Und wann werden die neuen Kapazitäten zumindest teilweise nutzbar sein?
Bereits nächstes Jahr. Unser Team in Limerick hat anstrengende Zeiten hinter sich, denn einerseits mussten sie die bestehende Produktion am Laufen halten und andererseits neue Linien aufbauen, aber vor Kurzem hatten wir eine kleine Feier rund um die ersten Erweiterungen, die bereits in Betrieb sind. Der Ausbau läuft aber sicherlich noch die nächsten Jahre.
Inwieweit ist der Ausbau von Limerick von staatlicher Unterstützung abhängig?
Die Entscheidung, Limerick auszubauen, ist gefallen. Der Großteil der Investitionen, die dafür notwendig sind, kommt von ADI. Das heißt aber nicht, dass die Unterstützung seitens der Regierung nicht wichtig war, denn sie hat uns bei den Genehmigungen unterstützt, aber auch geholfen, dass wir wichtige Talente ins Land holen konnten. Die irische Regierung war ein sehr guter Partner. Und natürlich ist auch die finanzielle Unterstützung wichtig, denn die Investition hätte überall hingehen können, sie hätte auch in die USA oder nach Asien fließen können. Aber der Hauptgrund für den Ausbau von Limerick waren die Leute, die dort arbeiten. In den vergangenen 40 Jahren haben wir dort große Kapazitäten mit qualifizierten Fachkräften aufgebaut, und wir sind in der Lage, davon zu profitieren. Was ich damit sagen will: Die Finanzierung ist zwar sehr wichtig, aber sie ist definitiv nicht der einzige Entscheidungsfaktor.
Wie viele seiner Halbleiter fertigt ADI selbst und wie viele werden von Foundries produziert?
Ungefähr 50 Prozent intern, 50 Prozent extern. Dass wir 50 Prozent selbst fertigen, liegt daran, dass wir eben oft spezielle Prozesse benötigen, an so einem Geschäft sind Foundries nicht interessiert. Mit dem Ausbau von Limerick haben wir die Möglichkeit, mehr innerhalb des Unternehmens zu fertigen, wenn das notwendig ist. Wir nennen das einen hybriden Fertigungsansatz, die kleinen Fertigungsstrukturen lassen wir extern fertigen, spezielle Prozesse mit größeren Fertigungsstrukturen machen wir intern, und die Prozesse dazwischen können wir intern stemmen oder greifen auf externe Partner zurück, das erhöht die Resilienz. Ein Beispiel dafür: SiC können wir intern und extern fertigen.
Ist ADI mit dem Verhältnis von 50 zu 50 zufrieden, oder soll die interne Produktion erhöht werden?
Mit der Investition in Limerick wird es möglich sein, dass wir intern mehr als 50 Prozent machen werden. Aber wir haben eine großartige Beziehung zu unserem wichtigsten Foundry-Partner aufgebaut, das heißt, dass Limerick nicht das vorrangige Ziel hat, die interne Fertigung zulasten der Foundries auszubauen, sondern hier geht es wirklich erst einmal um eine höhere Resilienz.
Im vergangenen Jahr hat Analog Devices darüber hinaus angekündigt, dass das Unternehmen in den nächsten drei Jahren 100 Mio. Euro in »ADI Catalyst« in Limerick investieren wird. Wie ist hier der Status quo?
Hervorragend, ADI Catalyst wird viel besser von unseren Kunden angenommen als wir selbst erwartet hatten. Denn viele Kunden sind daran interessiert, Technologien bzw. Produkte von uns einzusetzen, aber weil sie mittlerweile oft sehr komplex sind, ist der Einsatz mit viel Aufwand und Zeit verbunden. Früher, also bevor ADI Catalyst initiiert wurde, haben wir unsere Ingenieure zu unseren Kunden geschickt, das hat aber natürlich seine Zeit gedauert, jetzt mit ADI Catalyst kommen die Ingenieure unserer Kunden zu uns und haben dort die Möglichkeiten, direkt mit unseren Ingenieuren zusammenzuarbeiten und den Aufwand und die Zeit deutlich zu verkürzen. Unsere Kunden bauen dort ihre Systeme auf und können dabei direkt auf das Know-how unserer Experten zurückgreifen.
Brauchten unsere Kunden früher sagen wir ein Jahr, um zu beweisen, dass die Systeme mit unseren neuen Technologien/Produkten funktionieren, lässt sich der Aufwand auf zirka zwei Monate reduzieren. Darüber hinaus werden dort auch Weiterentwicklungen angestoßen. Nehmen wir wieder unser Beispiel mit einem Computertomographen. Die Bildgebung in solchen Systemen ist sehr aufwendig und oft treten Artefakte auf. Bei uns in Limerick können die Hersteller von CTs ihre Systeme in einer gesicherten Umgebung aufbauen und beispielsweise mit unseren Prozessingenieuren zusammenarbeiten, damit die Imaging-Systeme der nächsten Generation genau die Anforderungen erfüllen, die sie erfüllen sollen. Daneben stehen natürlich auch unsere Packaging-Spezialisten zur Verfügung. Und wie gesagt, das Angebot wird dankend angenommen.
Wenn ADI aufgrund dieser Zusammenarbeit beispielsweise ein neues Prozessrezept entwickelt, hat ADI dann das Recht, dieses auch für andere Kunden zu nutzen?
Jeder Kunde hat seine eigene »Secret Sauce«, die wir natürlich schützen. Gleichzeitig liegt es aber auch oft im Interesse unserer Kunden, dass wir Skalierungsvorteile nutzen, und wenn ein Prozess nicht die Geheimnisse eines Kunden betrifft, hat er dementsprechend auch nichts dagegen, dass wir unser Wissen dann auch für andere Kunden nutzen, denn damit ist noch ein weiterer Vorteil für den Kunden verbunden: Der Prozess wird viel schneller ausgereift, wenn er nicht nur für einen Kunden verwendet wird.