein zukunftsträchtiger Markt für Deutschland und für Balluff – auch wenn die Energiewende derzeit ein wenig ins Stocken geraten ist. Wir sind gut aufgestellt in allen Bereichen.
Im Jahr 2015 verbuchte Balluff einen Umsatz von 366 Millionen Euro. Wie sieht es für 2016 aus und wo sehen Sie das Unternehmen mittelfristig?
Seit der Krise im Jahr 2009 verzeichnen wir ein kontinuierliches Wachstum – mal ein- mal zweistellig. In diesem Jahr wird es im einstelligen Bereich liegen, ich denke aber, dass es mit der in Deutschland sehr starken Automatisierungstechnik im Jahr 2017 wieder ein stärkeres Wachstum geben wird. Konkrete Umsatzziele zu nennen käme einem Orakel gleich, doch wir wollen überdurchschnittlich wachsen – über dem durchschnittlichen Marktwachstum der Bereiche Automatisierung und Investitionsgüter. Wir haben eine konkrete Wachstumsstrategie für das Unternehmen formuliert. Diese werden wir über die nächsten Jahre konsequent verfolgen und das Unternehmen damit von Grund auf stärken.
Was beinhaltet diese Wachstumsstrategie?
Internationalisierung und Fokussierung sind die Stichworte. Über die Internationalisierung hatten wir bereits gesprochen. Nicht minder wichtig ist jedoch die Fokussierung, der Anspruch, in einigen ausgewählten Bereichen ohne Kompromisse die Nummer 1 zu sein. Das gelingt nur, wenn man sich auf eben diese Segmente fokussiert und seine Kernkompetenzen kennt und stärkt. Ein weiterer Teil unserer Strategie ist die Umsetzung unseres neuen Markenauftritts. Unser neuer Claim »innovating automation« steht für unseren Anspruch, dem Kunden ein engagierter Partner zu sein, der ihn in seiner individuellen Applikation berät und Lösungen für ihn erarbeitet.
Der Trend vom Standardprodukt- zum Lösungsanbieter scheint ungebrochen, denn die Kunden sehen sich zunehmend mit Aufgaben konfrontiert, die ihnen früher so nicht begegnet sind. Kann man nur mit Standardprodukten überhaupt noch überleben?
Ja, man kann davon überleben. Wir werden dennoch beides machen: Lösungen anbieten und Komponenten und Sensoren verkaufen. Hier herrscht jedoch ein harter Wettbewerb, weil es zuallererst um den Preis und die Verfügbarkeit der Produkte geht. Das Systemgeschäft ist ein Trend, der erst in den vergangenen Jahren aufgekommen ist. Der Anlagenbauer sucht einen Partner, der ihn berät und Lösungen für seine Anwendung findet. Hier schließt sich auch wieder der Kreis zur Industrie 4.0: Denn jede Anlage stellt ganz eigene Anforderungen, wenn es um die Entwicklung vernetzter, intelligenter und schlanker Produktionslinien geht. Hier braucht der Kunde einen Anbieter, der sich sowohl auf der Komponentenseite auskennt, als auch das System-Know-how in der Kommunikation und der Verbindungs- und Netzwerktechnik mitbringt.