Interview

»Enorme Wachstumsschancen für TI!«

5. Februar 2013, 9:01 Uhr | Iris Stroh
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Vielversprechendes Wachstumspotential

Wenn man die Nummer 2 ist, gibt es noch das Ziel, die Nummer 1 zu werden, aber wenn man schon Nummer 1 ist…

In den Segmenten Power Management, Interface-ICs und Verstärkerbausteine belegt TI den ersten Platz im weltweiten Ranking, aber auch hier gibt es noch viel Spielraum für uns.

Zum Beispiel: TI ist im Bereich Digital Power gut positioniert, hier investieren wir auch weiter stark. Denn bislang sind die meisten Kunden in der Kommunikationsinfrastruktur zu finden. Aber auch andere Märkte brauchen diese Produkte, denn eine höhere Energieeffizienz ist in vielen Anwendungen wichtig. Das heißt, auch wenn das bislang noch kein großer Markt ist, das Wachstumspotenzial ist vielversprechend.

Ein weiterer Bereich mit enormen Wachstumschancen stellt das drahtlose Laden dar. Hier hat TI Produkte sowohl für die Transmit- als auch die Receive-Seite. Unsere Produkte sind beispielsweise bereits in Nokia-Telefonen integriert. Aber für das iPhone gibt es Zubehör, das mit unseren Bausteinen ausgestattet ist.

Die Wachstumschancen liegen aber nicht nur im Mobilfunkmarkt. So könnten auch Automobilhersteller eine derartige Funktion in ihre Autos integrieren, denn hier liegt das Mobiltelefon ja sowieso herum. Ich glaube, dass TI dank seiner Produkte hier sehr gut positioniert ist, um am Wachstum teilzuhaben. Jetzt muss man nur noch sehen wo sich der Markt hin entwickelt und wie schnell er wächst.

Außerdem würde ich sagen, dass auch unser Tool Webbench uns zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten verschafft. Denn auch für unsere Kunden ist Time-to-Market von entscheidender Bedeutung. Deshalb haben wir seit der National-Übernahme die Anzahl der Produkte, die mit Webbench entwickelt werden können, um über 33 Prozent erhöht, aber auch das Tool weiter verbessert. So ist es heute automatisch möglich, dass die mit Webbench erstellten Schematics automatisch in Tools von Mentor oder Cadence transferiert werden können.

Darüber hinaus wollen wir aber auch in neue Märkte vordringen, wie beispielsweise High-Voltage-Anwendungen. Wir haben 2011 Ciclon gekauft und können dadurch 60 und 100-V-FETs mit unseren Controllern und Treiber in ein Package integrieren. Dieser High-Voltage-Bereich ist neu für uns, weil wir bislang eher mit unseren Produkten wie AC/DC-Adapter mit 5 oder 10 W im Consumer-Bereich aktiv waren. Mit der neuen Technologie können wir jetzt aber auch die Anforderungen aus dem Industrie- und dem Automotive-Markt adressieren.

Glauben Sie, dass kleinere Strukturen bei den MCU-Herstellern dazu führen werden, dass das Geschäft der Analoghersteller gepusht wird?

Grundsätzlich ist es natürlich von Vorteil für einen Analoghersteller, wenn die Digitalseite kleinste Strukturen nutzt, denn damit wird die Implementierung von Analogfunktionen schwieriger.

Aber nur ein sehr kleiner Teil der MCUs wird mithilfe von 40-nm-Strukturen gefertigt. Und das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben, einfach weil die Kosten für 40-nm-Wafer sehr hoch sind. Bislang sind Prozesse zwischen 0,35 und 90 nm die optimalen Prozesstechnologien in Hinblick auf Kosten, Speichergröße, Die-Größe etc.

Und diese Prozesse bieten unterschiedliche Analogmöglichkeiten. Das Gute bei TI ist, dass bei uns die embedded Leute Hand in Hand mit den Analog-Entwicklern arbeiten und wir von daher sehr genau wissen, welche Möglichkeiten die verschiedenen Prozesse bieten. Wir wissen sehr genau, welche Datenwandler oder Verstärker integriert werden können und in welche Applikationen diese Bausteine passen. Und ich kann Ihnen sagen: Neben den Anwendungen, in denen die Entwickler ihre Analogansprüche mit Mikrocontrollern abdecken, gibt es eine unglaublich große Anzahl an Applikationen, in denen Mikrocontroller eingesetzt werden, die den Analoganforderung der Applikation nicht genügen.

