Druck trotz Krise: Ingenieurmangel reloaded

28. April 2009, 16:06 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Arbeitsmarkt geht der Nachwuchs aus

Für die Unternehmen signalisiert die klaffende Ingenieurlücke, in Kürze schon bis auf Messer um den Nachwuchs kämpfen zu müssen. Der Wettbewerb um die besten Talente wird zum Hauen und Stechen. Mitte März meldete das Online- Stellenportal StepStone, dass 27 Prozent der Unternehmen ihren Wettbewerbern künftig gezielt Fachkräfte abwerben wollen (siehe Kasten). Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 21 Prozent. Am Grundproblem ändert das freilich nichts.

Denn Deutschland, man kann es nicht oft genug wiederholen, wird immer älter: Während im Jahr 2006 noch jeder zweite Bundesbürger jünger als 42 Jahre alt war, wird die Hälfte der Bevölkerung im Jahr 2025 älter als 47 Jahre sein – in den ostdeutschen Bundesländern sogar älter als 53 Jahre. Das zeigt die jüngste Bevölkerungsprognose der Bertelsmann Stiftung. Wer will, kann sich das sogar für seinen Standort vor Augen führen. Unter der Internet-Adresse www.wegweiser-kommune.de können Daten und Fakten zu den Auswirkungen des demographischen Wandels für alle Kommunen ab 5000 Einwohnern abgerufen werden. Bis 2025 wird die Zahl der über 80-Jährigen in Deutschland um 70 Prozent zunehmen.

Damit verdoppelt sich der Anteil der Hochbetagten an der Gesamtbevölkerung nahezu und steigt auf über 8 Prozent. Spitzenreiter dieser Entwicklung werden ostdeutsche Städte wie Hoyerswerda (15,3 Prozent), Suhl (12,7 Prozent) und Dessau (12,1 Prozent) sein. Allein in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern wird die Zahl der jungen Erwerbstätigen um die Hälfte abnehmen. Aber auch westdeutsche Städte wie Baden-Baden (10,8 Prozent) und Regionen wie das Saarland und Niedersachsen werden ihr Gesicht verändern. Es wird mehr Falten bekommen.

Zwar sei das Bewusstsein für die Folgen des demographischen Wandels inzwischen deutlich gewachsen, sagte Johannes Meier, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, bei der Vorstellung der Bevölkerungsprognose 2025. »Allerdings fehlen vielerorts immer noch die richtigen Schlussfolgerungen aus dieser Entwicklung.« Vor allem aber: überzeugende Handlungskonzepte. Die Wirtschaft muss sich auf immer älter werdende Belegschaften einstellen.

Arbeitsmarkt geht der Nachwuchs aus

Während die Gruppe der 45- bis 64-Jährigen bis zum Jahr 2025 um 1,4 Millionen wächst, fehlen bei den 25- bis 44- Jährigen rund 3,7 Millionen und bei den 16- bis 24-Jährigen rund 2 Millionen. Auch die Schülerzahlen sinken, Jahr für Jahr leeren sich die Bänke. Dem Arbeitsmarkt geht der Nachwuchs aus. Auf diese Entwicklung werden sich große und kleine Unternehmen mit altersgerechten Arbeitsbedingungen und zusätzlichen Investitionen in Qualifizierung und betriebliche Gesundheitspolitik vorbereiten müssen – und zwar heute, und nicht erst nach Abklingen der Wirtschaftskrise.

 


  1. Druck trotz Krise: Ingenieurmangel reloaded
  2. Arbeitsmarkt geht der Nachwuchs aus
  3. Druck trotz Krise: Ingenieurmangel reloaded
  4. Fünf Thesen zum Employer Branding
  5. Unternehmen zwischen Personalabbau und Fachkräftemangel

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