Insignis-CEO Bill Lauer

»Der DRAM-Redesign-Alptraum hat ein Ende!«

28. August 2023, 15:00 Uhr | Heinz Arnold
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Die größeren Transistoren bieten Vorteile

Der Kunde könnte ja doch über einen DRAM-Shrink auch Vorteile erhalten – und sei es eben doch ein geringerer Preis.

Nein, denn der Kunde würde in keiner Weise davon profitieren: nicht in der Geschwindigkeit, nicht in der Effizienz, nicht in der Wärmeentwicklung. Die größeren Transistoren bieten sogar Vorteile: Die Leakage ist beispielsweise geringer, und damit liegt die Leistungsaufnahme unter der von DRAMs mit kleineren Strukturen. Wer keine hohen Speicherdichten benötigt, ist damit bestens bedient. Dazu ein Beispiel: Ein Kunde von uns, ein großer Hersteller von Druckern, setzt in seinen Ink-Jet-Typen 256-Mbit-SDRAMs ein. Er würde niemals wechseln wollen, denn er könnte ja keinerlei Vorteil daraus ziehen – und müsste obendrein auch noch ein Redesign durchführen.

Wie lange wird er die 256-Mbit-DRAMs noch bekommen?

Irgendwann wird es vielleicht keine Ink-Jet-Drucker mehr geben. Wenn die Lebenskurve der Produkte, in denen die 256-Mbit-DRAMs Einsatz finden, zu Ende geht, wird auch die Nachfrage sinken, dann müssen wir reagieren. Aber das wird noch lange dauern, die Nachfrage wird über die kommenden zehn Jahre relativ stabil bleiben. Der Kunde wird seine 256-SDR-DRAMs noch lange bekommen.

Konnte Insignis während der Knappheit liefern?

Im Rahmen unserer Verträge mit Powerchip nehmen wir eine bestimmte Anzahl von DRAMs pro Zeit ab und bezahlen dafür einen festgelegten Preis. Powerchip hat die entsprechenden Kapazitäten immer pünktlich zur Verfügung gestellt und wir konnten unsere Kunden durchgehend bedienen. Natürlich sind in der Zeit der Knappheit die Preise gestiegen, alle mussten mit gestiegenen Kosten leben, wie das in solchen Zeiten eben üblich ist. Aber wir konnten immer zu 100 Prozent liefern – und wir haben unsere bestehenden Kunden bedient und nicht schnell mal nebenbei viel Geld verdient. Das widerspräche unserer Strategie diametral, das machen wir nicht. Aber es haben sich während dieser Zeit einige Türen geöffnet, wir konnten neue Kunden gewinnen.

Das Verhältnis zu den Kunden spielt in der Strategie also eine ebenfalls entscheidende Rolle?

Das ist das Schöne an dem Geschäft mit den vielen kleinen Embedded-Kunden: Wir stehen in einem sehr offenen Verhältnis zu ihnen und auch zu unseren Distributoren. In Europa arbeiten wir hier mit Rutronik zusammen, weltweit mit DigiKey. Ob Preise, Kapazitäten, Qualität, wir müssen nichts verstecken und wir wissen, was von uns erwartet wird. Das gegenseitige Vertrauen ist auf beiden Seiten da. So hatten wir während unserer ganzen Firmengeschichte noch keinen einzigen Zahlungsausfall. Insgesamt geht es nicht nur ums Geldverdienen, das Geschäft macht beiden Seiten einfach Spaß. Auch das kann sich ein kleiner Hersteller eben leisten.

Warum visiert Insignis nicht den Automotive-Markt an?

In Randbereichen sind wir sogar auf dem Automobilmarkt vertreten, das ist aber gar nicht der Sektor, auf den wir im Moment in erster Linie abzielen. Um diesen Markt kümmern sich schon die großen Hersteller, er ist gerade groß genug, damit sie dort Geschäfte machen können. Und dort bestehen weitere Anforderungen, denen ein großes Unternehmen einfacher entsprechen kann. Aber wer weiß, wenn wir uns dazu entschließen, einmal in die Fertigung von DDR5-DRAMs oder LPDDR5-DRAMs einzusteigen, könnte das auch für Automotive-Kunden interessant werden.

Wie sehen die Ziele für die kommenden zwei bis drei Jahre aus?

Wir wollen weiter vor allem auf dem Embedded-Markt wachsen, dort ist noch genügend Platz vorhanden. Wir müssen aussuchen, welche neuen Produktlinien wir in unser Programm aufnehmen wollen. Als Fast Follower sind wir eben immer eine Generation später als die großen Hersteller. Sobald wir einmal die GDDR5- und GDDR6-Generationen fertigen, könnte der Einsatz in der Automobilindustrie auch für uns interessant werden. Und wie gesagt: Einen Umsatz im Bereich von rund 50 Mio. Dollar halte ich für die nächsten zwei bis drei Jahre für realistisch.


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