Nachbericht Ispo 2018

Trainieren für den Medizineinsatz

31. Januar 2018, 8:00 Uhr | Melanie Ehrhardt
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»In der Medizin muss die Technik funktionieren«

Geschäftsführer Markus Strecker freut sich jedoch nicht nur über Vorbestellungen aus dem Sporthandel, auch medizinische Anfragen hat er bekommen. Das liege nicht zuletzt an dem zuverlässigen EKG-Signal. Mit dieser Aussage ist Strecker eine Ausnahme, denn die wenigsten Hersteller wollen sich mit dem Monitoring beim Arzt messen. Zu Recht: »In der Medizin muss die Technik funktionieren, da können Sie sich keinen Fehler leisten«.

Ein potentielles Einsatzgebiet wäre unter anderem die Betreuung von Demenzpatienten, die sich in ihrer Umgebung nicht mehr zu Recht finden und verirren. Dank des eingenähten GPS-Sensors könnten Pfleger oder Angehörige diese schneller finden. Mit der 3D-Motion könnte in Echtzeit registriert werden, wenn ein Patient oder Pflegebedürftige stürzt.

Obwohl bei der Entwicklung vieles in Kooperationen mit anderen Firmen entstand, verließ man sich bei der Elektronik und der Software auf das eigene Know-how. »Kritische Fabrikationsprozesse gibt es nicht von der Stange«, sagt Strecker.

Kurz vor der Marktreife

Mit Technik Krankheiten und Verletzungen vorbeugen, ist eine weitere Prämisse vieler Hersteller. Das gilt auch im Laufsport. »Etwa 30 Prozent der Menschen laufen falsch«, erklärt Steffan Hüttner, Geschäftsführer von SensoRun. Mit schmerzhaften Folgen. Gemeinsam mit Sportmedizinern der Universität Tübingen wurde deshalb ein Protations-Sensor entwickelt, der mit einem Band an der Wade befestigt wird und das Abrollverhalten beim Aufsetzen des Fußes misst. Die Daten sind anschließend über die dazugehörige Smartphone-App abrufbar. Das erlaube es Sportlern, eventuelle Überlastungen herauszufinden und den eigenen Laufstil zu optimieren.

Der Sensor könnte sich auch für den Einsatz in der Physiotherapie eignen, um beispielsweise das Laufverhalten nach einem Unfall zu kontrollieren. Im Juni soll das System auf den Markt kommen. Bis dahin gibt es jedoch einiges zu tun, unter anderem bei dem Band und dem Kunststoffgehäuse. Die Technik hingegen ist laut Hüttner marktreif. Und diese ist ein wahres Potpourri an Herstellern. Der Sensor stammt von Bosch, die Elektronik von Binder und die Software von HP Technology.  

Die Medizin erlaubt keine Fehler

iinMotion und SensoRun zeigen, dass Fitness-Anwendungen durchaus das Potential für die Medizin haben – wenn bestimmte Vorrausetzungen gegeben sind. Für Samsung hingegen lohnt sich der Markt kaum. »Wir machen Produkte, die sich global und einheitlich verkaufen lassen«, so Schlegel. Die Medizin mit ihren strengen und unterschiedlichen Zulassungen macht das nicht möglich. Zudem entwickelt sich die Technik rasant weiter. Das passt nicht zu den Zyklen im Gesundheitswesen. Hinzu kommt das Risiko, das etwas nicht funktioniert. Ungenaue Daten und unterbrochene Überwachungsprozesse sind im Sport ärgerlich; in der Medizin sind sie unverzeihlich.

Zwar haben sich die Anwendungen in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und verbessert, fit für den Medizineinsatz sind Wearables noch nicht. Bisher unterstützen sie diese lediglich, sorgen dafür, dass Verbraucher sich bewusster mit ihren Werten auseinandersetzen und motivieren den einen oder anderen dazu, doch mal die Treppe statt den Fahrstuhl zu nehmen. In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist und an ihm befindet sich ein Wearable.


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