Bressner Technology hat sich mit einem breiten Produktportfolio fest in der Embedded-Branche etabliert. Gerade die Trends KI und GPU Computing möchte das Unternehmen aus dem Münchner Umland befeuern. Wie das gelingen soll, erklärt Geschäftsführer Martin Stiborski im Interview mit Markt&Technik.
Markt&Technik: Herr Stiborski, Bressner Technology ist eine feste Größe in der Embedded-Branche. Über welche Produkte und Dienstleistungen definieren Sie sich?
Martin Stiborski: Wir haben vor über 25 Jahren als Hardware-Anbieter, Hersteller und Value-Added-Distributor begonnen. Inzwischen ist unser Produktportfolio sehr breit gefächert: von Embedded-Box-und Panel-PCs, industrieller IoT-Hardware und 19-Zoll-Industrie-PCs über Rugged Tablets und Handhelds bis hin zu GPU-Computing- und KI-Applikationen. Außerdem fertigen wir unsere Hardware-Systeme auf Kundenwunsch, können Produkte individualisieren und stellen zahlreiche Pre- und Post-Sales Services für Kunden aus aller Welt bereit.
Auf welche Märkte und Technologien richten Sie Ihren Fokus?
Wir bedienen schon seit jeher Märkte wie industrielle Automation, Transport und Logistik, Maschinensteuerung, Automotive, Energie, Kommunikation, Medizintechnik, Smart Cities sowie Luft- und Raumfahrt. Aktuell richten wir unser Augenmerk besonders auf zukunftsorientierte Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) beziehungsweise transportable KI-Applikationen für den sogenannten AI-Transportables-Markt.
Mit One Stop Systems in den USA haben sie einen größeren Konzern im Hintergrund. Wie kam es zu dem Zusammenschluss?
Bereits vor dem Zusammenschluss waren One Stop Systems und Bressner durch eine mehr als zehnjährige Partnerschaft verbunden. Damals konnten wir uns durch unsere Kooperation und Expertise für High-Performance-Applikationen einen Namen im europäischen Raum machen. Mit dem Zusammenschluss 2018 konnten wir gemeinsame Synergien nutzen und neue Märkte erschließen.
Noch immer schwelt ein Handelsstreit zwischen den USA und China. Ist es von Nachteil, Teil eines US-amerikanischen Konzerns zu sein?
Keineswegs, wir haben hier keinerlei Nachteile. Die durch den Handelsstreit erhobenen Zusatzsteuern gelten lediglich für Produkte, welche aus China in die USA eingeführt werden. Wir sind zwar Teil eines US-Unternehmens, sind jedoch noch eigenständig und haben unseren Firmensitz in Deutschland.
Weiterhin begleiten uns Lieferschwierigkeiten und Bauteilengpässe. Wie reagieren Sie darauf?
Um den aktuellen Entwicklungen bei Lieferschwierigkeiten entgegenzuwirken, haben wir unter anderem unsere Lagerbestände aufgestockt. Zusätzlich konnten wir die meisten Engpässe sehr gut abfedern. Das verdanken wir der engen Kommunikation und Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern.
Mit Embedded-Box-PCs mit Nvidia-Chips wollen Sie den Trend des GPU Computing befeuern. Wie überzeugen Sie Embedded-Entwickler, auf Ihre Produkte zu setzen?
Wir überzeugen die meisten Entwickler mit einem breiten und herstellerunabhängigen Produktportfolio in diesem Segment. Außerdem bieten wir eine persönliche und kostenlose Beratung sowie ein hauseigenes Software Team für kundenspezifische Entwicklungen. Mit unseren GPU-Applikationen helfen wir Kunden beim Realisieren von Projekten in den Bereichen künstliche Intelligenz, autonomes Fahren, komplexe Simulationen und noch vielem mehr.
GPU Computing und KI gehen Hand in Hand. Wie schätzen Sie den KI-Trend ein, was sollten Unternehmen hinsichtlich KI unternehmen?
Künstliche Intelligenz spielt bereits heutzutage eine entscheidende Rolle – der Trend wird sich in den kommenden Jahrzehnten noch weiter fortsetzen. Transport-Dienstleister können beispielsweise die Daten von Kameras und Sensoren ihrer Fahrzeugflotten nutzen, um die vollständige Autonomie im Straßenverkehr voranzutreiben. Die meisten Betriebe können jedoch auch schneller umsetzbare Aufgaben, wie die Automation der Lagerlogistik oder das Trainieren von Such-Algorithmen in Erwägung ziehen.
In Ihrem Portfolio finden sich Panel-PCs und Handheld-Geräte für die Industrie. Welche Highlights bieten Ihre Geräte?
Unsere industriellen Human–Machine Interfaces (HMIs), mobilen Tablets sowie Handhelds sind in unterschiedlichen Größen erhältlich. Hierbei bieten wir neben Standard-PCAP- und Resistiv-Touchscreens zudem individuelle Konfigurationsmöglichkeiten für Schnittstellen, Einbauvarianten und Gehäuse-Schutzarten. Unsere Hardwaresysteme sind in der Regel lüfterlos und mit einem Windows-Betriebssystem ausgestattet, die Tablets und Handhelds auch mit Android oder Linux.
Bieten Sie auch Software-Entwicklung für ihre Hardware an?
Wie bereits erwähnt, haben wir ein hauseigenes Software Team und entwickeln unter anderem eigene Telefonie-Software-Erweiterungen für MS Teams und Skype for Business. Wir entwickeln jedoch ebenfalls projektbasierte Applikationen mit komplettem Life Cycle von Analyse und Design bis hin zu Support und Bug Fixing oder stellen bei Bedarf einzelne Services bereit. Wir bieten Kompetenzen beim Programmieren von Cloud-Lösungen für IoT-Produkte sowie für KI und mehr.
Ein weiterer Trend ist Nachhaltigkeit. Das fängt bei der Energieerzeugung für Produktion und Betrieb an, geht über die Logistikkette und hört bei der Verpackung auf. Gibt es Maßnahmen, die Bressner in Bezug auf Nachhaltigkeit umsetzt oder anstrebt?
Das Thema Nachhaltigkeit ist für uns von großer Bedeutung. Wir minimieren beispielsweise das Transportaufkommen durch zusammengefasste Lieferungen, beispielsweise per Schiff. Des Weiteren verwendet ein Großteil der Firmenfahrzeuge bei Bressner bereits Hybrid-Motore. Außerdem achten wir bei den Produktverpackungen darauf, wiederverwertbare Materialien zu verwenden.
Herr Stiborski, vielen Dank für das Gespräch.