Der letzte Pluspunkt – keine Lizenzgebühren oder hohe Kosten für professionelle Entwicklungs-Tools – sollte speziell für kleinere Kunden von Interesse sein, denn große OEMs dürften sich an den höheren Komponentenkosten stören. Falsch gedacht! Burgess: »Wir haben mit diesem Ansatz zunächst wirklich eher an die kleineren und mittelgroßen Kunden gedacht und weniger an die Großkunden. Aber das hat sich überraschenderweise als falsch erwiesen, denn auch größere Kunden sind sehr an Synergy interessiert. Der erste Design-Win in Europa war beispielsweise mit einem unserer größten Kunden.« Auch Großkunden wählten Synergy wegen der Software. »Denn auch sie realisieren, dass sie viel Geld bislang gezwungenermaßen in die Software-Entwicklung gesteckt haben, ohne dass diese Investition irgendeinen Vorteil bringt, also können sie das Geld auch gewinnbringender einsetzen«, so Burgess.
Synergy basiert bekanntermaßen auf vier Säulen: den eigentlichen Controllern, einer kompletten Tool-Chain mit dem Synergy Software Package (SSP), den „Synergy-Solutions“ für verschiedene Applikationen und der Synergy-Gallerie. Burgess: »In der Kombination aus Hard- und Software liegt der Mehrwert von Synergy. Die Software-Plattform wiederum stellt die Differenzierung gegenüber konkurrierenden Cortex-M-Controllern dar.« Denn die Software-Plattform ist von Renesas qualifiziert und verifiziert, sie wird vom Unternehmen unterstützt und gewartet. Burgess: »Wir übernehmen die Gewährleistung, dass alles funktioniert.« Zu dem SSP gehören beispielsweise das ThreadX-RTOS von Express Logic und verschiedene Stacks von Express Logic wie FileX, USBX oder NetX, Graphik-Stack etc.
Die Lizenzierung wurde von Renesas durchgeführt, so dass Entwickler diese Software von Renesas bezieht, einschließlich Support. Außerdem stehen den Entwicklern ein BSP (Board Support Package) zur Verfügung und HAL-Treiber (HAL: Hardware Abstraction Layer). Das Application-Framework bietet den Entwicklern viele Funktionen. Ein Beispiel ist das Security-Framework. Will ein Entwickler beispielsweise eine asymmetrische Verschlüsselung oder ähnliches verwenden, reicht ein einfacher API-Aufruf, der auf das Security-Framework zurückgreift und die Konfiguration erfolgt automatisch.
Synergy-Portfolio wird komplettiert
Renesas hatte zunächst mit den Synergy-Familien S1, S3 und S7 begonnen und pünktlich zur electronica auch die S5-Familie angekündigt. Darüber hinaus weist Burgess darauf hin, dass bereits an der nächsten Synergy-Generation gearbeitet werde: Die Entwicklung einer sicheren IoT-Plattform, die auf der ARMv8-M-Architektur und ein Gemeinschaftsprojekt mit Express Logic und IAR Systems darstellt. Burgess: »Mit dieser Plattform können Entwickler schnell sichere verbundene IoT-Systeme realisieren, ohne sich dabei Gedanken um ausgeklügelte Sicherheitsmechanismen machen zu müssen. Die IoT-Entwicklungsplattform wird auf einem FPGA-Subsystem demonstriert und nutzt die zwei neuen ARM-Prozessorkerne, Cortex-M23 und Cortex-M33, die mit TrustZone ausgestattet sind.« Außerdem soll Anfang nächsten Jahres noch ein kleinerer S5-Controller vorgestellt werden und die S3-Familie um zwei neue Derivate und die S1-Familie um einen weiteren Baustein erweitert werden.
Die S5-Familie läuft laut Stefan Ingenhaag, Senior Engineer MCU/MPU Solution Marketing in der Industrial & Communications Business Group von Renesas Electronics, mit 120 MHz und basiert wie die S7-MCUs auf einem 40-nm-Prozess. Die erste MCU aus der Familie, der S5D9, verfügt über 2 MByte Flash mit Memory-Mirror-Funktion, so dass gleichzeitig in die einen Bänke geschrieben und aus den anderen Bänken gelesen werden kann und somit Firmware-Updates OTA (Over The Air) einfach realisierbar sind. Dazu kommen diverse Schnittstellen wie Ethernet, USB HS, USB FS, CAN, SDHI, IrDA, SCI, QSPI, IIC, SPI und SSI. An Sicherheitsfunktionen sind eine einzigartige 128 Bit große ID und eine Hardware-Engine für eine asymmetrische Verschlüsselung – das gilt für alle Synergy-Familien außer S1 - vorhanden.