Arbeitsmarkt

Elektroindustrie beschäftigt so viele wie seit 1995 nicht mehr

20. Februar 2024, 9:14 Uhr | Corinne Schindlbeck
Von der Delle Anfang des Jahrtausends hat sich die Elektroindustrie längst erholt.
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Konjunkturflaute, Stellenmarkt, Demographie: Wie schlägt sich der Arbeitsmarkt in der Elektro- und Digitalindustrie? Der ZVEI hat neue Beschäftigtenzahlen veröffentlicht.

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Ältere Ingenieure erinnern gerne an die Entlassungswellen in den 90er und Jahrtausendwende-Jahren nach Platzen der Dotcom-Blase, wenn es um den aus ihrer Sicht »sogenannten« Ingenieurmangel geht. Denn damals wurde reihenweise auch Personal freigesetzt, das man doch angeblich so dringend für die Zukunft gebraucht hätte. 

Seitdem hat die Branche – von konjunkturellen Schwankungen abgesehen – bis Ende 2023 aber kontinuierlich neue Arbeitsplätze aufgebaut. Der Zuwachs seit 2005 summiert sich bis heute auf 108.000 zusätzlich geschaffene Stellen. 908.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte die deutsche Elektro- und Digitalindustrie Ende 2023 – so viele wie seit 1995 nicht mehr, wie die Grafik zeigt. Allein 2023 wuchs die Zahl der Beschäftigten um 10.000 Personen an.  Mehr als 12 % der Branchenbeschäftigten (107.000) sind dabei im Bereich Forschung & Entwicklung (F&E) tätig.

In der Elektroindustrie ist die Zahl der Mitarbeiter so hoch wie seit 1995 nicht mehr

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Nur der Maschinenbau stellt noch mehr Arbeitsplätze. »Die Elektro- und Digitalindustrie bleibt – nach Köpfen – die zweitgrößte Branche des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland«, so ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann.

Firmen reagieren aktuell allerdings auf die stockende Konjunktur und bremsen bei ihren Beschäftigungsplänen. Diese sind seit Juli 2023 per saldo negativ. Ende 2023 lagen sie bei minus 18 Prozent, d. h. von 100 befragten Unternehmen wollten im Schnitt 18 Personal abbauen. Ist eine Erholung bereits in Sicht? »Die Entwicklung der Beschäftigungspläne korreliert stark mit dem Konjunkturverlauf. Hier rechnen wir insbesondere ab der zweiten Jahreshälfte wieder mit einem Anziehen«, so Gontermann.

Der demographische Wandel in der Elektronik Industrie

Die demographische Entwicklung »ist und bleibt« eine große Herausforderung, bekräftigt der Verband. 29 Prozent der Elektrofirmen in Deutschland beklagten heute bereits Produktionshemmnisse, weil sie nicht alle Stellen besetzen können. Und diese Problematik dürfte der demographische Wandel in den kommenden 10 Jahren noch verstärken, wenn ein Großteil der Mitarbeitenden in das Rentenalter kommt. Derzeit sind laut ZVEI in der deutschen Elektroindustrie die Altersgruppen der 55- bis 57-Jährigen personell am stärksten besetzt, mehr als ein Viertel (26 %) der Mitarbeitenden sind älter als 55. Wenn diese in den nächsten zehn Jahren durch Ruhestand wegfallen, bedeutet das einen Ersatzbedarf von sukzessive mehr als 230.000 Beschäftigten.

Steuern wir also auf ein Verfügbarkeitsproblem zu, was den Beschäftigungsausbau im Ausland fördern könnte? Immerhin gehen die Studienanfängerquoten in E-Technik in Deutschland zurück, während gleichzeitig die Statistik ein Stück weit mit Erstsemestern aus dem Ausland stabilisiert wird. Dazu Gontermann: »Auch im Ausland gibt es derzeit ja große demografische Herausforderungen. Tendenziell sind die Entwicklungen bei den Inlands- und Auslandsbeschäftigten eher komplementär,  also: Beschäftigungsaufbau im Inland geht einher mit Aufbau auch im Ausland und umgekehrt.«

Das Instrument Kurzarbeit wird genutzt

Die nachlassende konjunkturelle Dynamik seit dem zweiten Quartal 2023 habe sich beschäftigungswirksam kaum bemerkbar gemacht, so der ZVEI. So hätten sich zuletzt zwar wieder 21.000 Personen in Kurzarbeit befunden. Dies seien aber nicht annähernd so viele wie im Corona-Frühjahr 2020. »Damals während der Corona-Pandemie wurde hier mit 182.000 Kurzarbeitenden der Höchststand erreicht«, so Gontermann. 

Das Instrument der Kurzarbeit habe sich bewährt. Nicht nur in der Corona-Pandemie, sondern bereits zuvor während der globalen Finanzkrise 2007 bis 2009. Weil es ermögliche, Personal auch in Krisenzeiten zu halten, um dann bei einem Anziehen der Konjunktur die eigene Produktion wieder rasch hochfahren zu können.

Aktuell sind laut ZVEI 12.000 Stellen als offen gemeldet. Die Frauenquote in der Branche habe 2023 bei 30 Prozent gelegen. Dabei sei sie tendenziell etwas höher, je älter die betrachtete Beschäftigtengruppe sei: 34 Prozent etwa bei den 55-Jährigen. Die Ausbildungsquote liegt bei vier Prozent. 


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