Sie haben den Analogbereich bei TI vor kurzem übernommen. Wo wollen Sie Veränderungen durchführen?

Zuerst möchte ich betonen: TI hat in den letzten 10 und mehr Jahren viel Geld in den Analogbereich investiert und ich denke, diese Strategie hat sich ausgezahlt. Wir haben die besten Talente der Welt im Unternehmen. Entscheidend ist aber, dass wir diese Talente auch optimal nutzen.

Wir bringen jedes Jahr um die 600 neue Analogprodukte auf den Markt, dennoch erzielen wir 85 Prozent unseres Umsatzes mit Produkten, die älter als drei Jahre sind. Ich denke, hier müssen wir auf ein besseres Verhältnis zwischen älteren und neueren Produkten achten.

Heißt das, dass Sie den Umsatzanteil mit neuen Produkten erhöhen wollen?

Das ist von Produkt zu Produkt verschieden. Wir verkaufen heute noch Produkte, die schon älter als 25 Jahre sind. Es gibt sogar Komponenten, mit denen wir heute Rekordumsätze erzielen, die aber bereits vor 16 Jahren auf den Markt gekommen sind. Andererseits dürfte das Umsatzverhältnis zwischen älteren und neuen Batterie-Management-ICs für Mobiltelefone wahrscheinlich sogar umgekehrt zu den erwähnten 85 zu 15 Prozent sein. Wie gesagt, das hängt vom jeweiligen Produktsegment ab, deshalb schauen wir uns jede Produktkategorie und die dazugehörigen Applikationssegmente an und überlegen, inwieweit das Verhältnis stimmt oder ob etwas geändert werden muss.

Darüber hinaus schauen wir uns die Zeiten an, die es dauert, um ein Produkt auf den Markt zu bringen. Der Hintergrund ist einfach zu verstehen: Angenommen Sie sind nur bei 20 Prozent aller Produkteinführungen zu spät dran, dann wären das bei uns gut 150 Komponenten, die zu spät auf den Markt kommen. Das heißt aber auch, dass wir die eine oder andere Marktchance verpassen, weil wir zu spät sind. Also auch in diesem Bereich geht es darum, die Abläufe zu optimieren.

Alle Unternehmen wollen in immer kürzerer Zeit immer mehr Produkte auf den Markt bringen, ich frage mich nur manchmal wie das funktionieren soll, die Leute können ja nicht schneller denken?

Natürlich braucht die Entwicklung ihre Zeit, zumal die Analog-Chips immer komplexer werden. Aber wenn Sie sich die Digitalwelt anschauen, hier wurden auch ein paar Skills etabliert, die für uns von Vorteil sind. Dabei geht es beispielsweise darum, wie Chips verifiziert und getestet werden, bevor sie in die Produktion gehen, da können wir noch einiges lernen.

Ein weiterer Punkt, der hier hilft ist die Wiederverwendung von IP - bei einem Unternehmen wie TI, das über unglaublich viel IP verfügt, ein wichtiger Punkt. Das ist übrigens auch ein Grund, warum wir unsere Prozesse möglichst lange nutzen, denn dann können wir viel IP nutzen, das für neue Prozesse noch gar nicht zur Verfügung steht.

Reuse of IP, Plattformentwicklung etc. - wie können solche Ansätze bei 50.000 verschiedenen Analogprodukten funktionieren?

Die Entwicklung einer Plattform funktioniert natürlich nicht bei allen Analogprodukten. Aber wir nutzen diesen Ansatz bereits heute im Analogbereich und entwickeln Core-Plattformen und ich denke, dass dieser Ansatz noch viel stärker genutzt werden kann.

Ein Beispiel: Für unsere DC/DC-Controller haben wir eine Core-Plattform entwickelt. Diese Core-Plattform kann mit unterschiedlichen Ströme, Spannungen etc. implementiert werden, so dass unterschiedliche Endprodukte herauskommen. Die Anpassungen können entweder über Software aber auch über Hardware realisiert werden. Der Vorteil: Die Entwicklung einer Core-Plattform dauert 9 Monate, eine kleine Veränderung dieser Plattform dauert hingegen nur 3 Monaten, also ein Drittel der Zeit.
 


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