Deutlich schneller wachsen als der Markt

Ausschließlich Sensoren im Visier

2. Oktober 2017, 11:58 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Über Zukäufe Kompetenzen gewinnen

Ein Teil der Strategie, die mit Sicherheit weitergeführt wird, sind die Übernahmen. Über Zukäufe hatte sich ams Zugang zu Sensortechnologien verschafft, aber auch zu Technologien, die  engen Zusammenhang mit Sensoren standen. »Was Viele zunächst nicht so recht verstanden hatten«, wie Everke mit einem Lächeln bemerkt.

So dürfte es nicht schwierig sein, zu verstehen, warum ams mit Acam eine deutsche Firma gekauft hat, die eine besondere Ultraschall-Technik für den Messung von Flüssigkeitsströmungen entwickelt hat und die in Wasserzähler Einsatz findet – eine der neuen Techniken, die überdurchschnittliches Wachstum versprechen. Auch eine kleine Firma in Reutlingen, Applied Sensors, die sich mit Gassensoren beschäftigt, passt in dieses Bild. Dass ams dann eine weiter Firma in England übernahm, die eine für Gassensoren wesentliche Technik entwickelt hatte, passt sehr gut ins Bild. CMOSIS ergänzt Applied Sensors

Mit der Übernahme von Heptagon (90 Mio. Dollar Umsatz, Entwicklung in der Schweiz, Fertigung in Singapur) im Januar 2017 – mit 815 Mio. Dollar eine der größten – konnte aber so mancher zunächst nicht so viel anfangen. Denn in welchem Zusammenhang steht die Firma zu Sensoren? Ganz einfach: Sie entwickelt Packaging-Techniken vor allem für optische Sensoren, die es erst erlauben, die Potenziale der Sensoren voll auszunutzen. So fertigt ams mit NanEye winzige nur 1 x 1 mm große Miniaturkameras. Die Technik kam übrigens über den Kauf von CMOSIS im Dezember 2015 zu ams, die ihrerseits die Schweizer Awaiba 2014 übernommen hatte.

Am Ende eines Lichtwellenleiters bilden die Kameras nurmehr eine kleine Verdickung. Der Preis liegt so niedrig, dass das Endoskop nach Benutzung einfach entsorgt werden kann, aufwändige Sterilisierungen um die Sonden noch einmal zu verwenden, sind überflüssig.  Diese winzigen Kameras (250 x 250 Pixel, die auf 750 x 750 hochgerechnet werden) liefern erstaunlich gute Bilder. Besonders wegen der durchaus aufwändigen Optik – ein System von drei Linsen in den neusten Typen – die nur auf Basis der Technik von Heptagon umgesetzt werden kann.

Einstieg in die VCSELs – optischer Pfad komplett

Wie eng Heptagon mit weiteren Sensortechniken in Verbindung steht, zeigt die jüngste Übernahme von Princeton Optronics. Zunächst hatte sich ams für die Übernahme des IR-LED- und VCSEL-Herstellers (Vertical Cavity Surface Emitting Lasers) entschieden, weil erstens die Beleuchtungsquellen in der Sensorplattform noch fehlten: Jetzt kann ams den gesamten optischen Pfad von der Beleuchtung bis zum Sensor abdecken.  Zweitens unterscheidet sich Princeton Otpronics mit ihrer VCSEL-Technik deutlich von anderen Herstellern: Die VCSELs des Unternehmens lassen sich nämlich auf einer kleinen Fläche platzieren. Das verspricht, nicht nur 2D- sondern in Zukunft auch 3D-Arrays für LIDAR-Systeme realisieren zu können. Das wiederum erfordert aber auch eine ausgeklügelte Packaging-Technik – die ohne Heptagon nicht möglich wäre.

Princeton Optronics ist auch ein Beispiel für die Differenzierung über  Fertigungstechniken. Sie spielen für die Produktion der VCSELs eine entscheidende Rolle. Deshalb übernimmt ams nicht nur die 150-mm-Wafer-Fab in Singapur sondern baut sie kräftig aus: innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Mitarbeiter dort von 1000 auf 6000 gestiegen. Ein weiteres Beispiel für eine starke In-house-Technik ist die der Aufbau von optischen Filtern. »Das würden wir niemals außerhalb fertigen lassen und treiben dies nun sowohl in Österreich als auch in Singapur voran.« Zudem baut den Standort JTC nanoSpace@Tampines für die Abscheidung von optischen Filtern aus. Insgesamt will ams über die nächsten drei Jahre 200 Mio. Dollar in den dortigen Reinraum stecken.  

Nach diesem Muster will ams insgesamt vorgehen. Denn die vier Säulen der Anwendungsfelder stehen übergreifende Technologien gegenüber: die monolithische Integration von Sensoren, verschiedene Sensor- und Packaging-Techniken, analoge Algorithmen sowie Sensor-Fusion-Algorithmen. Damit könne ams laut Everke in jede neue Sensoranwendung höhere Leistungsfähigkeit, höhere Komplexität und vor allem eine verbesserte Systemperformance bringen: »Nur wer des alles im Haus hat, kann beispielsweise ein VCSELs optimieren.« Oder Image-Sensoren mit Spectral Sensing kombinieren: »Hier werden ebenfalls neue, bisher nicht bekannte Anwendungen möglich, die sich den Comsumerbereich erschließen werden und in hohe Stückzahlen gehen.« So könnten Verbraucher etwa über ein Smart Phone feststellen, ob ein Apfel frisch ist, ob er süß oder sauer schmeckt. Auch Farbtöne ließen sich genau erkennen.


  1. Ausschließlich Sensoren im Visier
  2. Die vier Säulen des Wachstums
  3. Über Zukäufe Kompetenzen gewinnen
  4. In der Kombination liegt das Potenzial

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