Unvermeidliches Stichwort für alle, die in der Automatisierung unterwegs sind: Industrie 4.0. Welche Bedeutung messen Sie Deutschland in diesem Umfeld bei? Und ist Balluff bereits I40-ready?
Industrie 4.0, das steht für flexible, intelligente und vernetzte Produktion – und für ausgeklügelte Automatisierungstechnik. Hier sehe ich eine der Kernkompetenzen der deutschen Industrielandschaft. Insofern sollte Deutschland zum Thema I40 eine Schrittmacherrolle einnehmen. Nicht in der Datenanalyse und im Handling der Big Data, sondern in der Sensorik, der Kommunikations- und Steuerungstechnik.
Warum kommt I40 hierzulande noch nicht so recht in Gang?
Nun, wir müssen raus aus den akademischen Diskussionen und rein in den echten Praxisbezug. Hier liegt meines Erachtens der Knackpunkt: Industrie 4.0 ist noch nicht griffig genug. Wir brauchen pragmatische Ansätze, müssen vor allem den mittelständischen Unternehmen Ansätze bieten, die ihnen helfen, sich das für sie passende aus dem großen Baukasten I40 auszusuchen.
Wie positioniert sich Balluff in dieser Hinsicht?
Wir sehen uns als Industrie-4.0-Enabler. Wir bieten die Sensoren an – quasi die Sinnesorgane der Maschinen – und die Netzwerktechnik, die die gesammelten Daten an die Steuerung weiterleitet. Dies ist die Grundlage für die vernetzte, intelligente Fertigungslinie. Insofern sind wir hochinvolviert in das Thema. Balluff ist aber auch Anwender von I40, das heißt, wir setzen unsere eigenen Produkte und Lösungen auch in unseren Produktionsstätten ein.
Wie entwickelt sich I40 in anderen Weltregionen?
Wir nehmen Industrie 4.0 durchaus als globales Thema wahr. Sicherlich gibt es in den Regionen unterschiedliche Bezeichnungen oder auch Herangehensweisen. Überall geht es jedoch darum, die Flexibilität und Effizienz zu erhöhen. Besonders großes Interesse und eine Affinität zum Thema sehe ich in Asien; vor allem in China konnte ich schon intensivere Gespräche führen – aber auch hier ist die Diskussion noch recht akademisch. Durch unsere internationale Aufstellung profitieren wir innerhalb unserer Balluff-Organisation und mit unseren Niederlassungen von einem regen Austausch und treiben uns gegenseitig bei dem Thema an.
Könnte Deutschland – in einer gewissen Vorreiterrolle – die anderen Regionen mit dem Thema »anstecken«?
Nun, bevor wir jemanden »anstecken« können, müssen wir uns zunächst einmal selber konzentriert, strukturiert und pragmatisch aufstellen. Dazu muss man ja nicht gleich ganze Fabriken auf einmal umbauen, ein Teilbereich reicht ja schon. Aber man muss damit anfangen.
Wo sehen Sie regional betrachtet das größte Wachstumspotential für Balluff?
Die DACH-Region ist nach wie vor einer unserer stärksten Märkte. Das ist der hierzulande groß geschriebenen Automatisierungstechnik zu verdanken. Dennoch – die hiesigen Märkte sind schon sehr dicht besetzt. Insofern ist es schwer, die Marktanteile in größerem Maß auszubauen. Wir bleiben aber dran. Wachstumspotentiale sehe ich vor allem in Asien – und zwar nicht nur in China, sondern in anderen südostasiatischen Ländern wie etwa Indonesien und Malaysia. Auch wollen wir unsere Position in Nordamerika ausbauen.