Hays Fachkräfteindex 4. Quartal

Elektronik bremst bei Neueinstellungen

1. Februar 2024, 11:58 Uhr | Corinne Schindlbeck
Woraus resultiert die aktuell hohe Zurückhaltung bei Neueinstellungen, trotz einiger Ausreißer?
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Insgesamt hat die Nachfrage der Industrie nach Ingenieuren nach zwei schwachen Quartalen im letzten Jahresviertel 2023 wieder leicht anzogen – auch die nach Elektroingenieuren. Die Elektronikbranche selbst steht auf der Bremse, Wachstumstreiber sind andere.

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Elektronik bremst bei Neueinstellungen

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Der Hays Fachkräfte-Index bildet die Nachfrageentwicklung am Arbeitsmarkt ab und basiert auf einer quartalsweisen Auswertung von Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing. Er zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom 1. Quartal 2015 an, dem Start der Untersuchung. 

Dem aktuellen Index zufolge wächst die Nachfrage nach Ingenieuren zum Jahresende nach drei eher flauen Quartalen erstmals wieder leicht und klettert um 6 Prozentpunkte auf 96 Prozent. Damit liegt die Nachfrage nach Ingenieuren deutlich unterhalb der Gesamtnachfrage nach Fachkräften in Deutschland (Index 117 Prozent). 

Innerhalb der Berufsgruppe der Ingenieure werden Elektroingenieure – bezogen auf absolute Zahlen – nach Bauingenieuren aktuell am zweithäufigsten gesucht. Vor allem von Personaldienstleistern und der IT-Branche, seltener von der Elektronikbranche selbst. Hier ist die Nachfrage in den letzten 3 Quartalen deutlich zurückgegangen, von einem Indexwert von 127 Prozent im ersten Quartal 2023 auf 53 Prozent im vierten Quartal 2023. Kathrin Möckel, Head of Market Research bei Hays: »Im Gegensatz zu anderen Branchen verzeichnet die Elektronik in jedem Quartal eine sinkende Nachfrage«.

Verdoppelung der Nachfrage nach Elektroingenieuren

Die sich freilich ordentlich entwickelt hat seit Beginn der Analysen 2015. Im Vergleich zum Ausgangswert von Q1/2015 haben sich die Stellen für Elektroingenieure mehr als verdoppelt - der Indexwert liegt bei 103 Prozent und damit leicht oberhalb der Nachfrage nach Ingenieuren insgesamt (Index 96 Prozent). Der Fachkräfte-Index Engineering liegt aktuell auf dem Niveau der zweiten Jahreshälfte 2022 – und damit im Gesamtjahr 2023 weiterhin deutlich höher als im Vergleichszeitraum zwischen 2015 und 2021.

Warum liegt die Nachfrage nach Ingenieuren unterhalb der Gesamtnachfrage in Deutschland? Woraus resultiert die aktuell hohe Zurückhaltung bei Neueinstellungen, trotz einiger Ausreißer?  Für René Gruner, Bereichsleiter Digital Technology and Engineering bei Hays vermiesen hohe Energiekosten und unsichere politische Rahmenbedingungen die Lust auf Personalaufbau. »Wir beobachten das beispielsweise im Automobilmobilsektor, wo kürzlich gestrichene Subventionen in Green Tech /E-Mobility durch die fehlende Finanzierung auch die Personalsituation belastet. Gleichzeitig bemerken wir einen wachsenden Bedarf nach Hochtechnologien wie der künstlichen Intelligenz integriert in Produkte und Services. Hier sind vor allem Projekt- und Betriebsingenieure gefragt«, sagt er.

Vor allem Betriebsingenieure werden gebraucht

Das zeigt sich in den Zahlen: Die kräftigsten Zuwächse gab es in vierten Quartal bei Betriebsingenieuren (+42 Prozentpunkte auf 134%), gefolgt von Fertigungsingenieuren (+36 Prozentpunkte auf 38%) und Projektingenieuren (+28 Prozentpunkte auf 144 %). 
Die Zahl der offenen Positionen für Projekt- und Konstruktionsingenieure steigt um 28 Prozentpunkte bzw. + 24 Prozentpunkte. Die Nachfrage nach Verfahrens- und Prozessingenieuren hingegen ist weiter zurückgegangen. Am stärksten sank die Nachfrage nach Chemieingenieuren (–30 Prozentpunkte). 

Auffallend ist, dass die Index-Werte für die Mehrzahl der Positionen von Entwicklungsingenieuren rückläufig waren, vor allem in den Bereichen Automatisierung (–20 Prozentpunkte), Antriebstechnik (–15 Prozentpunkte) und Automotive (–15 Prozentpunkte). Nur Entwicklungsingenieure für Maschinenbau (+7 Prozentpunkte) und Elektronik (+5 Prozentpunkte) waren wieder häufiger gesucht. Bezogen auf das Gesamtjahr sank jedoch der Bedarf in allen analysierten Positionen für Entwicklungsingenieure.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal zeigt sich ein differenziertes Bild für den Bedarf an Ingenieuren. Die Extreme traten bei Chemieingenieuren (–52 Prozentpunkte) und Projektingenieuren auf (+40 Prozentpunkte).
In fast allen untersuchten Branchen sanken die Index-Werte gegenüber dem Vorjahresquartal, am deutlichsten in der IT-Branche (–87 Prozentpunkte). Einzige Ausnahme sind Personaldienstleister, die mehr Stellen für Ingenieure veröffentlichten (+54 Prozentpunkte).

Wichtiger Jobmotor bleibt die IT 

Während im dritten Quartal die Zahl der ausgeschriebenen Positionen für den Bereich IT erstmals seit 1,5 Jahren unter die Grenze von 100.000 Stellengesuchen gefallen waren, verzeichnet der Fachkräfte-Index im letzten Jahresviertel einen Zuwachs von zehn Prozentpunkten und steigt damit wieder über diese Marke (+ 136 PP).

Nach drastischen Rückgängen (- 48 PP und - 90 PP) im dritten Quartal zieht die Nachfrage für die Berufsgruppen IT-Administratoren und den IT Security-Spezialisten mit jeweils + 25 Prozentpunkte nun wieder deutlich an. Übertroffen wird der Nachfrageschub nun noch von den SAP-Entwicklern mit + 38 Prozentpunkte. Weiter rückläufig sind hingegen die Stellengesuche für Datenbankentwickler (- 22 PP) und IT-Architekten (- 8 PP). 

»Wir merken, dass die Kunden wieder vermehrt bereit sind, einzustellen. Das zeigen unsere aktuellen Zahlen in Form eines leichten Anstiegs. Erfahrungsgemäß entspannt sich die Zurückhaltung aus dem letzten Jahr schon im Laufe des Januars und Kunden kommen wieder aktiver auf uns zu. Das liegt sicherlich zum großen Teil daran, dass die Unternehmen sich inzwischen mit ihren Besetzungsplänen an die veränderte Wirtschaftslage angepasst und ihre Bedarfe klarer priorisiert haben«, so Andreas Sauer, Bereichsleiter Technology bei Hays. 
 


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