Deutschland meldete 2024 0,4 Prozent mehr Patente an und hält damit weltweit den zweiten Platz hinter den USA. Besonders bei digitalen Schlüsseltechnologien wuchs Deutschland mit 6,6 Prozent - stärker als USA und China. Geht da nicht noch mehr? Laut VDI ist der Fachkräftemangel eine Bremse.
Laut Europäischem Patentamt (EPA) meldeten deutsche Forscherinnen und Forscher im vergangenen Jahr rund 25.000 Patente an. Die USA reichten in Europa etwa 48.000 Patentanmeldungen ein. Der VDI-Direktor Adrian Willig bewertet die Zahlen als ermutigend, warnt jedoch vor Selbstzufriedenheit: „Die Zahlen zeigen, wie innovationsfreudig Deutschland weiterhin ist. Dennoch dürfen wir uns nicht auf diesen Erfolgen ausruhen.“
Als besonders problematisch wertet Willig den zunehmenden Mangel an technischen Fachkräften. Der VDI fordert die neue Bundesregierung auf, verstärkt in Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, nachhaltige Energiesysteme und die Circular Economy zu investieren. Diese Bereiche böten großes Potenzial für den Wirtschaftsstandort Deutschland, würden jedoch durch bürokratische Hürden und fehlende Ingenieurskapazitäten ausgebremst.
Die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte sei ein entscheidender Faktor. Laut IW-Erhebungen werden bis 2035 bis zu 340.000 MINT-Akademikerinnen und -Akademiker in Rente gehen. Um dem entgegenzuwirken, fordert der VDI eine Stärkung der technischen Bildung – von der Schule bis zur beruflichen Weiterbildung. „Es braucht verbindlichen Technikunterricht über alle Schulformen hinweg mit bundesweit einheitlichen Bildungsstandards“, so der Verband. Zudem seien gezielte Anreize für die Fachkräftezuwanderung und eine bessere Integration ausländischer Ingenieurinnen und Ingenieure in den Arbeitsmarkt notwendig.
Besonders stark war Deutschland im Bereich Transport vertreten, der Automobilindustrie, Schienenverkehr, Luftfahrt und Raumfahrt umfasst. Hier stammte ein Fünftel aller Anmeldungen aus Deutschland, womit es weltweit führend vor den USA, Japan und Frankreich ist.
Innerhalb Deutschlands ist Bayern mit 6.986 Patentanmeldungen das führende Bundesland, gefolgt von Baden-Württemberg mit 5.359 und Nordrhein-Westfalen mit 4.636 Anmeldungen.
Diese Rangfolge unterscheidet sich von den Zahlen des Deutschen Patent- und Markenamtes, wo Baden-Württemberg vorne liegt.
Der Unterschied erklärt sich durch die Anmeldestrategien großer Unternehmen: Während sich Siemens mit seinen 1.830 Anmeldungen fast ausschließlich auf das EPA konzentriert und weltweit auf Platz sechs liegt, ist das Unternehmen beim Deutschen Patentamt weniger präsent. BASF mit 1.599 Anmeldungen und Bosch mit 1.249 folgen als weitere starke deutsche Anmelder im globalen Vergleich.