Die Entkonsolidierung der chinesischen Tochter und der Strategiewechsel zu »Fab Light« tragen Früchte: Schweizer verdient wieder Geld, die Zeichen stehen auf Wachstum, wie die Ergebnisse des ersten Quartals zeigen.
»Mit der strategischen Neuausrichtung und vor allem der Umsetzung der richtigen Maßnahmen haben wir den Turn-Around geschafft«, sagte Nicolas Schweizer, CEO des Leiterplattenspezialisten Schweizer Electronic AG, anlässlich der Bekanntgabe der Ergebnisse des ersten Quartals 2024. »Der heutige Earnings-Call trägt seinen Namen also zurecht: Wir verdienen wieder Geld und sind zurück auf der Erfolgsspur.«
Damit hat sich Schweizer zum 175. Geburtstag des Unternehmens das schönste Geburtstagsgeschenk selbst gemacht. »In der Unternehmensgeschichte musste Schweizer immer wieder einmal durch schwieriges Gewässer navigieren, aber wir haben es immer geschafft und wollen auch die kommenden 175 Jahre erfolgreich bleiben«, so Nicolas Schweizer.
Das hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet, als Schweizer das chinesische des Beteiligungsunternehmen entkonsolidiert und die Fab-Light-Strategie eingeleitet hatte, um das Wachstum von hohen Kapitalinvestitionen zu entkoppeln: Der Umsatz kletterte im Geschäftsjahr 2023 auf einen Rekordwert von 139,4 Mio. Euro und lag mit einem Plus von 6,4 Prozent über den Vorjahreswerten.
Der positive Trend setzte sich im ersten Quartal 2024 fort: Schweizer konnte den Umsatz auf 39,2 Mio. Euro steigern, ein Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2023. Damals war noch ein Umsatz in Höhe von 1,8 Mio. Euro des Beteiligungsunternehmens Schweizer Electronic in Jiangsu/China (SEC) enthalten, dessen Wegfall im ersten Quartal 2024 überkompensiert werden konnte.
Dadurch sank der Umsatzanteil des Geschäfts in Asien allerdings von 28 auf 20 Prozent. Weil das Geschäft in Deutschland und Europa aber sehr gut lief, konnte der Wegfall von SEC im ersten Quartal 2024 überkompensiert werden. Der Umsatzanstieg entspricht somit bereinigt 11,0 Prozent. Der Umsatz aus Eigenproduktion betrug 24,3 Mio. Euro und lag somit leicht über dem Vorjahresquartal (Q1 2023: 24,2 Mio. Euro).
Der Umsatz mit Produkten über das asiatische Partnernetzwerk stieg zum Vorjahresquartal um +14,8 Prozent auf 14,9 Mio. Euro bzw. auf einen Umsatzanteil von 37,9 Prozent (Q1 2023: 34,9 Prozent). Der Umsatzanteil der Eigenproduktion betrug somit noch 62,1 Prozent (Q1 2023: 65,1 Prozent).
Mit Automotive-Kunden wurden 31,3 Mio. Euro (Q1 2023: 24,9 Mio. Euro) umgesetzt, was einer Erhöhung zum ersten Quartal 2023 von +25,7 Prozent entspricht. Automotive-Kunden repräsentierten im ersten Quartal 80,0 Prozent des Umsatzes (Q1 2023: 67,1 Prozent). Der Auftragsbestand lag zum Ende des Quartals bei 224,9 Mio. Euro (31.12.2023: 251,3 Mio. Euro).
Schweizer bestätigt den Umsatzzielkorridor für 2024 im Bereich von 140 bis 150 Mio. Euro. Allerdings ergreift Schweizer angesichts der schwächelnden Industrie- und Automatisierungsmärkte Kostenreduzierungsmaßnehmen. »Wir sind uns sicher, dass wir den Zielkorridor damit erreichen können«, sagt Nicolas Schweizer.
Erfreulich entwickelt sich die neue Chip-Embedding-Technologie, die Schweizer zusammen mit Infineon entwickelt hat. Infinion beteiligte sich 2014 mit 10 Prozent an Schweizer. Zwei Hauptprojekte seien nach den Worten von Nicolas Schweizer bereits angelaufen: »Das wird zu langfristigem positivem Wachstum führen.« Der Serienhochlauf der 80-V-Produkte für den Einsatz in 48-V-Netzen von Hybridfahrzeugen ist gestartet. »Am Anfang 2024 zeigten sich die Anwender noch zurückhaltend, jetzt beschleunigt sich aber der Ramp up«, sagte Thomas Gottwald, CTO von Schweizer.
Die Serienproduktion der Hochvoltprodukte bis 1200 V für die 800-V-Bordnetze wird nach seinen Worten frühestens 2026 hochgefahren. Muster der Hochvoltkomponenten fertigt und verkauft Schweizer allerdings schon. Die Resonanz im Markt sei sehr positiv, Machbarkeitsstudien hätten gute Ergebnisse erbracht.
Während Schweizer im Niedervoltbereich die SiC-Komponenten exklusiv von Entwicklungspartner Infineon bezieht, sei dies im Hochvoltsektor nicht möglich, wie Thomas Gottwald erklärt: »Hier gibt es fünf große Anbieter, mit denen wir alle im Gespräch sind.« Die Kunden würden vorgeben, von welchen Hersteller sie die Halbleiter haben wollten. »Nicht jeder Hersteller hat eine eigene Assemblierung, wir müssen deshalb unsere Lieferkette ausbauen und auch Beziehungen zu den OSATs knüpfen.«
Mit den Hochvoltprodukten zielt Schweizer allerdings nicht nur auf den Antriebsstrang, die Embedding-Technik hat laut Schweizer noch sehr vielmehr Potenzial, beispielsweise für den Einsatz in On-Board-Ladeeinheiten und in Ladestationen. Auch im Bereich der DC/DC-Wandler rund um die verschiedenen Bordnetze von 12 bis 800 V ergäben sich gute Chancen für die Zukunft.
Das Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) erhöhte sich auf +2,1 Mio. Euro (Q1 2023: +0,4 Mio. Euro). Die EBITDA-Quote betrug +5,2 Prozent und lag somit 4,2 Prozentpunkte über dem 1. Quartal 2023. Bereinigt um den negativen EBITDA Beitrag der SEC im ersten Quartal 2023 reduzierte sich im ersten Quartal 2024 das EBITDA um -1,4 Mio. Euro.
Das Eigenkapital betrug zum Ende des Quartals 24,9 Mio. Euro (31.12.2023: 25,8 Mio. Euro). Die Veränderung resultierte im Wesentlichen aus der Verlustzuweisungen in Höhe von -1,1 Mio. Euro der als Finanzbeteiligung (nach der At-Equity-Methode) gehaltenen SEC. Die langfristigen Finanzverbindlichkeiten reduzierten sich um -0,6 Mio. Euro. Die Netto-Verschuldung nahm gegenüber dem Bilanzstichtag auf 18,1 Mio. Euro zu (31.12.2023: 16,6 Mio. Euro).