Bleiben wir kurz bei Automotive. Infineon ist hier stark mit Controllern im Antriebsstrang vertreten. Im Markt für Automotive-Controller insgesamt liegen jedoch Firmen wie Renesas und Freescale mit Abstand vorne. Ist das Wachstum mit Controllern für den Antriebsstrang nicht mittlerweile limitiert?
Da muss ich heftig widersprechen. Denn die CO2-Vorgaben werden weiter stark anziehen, und um sie einhalten zu können, sind immer höhere Rechenleistungen nötig. Infineon verfügt mit den Multicore-Prozessoren der Tricore-Familie über genau das richtige Produkt, um die hohen Anforderungen an die Regelungstechnik erfüllen zu können – auch in Zukunft. Gerade die Sicherheitsaspekte rücken mit der zunehmenden Vernetzung des Autos immer mehr ins Zentrum, dafür sind mindestens genau so hohe Rechnerleistungen erforderlich wie für den Antriebsstrang. Schon heute gehen 50 Prozent der Design-ins nicht mehr dort hinein. Die Tricore-Technik sehen wir als ein entscheidendes Differenzierungsmerkmal, da hat Infineon mehr zu bieten als andere. Wir können damit noch kräftig weiter wachsen.
Vor zwei Jahren brachte Infineon die ARM-basierten XMC1000 und XMC4000-Familien auf den Markt, um auf dem Industriemarkt stärker Fuß zu fassen. Ist das gelungen?
Diese Controller-Familien finden vor allem in der Antriebssteuerung und Leistungsregelung Anwendung und kommen dort sehr gut an. Deshalb erweitern wir dieses Portfolio sukzessive mit immer leistungsfähigeren Typen und sehen auch gutes Potenzial in anderen Anwendungen. Die Entwicklungsumgebung DAVE trägt ebenfalls zum Erfolg bei. Darüber hinaus liegen wir mit den Controllern für das digitale Power-Management in Stromversorgungen gut im Rennen. Die Basistechniken sind ebenfalls auf einem sehr guten Weg: Wir produzieren jetzt in einem 65-nm-embedded-Flash-Prozess, die Entwicklung des 40-nm-Prozesses mit GlobalFoundries läuft nach Plan. Wir können also unsere Kernkompetenzen im Bereich Deeply Embedded mit der Tricore-Familie genauso ausbauen wie im Industriesektor mit den ARM-basierten Familien.
Sehen Sie die Schwächen der japanischen Halbleiterindustrie als Chance, jetzt im japanischen Markt verstärkt Fuß zu fassen und weltweit Marktanteile zu gewinnen?
Über die Situation von Wettbewerbern äußere ich mich grundsätzlich nicht. Dass wir wachsen wollen, ist klar. Und das schaffen wir, indem wir unseren Kunden mit unseren Produkten helfen, besser zu werden als mit den Angeboten der Konkurrenz. Das gilt auch für Japan, wo wir mit einer Umsatzsteigerung von 25 Prozent auf 284 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014 auf einem guten Weg sind.