Für Everke ist das Wachstum keine Überraschung, denn er hatte den Kurs mit Bedacht ausgewählt: »Alle Megatrends – Stichwort Digital Transformation – sind mit Sensoren verbunden, das ist der Grund, warum wir diese Strategie gewählt haben.« Wichtig dabei ist, dass die Strategie bestimmte Sensoren umfasst, nicht die Wald- und Wiesentypen. »Von Sensoren, die viele machen und von denen wir keine Differenzierung erwarten können, lassen wir besser die Finger.« Das gelte beispielsweise für Inertialsensoren.
Oder Positiv gewendet: ams hat genau vier Sektoren ausgemacht, auf die das Unternehmen künftig setzt: Optische Sensoren, Imaging (hier aber nicht die Bildsensoren für Kameras, sondern für besondere Einsätze), Environmental (auch wieder solche mit besonderen Differenzierungsfaktoren) und Audio Sensing, womit Interface-ICs für MEMS-Sensoren gemeint sind, etwa für die Active Noise Cancellation (ANC). Diese Sensoren wandern in Human Machine Interfaces – vor allem Gestenerlkennung und 3D-Sensing sind Wachstumsbereiche – in Smart Home und Smart Buildings, ins autonome Fahren, in die Industrie (Machine Vision, Spektralsensoren, Positionssensoren) ins Gesundheitswesen und in Umweltmessungen, beispielsweise in Wasserzähler.
Für alle vier Säulen gilt also: möglichst klein, möglichst Low Power, mit höchster Sensitivität und auf höchstem Integrationslevel (monolithisch integrierte Sensoren sowie Multi-Sensor-Packages und -Module) inklusive der dazu erforderlichen Sensor-ICs, Interfaces und Software. Ein bemerkenswerter Unterschied zu allen anderen Wettbewerbern: »Kein anderer hat alle vier Säulen im Programm, wem aber Säulen fehlen, der kann dort nicht mitwachsen.« Und in den meisten dieser Techniken ist ams bereits die Nummer 1.
Parallel dazu setzt ams auf Standard-Produkte, die Transformation des ehemaligen ASIC-Geschäfts hin zu ASSPs in hohen Stückzahlen sei bereits gelungen. 60 Prozent des Umsatzes erwirtschafte ams jetzt im Consumer-Bereich, 40 Prozent entfallen auf den Sektor Automotive, Industrial und Medical (AIM). Inzwischen verfüge das Unternehmen über eine breite Kundenbasis und einen entsprechend starken Distributionskanal. Vom Consumer-Bereich erwartet sich Everke über die nächsten zwei Jahre die größten Wachstumsimpulse. So hätten die Umsatzmöglichkeiten im Smart Phone bisher bei 30 bis 90 Cent gelegen, jetzt würden sie auf mehrere Dollar klettern: »Besseres Sensing, besseres Audio, bessere Displays – all das ermöglichen unsere Sensortechnologien.«
Neue Strategie schnell umgesetzt
Was das Wichtigste ist: Die Strategie hat er sehr schnell umgesetzt. Denn nach der der vierjährigen Amtsperiode von Kirk Laney – er war von TAOS gekommen und hatte die Weichen bereits Richtung Sensorik gestellt –, hatte Alexander Everke die Strategie im html" href="http://www.elektroniknet.de/markt-technik/messen-testen/der-sensorphantasie-sind-keine-grenzen-gesetzt-136112.html">Markt&Technik-Interview im November 2016 nicht nur angekündigt, sondern hat schnell Taten folgen zu lassen, wie an der Umsatzentwicklung abzulesen ist: »Wir verfügen jetzt über eine World Class Organisation auf globaler Basis, die Anwender glauben an uns und lassen uns wachsen.«
In einem Fall allerdings hat er die Notbremse gezogen. Schon vor seiner Zeit hatte das Management beschlossen, in eine neue für 300-mm-Wafer ausgelegte Fab zu investieren. Weil hübsche Subventionen winkten, wollten die Österreicher in Utica im Staat New York bauen – zu traumhaften Konditionen. Der FRAmp-up sollte 2018 erfolgen. Doch wie sich herausstellte, war auch in den USA dort nicht alles Gold was glänzte. Kurz gesagt, die Firma, die hinter dem Bau stand, entpuppte sich als Schwindel und als dort installierte Kameras deutlich zeigten, dass auf der Baustelle nichts geschah, stieg ams sang aus – ohne dass dadurch Kosten entstanden.
Und Alexander Everke scheint auch nicht besorgt über den Verlust der geplanten zusätzlichen Produktionskapazität zu sein. Denn trotz des enormen Wachstums, mit dem er rechnet, ist er überzeugt, die Produkte mittelfristig in den eigenen Fabs fertigen zu können. Denn auch hier fährt ams eine klare Linie: Alles, was nicht zur Differenzierung beiträgt, sollen Foundries fertigen. Dazu gehören TSMC, UMC und GobalFoundries für viele Mainstream-Prozesse, aber auch Foundries die Spezialitäten anbieten können, wie X-Fab im Analog/Mixed-Signal-Bereich oder Tower im Bereich der Bildsensoren.