Eine Frage zum Stellenwert von Künstlicher Intelligenz: Welche Rolle könnte KI als Partner von Management und Unternehmensführung künftig einnehmen?
Mangels fehlender Anwendungsbeispiele und genauerer Begriffsdefinitionen ist es zurzeit sicherlich eine Glaubensfrage, wie weit KI im Management gehen kann. Hier reicht das Spannungsfeld von der einfachen Gehilfin bei Entscheidungsprozessen bis hin zum kompletten Ersatz der Führungskraft. Unter den Managern werden Sie sowohl Skeptiker finden als auch Pragmatiker und Optimisten.
Persönlich kenne ich Vertreter aller drei Varianten. Ich würde das ganz vorsichtig so verallgemeinern – ohne eine Wertung vornehmen zu wollen: Die Skeptiker findet man eher in einem philosophisch-ethischen Umfeld, die Pragmatiker sind eher aus dem Ingenieurwesen und die Optimisten sind KI-Verfechter à la Ray Kurzweil, die eher aus einer Robotik-Informatik-Ecke kommen. Und das KI-System wiederum korreliert stark damit, aus welchem Dunstkreis Erschaffer kommt, wo er die Grenzen setzt und wie er mit den Begrifflichkeiten „Empathie“, „Emotion“, „Bauchgefühl“ usw. umgeht.
Ein Skeptiker wird beispielsweise eher dazu tendieren, ein algorithmisiertes System als Gehilfin einzusetzen, mit klaren Grenzen, bis wohin das KI-System geht und ab wann die Führungskraft übernimmt. Ein Optimist dagegen geht grundsätzlich davon aus, dass eine Maschine all diese Fähigkeiten wie empathisch zu sein, Emotionen zu zeigen, Bauchgefühl usw. erlernen kann und diese durch lernfähige Algorithmen auf maschineller Ebene abgebildet werden können. Denn er glaubt, dass alles auf Regeln basiert.
Bei all diesen Diskussionen wird aber eines übersehen: Das Bewusstsein als Grundlage der Achtsamkeit, der Empathie, bedingungslose Liebe etc. Das Phänomen des Bewusstseins gehört zu den so genannten harten Problemen der Wissenschaft, die sich nicht endgültig beantworten lassen. All die Forschungsbestrebungen beschäftigen sich eher mit der Korrelation des Bewusstseins mit Dingen, aber nicht mit dem Bewusstsein selbst. Nichtphänomenale Vorgänge wie eine achtsame Haltung, die von Augenblick zu Augenblick zum Tragen kommt, haben ihre Basis im Bewusstsein, das im Hintergrund mitschwingt. Soweit meine Haltung dazu.
Doch bei all diesen Glaubensdiskussionen zwischen Skeptikern, Pragmatikern und Optimisten lässt sich positiv feststellen, dass es durchaus einen verantwortungsvollen Umgang mit KI bei den Unternehmen gibt und er eine immer größere Rolle spielt. Einer Studie des Marktforschungsunternehmens Forbes Insights zufolge bieten 70 % der Firmen, in denen KI bereits eingesetzt wird, ethische Schulungen für ihre IT-Mitarbeiter und in sogar 63 % der Unternehmen wurden Ethikkommissionen eingeführt, die den Umgang mit der Technologie evaluieren. Ebenfalls nachgewiesen ist, dass Unternehmen, die KI erfolgreich implementieren konnten, auch dabei die Nase vorn haben, Verantwortung für KI zu übernehmen. Denn dass eine Kontrolle der Technologie unabdingbar ist, bestätigten laut dieser Studie führende Unternehmen. Eine KI ohne das Mitwirken von Menschen funktioniere nicht – auch wenn das häufig so angenommen werde.
Hier ein sehr erhellendes Beispiel, wenn es keine Kontrolle gibt oder diese manipulativ eingesetzt wird: Der lernfähige mit KI ausgestattete Social-Media-Bot von Microsoft namens Tay, sollte immer schlauer werden, je mehr er mit Menschen kommunizierte, ganz unabhängig vom Thema. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Als man den programmierten Bot auf die Twitter-Community losließ, wurde er von einigen Leuten mit extrem rassistischen und sexistischen Inhalten »gefüttert« und somit trainiert. Innerhalb weniger Stunden hatte er eine Affinität für solche Inhalte entwickelt und plapperte eifrig entsprechend. Das war natürlich nicht die ursprüngliche Absicht von Microsoft, und Tay wurde daraufhin erst einmal vom Netz genommen.