»Stufenweise in Normen und Richtlinien integrieren«
Traceability macht bekanntlich nicht an Ländergrenzen halt. Wie international ist der ZVEI-Leitfaden?
Der ZVEI-Traceability-Leitfaden ist nach wie vor der einzige weltweite Leitfaden, der das Thema Traceability umfassend beschreibt, und darauf sind die Gründungsmitglieder der Initiative nach den Worten von Alois Mahr, Vice President Global Engineering von Zollner Elektronik »sehr stolz«. Und das mit Recht; allerdings ist eine globale Adaption, außer in Unternehmensverbünden, etwa in Form eines Standards oder einer allgemeingültigen Richtlinie, zumindest derzeit noch nicht in Sicht.
Bernd Enser, COO von Semikron findet, es gehe in erster Linie darum, wer sich alles einen Nutzen davon verspricht – und dieser ist hier definitiv global. Außerdem sieht er es als essenziell an, dass entscheidende ZVEI-Dokumente immer auch in englischer Sprache veröffentlicht würden, und das möglichst zeitgleich zur Erstausgabe. »Auch wenn das aus diversen Gründen nicht immer möglich ist, haben wir es doch mehr und mehr umgesetzt«, erklärt Enser. Und auch wenn es weiterhin Individuallösungen in puncto Traceabilitly gibt, sieht Enser den ganzheitlichen Ansatzes auch über die Landesgrenzen hinweg als erfolgreich an: »Das ist schon alleine der Tatsache geschuldet, dass zumindest die Inhalte und somit resultierende Daten in Bezug auf die wesentlichen Forderungen aus Normen und seitens der Kunden ziemlich identisch sind und wir mit unserem Ansatz zur Erzeugung, Verarbeitung und Übermittlung derselben beitragen. Wir können also durchaus feststellen, dass sich unser Leitfaden zumindest dem Grunde nach durchgesetzt zu haben scheint.«
Und wie schwierig es ist, einen Standard international durchzusetzen, zeigen einschlägige Beispiele, man denke nur an die Ladestecker für Mobiltelefone. Ein großes Hindernis für eine global einheitliche Rückverfolgbarkeitslösung ist nach Ansicht von Mahr wohl auch die weltweit unterschiedliche Auffassung, was tatsächlich für eine saubere Traceability notwendig ist, und das wiederum führt somit zu fehlender Akzeptanz, um so einen Leitfaden zu einem weltweiten Standard zu heben. »Ich denke aber, dass dies in der Zukunft durchaus noch kommen kann, jedoch ist es mit Betrachtung der vielen unterschiedlichen Industrien eine enorme Herausforderung, um die Vielfalt von vielleicht der Nahrungsmittelindustrie bis hin zur Schiffsbau-Industrie vollständig abzudecken«, meint Mahr. Einen weiteren Ansatz sieht er in der Kooperation mit international agierenden Verbänden und Institutionen. »Wir können uns schon vorstellen, dass das Thema Traceability stufenweise in die entsprechenden Normen wie auch in die verschiedenen Richtlinien der Unternehmen integriert wird«, hofft Mahr. Bei Zollner selbst funktioniert das jedenfalls bereits. Innerhalb der Unternehmensgruppe Zollner wird über alle Standorte das gleiche horizontal verknüpfte System eingesetzt und somit Traceability über Länder und Produktebenen sichergestellt.