Computing-Boards und -Module

»Nachhaltigkeit ist ein Design-Feature«

29. März 2023, 10:00 Uhr | Tobias Schlichtmeier
Dipl.- Ing. Bodo Huber ist Vorstand der Phytec Technologie Holding AG und Technischer Geschäftsführer der Phytec Messtechnik GmbH.
© Phytec Messtechnik

Neue Technologien in der Embedded-Branche, nachhaltiges Produktdesign und die Rolle von Partnerschaft in der Entwicklung: Phytec-CTO Bodo Huber im Interview mit Joachim Kroll.

Herr Huber, wie steht es um die Embedded Branche?
Bodo Huber: Embedded ist ungebremst auf dem Vormarsch: In jedem smarten Gerät, jeder vernetzten Maschine stecken Embedded-Systeme. Oftmals machen die das System sogar »smart«, indem sie Bildverarbeitung, neue Eingabetechnologien wie Sprachsteuerung oder AI-Funktionen in ein System integrieren. Das ist auch die Richtung, in die wir blicken: Kunden mit Embedded-Komponenten und umfassenden Vorleistungen neue Technologien erschließen und ihnen die einfache Integration und Nutzung in ihren Produkten ermöglichen.

Was vereinfacht denn die Integration neuer Technologien?
Moderne Embedded-Prozessoren verfügen über dedizierte Einheiten für AI-Algorithmen, Video- und Bildverarbeitung, Security etc. Damit bieten sie eine enorme Leistungsdichte bei gleichzeitig kompaktem Design. Wir setzen auf neueste Prozessoren und bauen deren Features in unseren System-on-Modules, Single-Board-Computern und Komplettgeräten aus. Gleichzeitig stellen wir mit Board-Support-Packages und Middleware ein Software-Framework zur Verfügung, das optimal an die Elektroniken angepasst ist und die Entwicklung individueller Applikationen durch unsere Kunden vereinfacht. Für viele Aufgaben wie IoT- und Cloud-Integration, Update- und Device-Management oder Embedded Security hat Phytec eigene Lösungen entwickelt und unterstützt Kunden mit Know-how und Entwicklungsleistungen.

Werden Embedded-Systeme damit immer aufwendiger und teurer?
Das muss nicht sein. Auf der embedded world zeigen wir zum Beispiel erstmals ein System-on-Module mit dem ganz neuen i.MX-9-Prozessor von NXP. Der wurde als Nachfolger des kostengünstigen i.MX-6UL konzipiert und ergänzt dessen Funktionalität bei annähernd gleichem Preis um eine eigenständige KI-Einheit. Unser Ziel ist es, dieses Modul pinkompatibel zu den phyCore-i.MX-6UL-Modulen anzubieten, sodass Kunden sogar in bestehenden Projekten mit wenig Aufwand auf die neue Generation wechseln können. Am anderen Ende des Spektrums zeigen wir mit dem phyCore-AM68x/TDA4x ein SoM, dessen Prozessor von TI aus dem Automotive-Bereich stammt und für selbstfahrende Roboter und andere extrem rechenintensive Edge-AI-Anwendungen konzipiert wurde. Embedded-Systeme auf Basis dieser Module übernehmen komplexe Aufgaben und bieten damit einen hohen Mehrwert für die Endanwendungen.

»Embedded. Responsible. Sustainable.« ist das Motto der embedded world. Welchen Beitrag leistet Phytec dazu?
Für uns gehören die drei Begriffe fest zusammen: Wir hatten vorher über smarte Geräte gesprochen, die unsere Welt besser und komfortabler machen – mithilfe von Embedded-Systemen. Gleichzeitig sind Embedded-Komponenten ja immer perfekt an ihre Anwendungen angepasst und damit per se optimiert in Bezug auf sparsamen Einsatz von Ressourcen und geringen Stromverbrauch. Mit Langzeitverfügbarkeit, industrietauglicher Qualität und Upgrade-Möglichkeiten wie oben am Beispiel von i.MX 6UL und i.MX 9 gezeigt möchten wir zusätzlich dazu beitragen, dass Elektronik trotz immer schnellerer Entwicklungszyklen und neuer Technologien langfristig eingesetzt werden kann. Nachhaltigkeit ist damit ein Design-Feature. Gleichzeitig sehen wir noch großes Potenzial, was die Nutzung additiver Fertigungstechnologien und Ressourceneinsparungen in der Produktion betrifft. Mit unserem Neubau in Mainz haben wir schon einige Ziele erreicht. Diesen Weg möchten wir weiter verfolgen.

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Die Produktpalette der Phytec-Embedded-Komponenten reicht von System-on-Modules und Single-Board-Computern bis hin zu Komplettlösungen für spezifische Anwendungen, inklusive Software, Gehäuse und Montage.
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Corona und Lieferengpässe haben auch das letzte Jahr bestimmt. Welche Veränderungen nehmen Sie dadurch wahr?
Während der gesamten Zeit konnten wir unsere Kunden beliefern, wenn auch teilweise mit einigen Verzögerungen. Generell haben sich hier unsere engen Partnerschaften mit Kunden und Lieferanten und der strategische, vorausschauende Einkauf bewährt. Wir stellen fest, dass diese partnerschaftliche Zusammenarbeit immer wichtiger wird und Kunden schätzen, dass wir einerseits im Blick haben, ob die Versorgung ihrer Produkte mit Bauteilen sichergestellt ist oder Maßnahmen ergriffen werden müssen, sie andererseits aber auch die volle Kontrolle über ihre Produkte behalten. Die Krise hat viele Partnerschaften eher noch verstärkt – und übrigens ja auch unsere Partnerschaft mit NXP, die uns nach vielen Jahren der Zusammenarbeit kürzlich zum Platinum-Partner ernannt haben. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Entwicklung smarter Embedded-Komponenten weiter voranzutreiben, ganz im Sinne von noch mehr Responsibility und Sustainability.


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