Bitkom-Studie

Corona treibt Digitalisierung voran – aber...

16. November 2020, 11:00 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Digitalisierungs-Hemmnisse: Geld und fehlende Lösungen

Die größte Hürde für die Unternehmen bei der Digitalisierung ist der Datenschutz (69 %). Dahinter folgen Anforderungen an die technische Sicherheit (58 %) und fehlende Fachkräfte (55 %). Verglichen mit früheren Befragungen werden deutlich häufiger fehlende finanzielle Mittel genannt. Aktuell gilt das in 43 % der Unternehmen als eine der größten Hürden, im April waren es nur 25 %, 2019 sogar nur 20 %. Unverändert verglichen mit dem April nennen 33 % fehlende Zeit. Deutlich häufiger ist dagegen die Klage über die fehlende Verfügbarkeit marktfähiger Lösungen, die von 30 % geäußert wird, im April waren es nur 18 % (2019: 17 %). 

Berg: »In vielen Bereichen, etwa zur Kollaboration oder für Videokonferenzen gibt es eine Vielzahl sofort einsatzfähiger Lösungen. Wer aber zum Beispiel eine Messe aus der analogen Welt in die digitale überführen will, stellt fest, dass es in einigen Bereichen an wirklich breit nutzbaren digitalen Anwendungen fehlt. Hier bietet sich innovativen Anbietern ein neuer, großer Markt.«

Manche Unternehmen investieren mehr, andere müssen Investitionen zurückfahren

Bei der verstärkten Digitalisierung kommen allerdings nicht alle Unternehmen gleichermaßen mit. So geben zwar 43 % an, dass sich ihre Investitionen in die Digitalisierung seit Corona „stark erhöht“ (11 %) oder „eher erhöht“ (32 %) haben. Umgekehrt beklagen aber 30 %, dass die Ausgaben „eher gesunken“ (27 %) oder „stark gesunken“ (3 %) sind. Dabei gibt es deutliche Unterschiede je nach Unternehmensgröße. Nur 10 % der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern und 13 % der Unternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern haben ihre Investitionen stark erhöht. Bei den Unternehmen mit 500 bis 1999 Mitarbeitern sind es aber 24 %, bei denen ab 2000 Mitarbeitern 22 %. 

Berg: »Es besteht die Gefahr, dass der Digitalisierungsschub durch Corona zu einer noch tieferen Spaltung in der deutschen Wirtschaft führt: In Unternehmen, die weitgehend im Analogen verharren, und in Unternehmen, die bei der Digitalisierung mit Tempo vorangehen.«

Die Unternehmen, die ihre Investitionen in Digitalisierung seit Beginn der Corona-Pandemie zurückfahren mussten, haben dafür eine Vielzahl von Gründen. Ganz oben stehen fehlende finanzielle Mittel durch die Folgen der Corona-Pandemie (66 %). Ähnlich viele geben an, dass wegen des ersten Lockdowns Projekte verschoben oder andere Prioritäten gesetzt werden mussten, weil die Existenz des Unternehmens gefährdet war (je 59 %). 

Ebenfalls eine Mehrheit beklagt fehlende fachliche Expertise (54 %) und fehlende Zeit für Digitalisierungs-Maßnahmen in der Pandemie (52 %). Jeder Zweite (50 %) hatte nicht die personellen Ressourcen für Digitalisierung in der Krise. 

»Die Politik hat in der Corona-Krise rasch gehandelt und eine Vielzahl von Hilfsmaßnahmen für die Unternehmen auf den Weg gebracht. Künftig sollten Mittel vor allem in Digitalisierungsprojekte investiert werden«, so Berg. »Zugleich müssen wir Kooperationen zwischen den Unternehmen verstärken. Wir brauchen den Austausch von Digitalisierungs-Know-how und müssen Leuchtturm-Projekte und erfolgreiche Praxisbeispiele noch viel sichtbarer machen.«
 


  1. Corona treibt Digitalisierung voran – aber...
  2. Unternehmen ergreifen konkrete Digitalisierungs-Maßnahmen
  3. Digitalisierungs-Hemmnisse: Geld und fehlende Lösungen
  4. »Die Politik ist gefordert«

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