Leiterplattenkrise in Deutschland

Würth schließt Leiterplatten-Produktion in Schopfheim

8. Oktober 2024, 6:19 Uhr | Heinz Arnold
Würth Elektronik Circuit Board Technology muss das Leiterplattenwerk in Schopfheim schließen, weil die Produktionskosten dort so hoch sind, dass die Kunden sich die Preise nicht leisten können – trotz des Vorteils der Liefersicherheit.
© Würth Elektronik

Circuit Board Technology, Leiterplatten-Hersteller mit Hauptsitz im baden-württembergischen Niedernhall, informiert in der heutigen Betriebsversammlung über die geplante Schließung der Leiterplattenproduktion in Schopfheim.

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Der Würth Elektronik Circuit Board Technology schließt die Leiterplattenproduktion im Werk in Schopfheim, 300 Mitarbeiter sind betroffen. Ausschlaggebend ist die aktuell schwerste Krise in der Geschichte der Leiterplattenindustrie in Europa

Europa produziert nur noch 2 Prozent  

Die Wirtschaftskrise hat historische Ausmaße, insbesondere in der unter erheblichem Kostendruck stehenden Industrie-Elektronik. Seit vielen Jahren geht die Anzahl der Leiterplattenhersteller in Europa einschneidend zurück. Das Produktionsvolumen in Europa ist unter die Marke von 2 Prozent der Weltproduktion gefallen. Aufträge wandern insbesondere nach China und in andere Niedriglohnländer ab. 

Erschwert wird die Situation durch massive Steigerungen der Energie- und Personalkosten sowie die unsichere geopolitische und wirtschaftliche Lage weltweit. 

Kunden können sich deutsche Preise nicht leisten

In der gegenwärtigen Situation sind viele Kunden nicht in der Lage, für die Liefersicherheit, die deutsche Werke im Vergleich zu asiatischen Produktionen bieten, entsprechend höhere Preise zu bezahlen. Die Bedarfe aus anderen Industrien, die stark auf eine regionale Wertschöpfung setzen, sind zu gering, um die Kapazitäten aller Leiterplattenfertigungen der Würth Elektronik Circuit Board Technology dauerhaft voll auszulasten. Dazu zählen beispielsweise Medizin, Luft- und Raumfahrt.

Kostendruck in Schopfheim ist am höchsten

Würth Elektronik Circuit Board Technology mit Hauptsitz im baden-württembergischen Niedernhall zählt zu den größten Leiterplattenherstellern Europas. »Wir sehen leider aktuell keine Alternative zur Einstellung der Produktion in Schopfheim«, sagt Daniel Klein, Geschäftsführer von Würth Elektronik Circuit Board Technology. »Diese Maßnahme ist notwendig, um Verluste zu minimieren und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. In unserem Serien- und Standardleiterplattenwerk in Schopfheim ist der Kostendruck am höchsten.«

Wie geht es weiter?

Von der Einstellung der Produktion in Schopfheim sind über 300 Arbeitsplätze betroffen. »Die Geschäftsleitung und der Betriebsrat haben am 4. Oktober Gespräche über einen Interessenausgleich und Sozialplan aufgenommen, um die notwendige Entscheidung durch sozialverträgliche Lösungen abzufedern und die Kolleginnen und Kollegen zu begleiten. Weitere Termine wurden vereinbart. Konkrete Ergebnisse gibt es bisher noch nicht«, sagt Andreas Gimmer, Geschäftsführer von Würth Elektronik.

In den baden-württembergischen Produktionsstandorten in Niedernhall und Rot am See wird der Fokus auf Branchen und Anwendungen gesetzt, deren komplexere und individuelle Leiterplatten aus strategischen Gründen in Europa gefertigt werden. Umfassende Dienstleistungen rund um die Leiterplatte werden beibehalten, um Kunden von der Produktidee bis zum fertigen Produkt zu begleiten.

Stabile Auslastung durch Standortkonzentration

Die Verdichtung der Fertigungsstandorte ermögliche laut Würth Elektronik eine stabile Auslastung der Kapazität der anderen Werke in Deutschland und die Ausrichtung auf eine wirtschaftlich gesunde Zukunft der Würth Elektronik Circuit Board Technology. »Mit 700 Mitarbeitenden bleibt Würth Elektronik der Technologieexperte für die Zukunft«, erklärt Thomas Beck, Geschäftsführer von Würth Elektronik Circuit Board Technology.

 


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