Viele junge Frauen denken nicht über eine Karriere im technischen Umfeld nach, obwohl die IT viele interessante Werdegänge bietet. Susanne Altrichter von Red Hat rät zum Sprung ins kalte Wasser: »Mein Appell an Quereinsteiger – schaut euch unsere Branche an!«
Nach wie vor gibt es zu wenig Frauen in Digitalberufen. Die Gründe dafür sind zahlreich und bekannt: Fehlende Vorbilder und veraltete Klischees in Kindheit, Familie und Schulzeit sorgen dafür, dass der IT-Branche immer noch ein gewisses Nerd-Image anhaftet. Talentförderung im digitalen Zeitalter bedeutet für mich deshalb erst einmal Ermutigung und positive Vorbilder. Denn viele junge Frauen denken nicht sofort über eine Karriere im technischen Umfeld nach, obwohl die IT viele interessante Werdegänge bietet.
Gleichzeitig gilt: Natürlich gibt es in unserer Branche Jobs, die technisches Expertenwissen erfordern. Es gibt aber auch mehr Stellen, als viele auf den ersten Blick denken, für die man kein Tech-Experte sein muss und in denen man mit Learning Agility, Neugier und logischem Denken den Einstieg in die Branche schaffen kann.
Auch für mich war der Start bei Red Hat ein Sprung ins kalte Wasser: Obwohl ich mit Personalwesen nicht in einem per se technischen Bereich arbeite, war erst mal viel Wissensaufbau nötig. Denn als Recruiter muss ich im Detail verstehen, was der Aufgabenbereich bestimmter Positionen ist, was unsere Produkte und Lösungen besonders macht und wie wir uns vom Wettbewerb abheben.
Und noch heute werde ich regelmäßig gefordert: In den letzten Monaten habe ich zum Beispiel an einem Projekt mitgearbeitet, das sich die Optimierung der Vertriebskanäle für Red Hat OpenShift zum Ziel gesetzt hat. Das Endergebnis dieses Projektes war eine App für unsere Vertriebler.
Mein persönliches Fazit: Wenn man neugierig ist und bereit, immer wieder dazuzulernen, ist IT keine unlösbare Aufgabe – ich muss ja nicht selber die Software schreiben. Das Vertrauen, Fragen stellen zu können, ohne Angst, sich zu blamieren, setzt allerdings eine offene und respektvolle Unternehmenskultur voraus.
Entscheidend ist der gelebte Alltag, der Umgang mit Konflikten, Ideen und Kritik, die Art der Kommunikation und der Grad der Transparenz. Geholfen haben mir dabei sogenannte Buddys für spezielle Themen, die sich bei einem – gerne auch virtuellem – Kaffee Zeit genommen haben, um mir beispielsweise das Thema Virtualisierung näher zu bringen. Auch Mentoren aus anderen, technischeren Bereichen waren für mich sehr hilfreich.
Wir merken auch im Recruiting, dass die Top-Skills von heute Lernbereitschaft und Flexibilität sind – sie gehören in einer schnelllebigen Welt, die den Unternehmensdruck für mehr Innovation erhöht hat, zu den wichtigsten Schlüsselqualifikationen. Denn gerade im IT-Bereich ist die Halbwertszeit von Wissen sehr überschaubar: Technologien, Libraries oder Frameworks – all das ändert sich ständig.
Unternehmen sollten deshalb potenzielle Mitarbeiter nicht aufgrund einer irgendwann erworbenen Expertise einstellen, sondern wegen ihrer Lernbereitschaft. Genauso sollten Unternehmen ihre Einstellungskriterien in puncto Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle überdenken.
Bereits vor Covid gab es bei Red Hat die Flexibilität, von zu Hause aus arbeiten zu können – allerdings haben die letzten Monate gezeigt, dass noch viel mehr möglich ist. Die IT-Branche hat hier einen großen Vorteil, den wir noch viel mehr nutzen sollten – indem wir mehr Optionen schaffen, die Eltern ermöglichen, die Arbeitsteilung zu wählen, die ihren individuellen Ansprüchen gerecht wird.
Wer bereit ist, eine „neue Welt“ zu erkunden, sich unbekannten Situationen zu stellen, sie zu meistern, daran zu lernen und zu wachsen, kann sich in IT genauso einarbeiten wie in jede andere Branche. Mein Appell an Quereinsteiger – schaut euch unsere Branche an!