Milliardenverluste für KI-Aktien, allen voran Nvidia, die über Nacht um nicht weniger als 600 Mrd. Dollar – minus 17 Prozent – abgestürzt sind: Ist das der Anfang einer Trendwende?
Denn die Anleger machen plötzlich das Gegenteil von dem, was sie über viele Monate unverdrossen getan haben: Statt immer wieder neu in KI-Unternehmen zu investieren, heißt es plötzlich nur noch: raus! Die Panik-Reaktion hat eingesetzt.
Gibt es rationale Gründe dafür? Die hätte es schon länger gegeben. Es müssten doch nur ein paar wenige Fragen ehrlich beantwortet werden: Warum kaufen Unternehmen die sündteuren KI-Chips von Firmen wie Nvidia, für zehntausende Dollar pro Stück? Wie gedenken diese Firmen, die riesigen Investitionen je wieder einzuspielen? Wie genau soll das Geschäftsmodell denn aussehen? Und wie viele Kunden haben die Hersteller von KI-Chips eigentlich?
Doch offenbar haben viele Finanzexperten weiter zugeraten, die KI-Werte zu kaufen, selbst zu den Preisen von letzter Woche. Dass schon lange viel Luft in eine Blase strömt, dürften die meisten von ihnen geahnt haben. Aber wer vor einem halben Jahr geraten hätte, auszusteigen, der wäre noch letzte Woche als kümmerlicher Berater verlacht worden. Wer seinen Ruf nicht verlieren will, muss eben mit den Lemmingen mitrennen in der Hoffnung, gerade noch die letzte Ausfahrt vor dem Absturz in den Abgrund zu erwischen.
Da kommt die Nachricht von der chinesischen Wunderfirma DeepSeek gerade recht. Es sieht fast schon so aus, als hätten alle sehnsüchtig darauf gewartet, endlich eine Ausrede für den Ausstieg zu finden. Da kommt es überhaupt nicht mehr darauf an, ob hinter DeepSeek tatsächlich die vermutete enorme Innovation steckt. Stimmt es tatsächlich, dass es gelungen ist, KI-Modelle mit einem Bruchteil des Energieaufwandes und mit nur einem Zehntel der KI-Chips – noch dazu »alten« – trainieren zu können? Im Moment kann wohl kaum jemand nachvollziehen, welche Innovationskraft hinter DeepSeek tatsächlich steckt. Was sich aber nebenbei gesagt sehr wohl zeigt: Die US-Sanktionen verpuffen und bewirken eher das Gegenteil ihres intendierten Zweckes.
Aber dass allein diese Nachricht genügt, um Panik auszulösen, zeigt, wie nervös die Stimmung unter den KI-Enthusiasten ist. Ob damit schon eingetreten ist, wovon viele bisher nur hinter vorgehaltener Hand zu sprechen wagten, dass die Blase tatsächlich platzt?
»Lasst doch einfach mal die KI drüber laufen, dann wisst ihr’s!«, möchte man den Lemmingen zurufen. Einiges erinnert an die Dotcom-Blase. Viele Geschäftsmodelle auf Basis des damals neuen Internets funktionierten nicht so wie gedacht. Ob es sich mit KI und den Large Language Models anders verhält?