Bankenpleite im Silicon Valley

Panik unter Start-ups

13. März 2023, 8:02 Uhr | Heinz Arnold
Silicon Valley Bank
Polizeibeamte aus Santa Clara verlassen die Silicon Valley Bank. Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ist nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden.   
© Jeff Chiu/AP

Es erinnert an Lehman 2008: Im Silicon Valley ging eine Bank Pleite, die viele Start-ups finanzierte. Könnte das wieder einmal einen Domino-Effekt auslösen?

In den guten Zeiten war genug Geld vorhanden, um vielversprechende Start-ups zu finanzieren – und wo war die Start-up-Szene lebendiger als irgendwo sonst auf der Welt? Im Silicon Valley. 

So überraschte es nicht, dass die bisher nur Insidern bekannte Silicon Valley Bank vielen Start-ups Kredite gab, die wiederum viel Geld verdienten, das die Bank in Anleihen anlegte, auch in Hypothekenanleihen. Als die Zinsen stiegen, sanken die Kurse dieser Anleihen. Gleichzeitig brauchten die Start-ups wieder Geld, die Bank machte Verluste. 

Die Kunden bekamen es daraufhin mit der Angst zu tun und hoben ihr Geld ab – die Pleite war nichtmehr aufzuhalten. Das ist keine lokale Kleinigkeit, es handelt sich immerhin um die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA. Die Tochter der Silicon Valley Bank in Großbritannien ist ebenfalls pleite, was große Auswirkungen auf die Start-up-Szene dort nehmen wird. 

Das alles könnte einen Dominoeffekt nach sich ziehen, denn auch andere Banken leiden bereits unter Verlusten.  Eine allgemeine Bankenkrise könnte die Folge sein. 

Die FDIC hat die Pleite-Bank übernommen

Panik zu verhindern – das ist nun die Aufgabe der Finanzinstitutionen und der Politik. Präsident Joe Biden hat bereits mit dem Gouverneur von Kalifornien gesprochen. Die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) hat die Silicon Valley Bank bereits übernommen. Damit kam die FDIC anscheinend Elon Musk zuvor, der am Freitag twitterte, die Silicon Valley Bank kaufen zu wollen. Jetzt öffnet die Bank unter neuem Namen, damit Kunden, die versichert sind, an ihr Geld kommen. Das ist aber der nur der kleinste Teil. Viele Start-ups stehen vor der Pleite. 

Staatliche Rettung? Diesmal nicht!

Finanzministerin Janet Yellen erklärte, dass der Staat diesmal systemrelevante Großbanken nicht unterstützen müsse, weil die Reformen, die nach der Lehman-Pleite eingeleitet wurden, bereits griffen. Die betroffenen Einleger will sie aber unterstützen. Wie dies gelingen könnte und wie gefährdete Finanzinstitute gerettet werden können, das dürfte das Thema der Gouverneure der FED sein, die sich am heutigen Montag auf einer Sondersitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit treffen. 

Silicon Valley Bank – ein Sonderfall

Yellen versuchte darüber hinaus abzuwiegeln: Das amerikanische Bankensystem sei wirklich sicher. Auch Experte hierzulande beruhigen: Die Silicon Valley Bank habe ein sehr spezielles Geschäftsmodell verfolgt, das kaum Ähnlichkeiten zu fast allen Banken anderer Länder aufweise, sagte Prof. Rainhard Schmidt von der Goethe-Universität der dpa. Auch Wolfgang Gerke, der Präsident des Bayerischen Finanzzentrums, sagte gegenüber der dpa, dass die Silicon-Valley-Bank-Pleite die deutschen Banken nicht gefährde. 
 


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