Die Deglobalisierung wird die Elektronikindustrie und uns alle sehr teuer kommen, leider sieht derzeit die Situation eher nach Verschärfung als nach Entspannung aus.
Deglobalisierung und Handelskrieg im Technologiesektor – hier geht es vor allem um Informationstechnik und Energie – ziehen enorme Kosten nach sich: Laut dem International Monetary Fund (IMF) können sie sich auf 1000 Milliarden Dollar pro Jahr summieren.
Ein Zentrum der Konfrontation bilden Halbleiter und die Geräte, die für ihre Fertigung erforderlich sind. »Chip Wars« hat Chris Miller, Associate Professor für Internationale Geschichte an der Fletcher School der Tufts University, sein Buch genannt, in dem er die Entwicklung der Halbleitertechnik und den Weg zur jetzigen Konfrontation beschrieben hat.
Weil der größte Teil der High-End-Chips aus Taiwan kommt, versuchen Europa, Japan und die USA, ihre Lieferketten abzusichern, indem sie Halbleiterhersteller in die eigenen Regionen locken, um diese Chips vor Ort herstellen zu können. Nicht weniger als 289 Mrd. Dollar umfasst alleine der Chips and Science Act der USA. In den letzten Wochen hat die US-Regierung TSMC und Samsung jeweils weit über 6 Mrd. Dollar Subsidien zugesichert, um Fabs in den USA zu bauen.
Die Lieferketten auseinander zu flechten wird teuer kommen und schmerzlich sein. So hatten vor der Konfrontation zwischen den USA und China allein südkoreanische Unternehmen rund 35 Mrd. Dollar in Fabs in China investiert. Und auch taiwanische Hersteller sahen hier einen vielversprechenden Markt und investierten entsprechend. Kein Wunder, dass in beiden Ländern nicht alle begeistert von der amerikanischen Strategie sind.
Doch dass das Pendel in absehbarer Zeit zurückschwingen könnte, danach sieht es derzeit leider nicht aus. Die Konfrontation zwischen China und den USA dürfte eher noch schärfer werden. Die beiden politischen Lager in den USA – Demokraten und Republikaner – sind zwar in den meisten Angelegenheit durch tiefe Gräben voneinander getrennt, doch was die Politik gegenüber China angeht, stehen sie sich wohl noch am nächsten. Weil auch China unter Xi Jinping kaum nachgeben wird, ist abzusehen, dass sich am Verhältnis zwischen beiden Staaten nach den Wahlen in den USA keine andere Richtung ergeben wird – egal wie die Wahl ausgeht.
Wenn allerdings Trump gewinnt, dürfte die Politik der USA gegenüber China noch unvorhersagbarer werden. Immerhin bestehen gegenwärtig noch Kooperationen, beispielsweise zwischen Batterie- und Autoherstellern. Trump hatte schon erkennen lassen, dass sie ihm ein Dorn im Auge sind. Gemütlicher wird es in der Halbeiterindustrie über die nächsten Jahre sicherlich nicht.