Schaltschrank-Klimatisierung

Effizienz neu definiert

5. Januar 2016, 13:15 Uhr | Von Steffen Wagner und Hans-Robert Koch
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Ein Gerät für alle Netze weltweit

Bei der Neuentwicklung der Kühlgeräte wurde zudem auch in anderen Bereichen auf die Wirtschaftlichkeit geachtet: So sind jetzt sämtliche Geräte mehrspannungsfähig und können mit praktisch allen weltweit üblichen Netzspannungen und Frequenzen betrieben werden. Der zulässige Eingangsspannungsbereich beginnt bei 110 V (einphasig) und reicht bis 480 V (dreiphasig) bei Netzfrequenzen von 50 oder 60 Hz. Möglich wird diese Mehrspannungsfähigkeit durch die eingesetzte Inverter-Technologie. Ein weiterer großer Vorteil, der insbesondere bei Maschinenbauern von Interesse ist, die ihre Maschinen weltweit vertreiben, ist der geringere Logistikaufwand. Das Kühlgerät ist immer das Gleiche – egal ob die Maschine nach Japan, in die USA oder innerhalb Europas ausgeliefert werden soll. Außerdem erhalten alle neuen Kühlgeräte ein UL-Listing, was die Abnahme einer Maschine auf dem US-amerikanischen Markt deutlich vereinfacht.

Über die neuen technischen Möglichkeiten, insbesondere die Mehrspannungsfähigkeit, zieht Thorsten Rettich, Geschäftsführer Technik von J.G. Weisser GmbH & Co. KG, ein erstes Fazit: „Dadurch, dass wir zukünftig nur mit einem Gerät planen und damit gleichzeitig alle Netzspannungen und Frequenzen unserer Kunden weltweit abdecken können, sind die neuen Blue-e+-Kühlgeräte ein absoluter Benefit für uns. Die Reduzierung in der Lagerhaltung und Stammdatenverwaltung auf nur noch eine Artikelnummer pro Leistungsklasse spart uns Zeit und Kosten von der Planung über den Einkauf bis zur Lagerhaltung.“ Nicht nur durch die Mehrspannungsfähigkeit nimmt die Zahl der Varianten ab; auch die Leistungsbereiche wurden so angepasst, dass jetzt mit drei Geräten der gesamte Bereich von 1,5 bis 6 kW abgedeckt werden kann. Dies verringert den logistischen Aufwand beim Maschinenbauer weiter. Auch im Engineering ergeben sich hierdurch Vorteile: Die Ausschnitte in der Seitenwand oder der Tür des Schaltschranks sind für alle Geräte gleich. Dadurch muss selbst dann an der Anlage keine Anpassung vorgenommen werden, wenn ein Kühlgerät mit einer größeren Kühlleistung notwendig ist. Auch bei der Montage an sich gibt es Neuerungen: Bei Teileinbau, was in rund 30 Prozent der Fälle die Regel ist, müssen Lüfter, Erdungskabel und Bedienteil nicht mehr abgeklemmt werden. Fehler bei der Montage, die dann während der Inbetriebnahme zu einer kostenintensiven Fehlersuche führen können, sind damit wesentlich unwahrscheinlicher. Sowohl für Maschinenbauer als auch für Unternehmen aus dem Schaltanlagen- und Steuerungsbau machen sich diese Neuerungen mit einfacherer Logistik und Lagerhaltung sowie kürzeren Arbeitszeiten sowohl beim Engineering als auch bei der Montage bemerkbar.

Schnelle Parametrierung, Datenauslese und Systemmeldungen in Klartext über das intelligente, mehrsprachige und industrietaugliche Display
Bild 2. Schnelle Parame- trierung, Datenauslese und Systemmeldungen in Klartext über das intel- ligente, mehrsprachige und industrietaugliche Display.
© Rittal GmbH

Einfache Bedienung mit Echtzeitanbindung

Bei der Bedienung der neuen Kühlgeräte setzt Rittal ein Bedien-Panel ein, das mit einem Touch Display ausgestattet ist (Bild 2). Dadurch wird eine intuitive Bedienbarkeit der Geräte gewährleistet. Auf dem Display werden Systemmeldungen in Klartext – statt der bis heute üblichen Codes – dargestellt. Im Servicefall kann dadurch schneller reagiert werden. In vielen Fällen kann sich das Bedienpersonal selbst helfen, ohne dass Spezialisten hinzugezogen werden müssen. Auch präventive Wartungshinweise sind in das Bedienkonzept integriert. Dadurch lassen sich Wartungen optimal planen und Stillstandszeiten können vermieden werden. Die Textanzeigen sind generell zweisprachig, wobei sich die beiden Sprachen frei wählen lassen. Auch asiatische und kyrillische Schriftzeichen sind dabei möglich.

Die Near-Field-Communication-Schnittstelle (NFC) ermöglicht eine einfache Parametrierung mehrerer Kühlgeräte über ein NFC-fähiges mobiles Endgerät
Bild 3. Die Near-Field-Communication-Schnittstelle (NFC) ermöglicht eine einfache Parametrierung mehrerer Kühlgeräte über ein NFC-fähiges mobiles Endgerät.
© Rittal GmbH

Um mit übergeordneten Systemen zu kommunizieren, stehen bei den Geräten der Serie Blue e+ mehrere Möglichkeiten zur Auswahl. Neu ist eine NFC-Anbindung (Near Field Communication, (Bild 3), mit der sich die wichtigsten Daten via Smartphone übertragen lassen. Ideal geeignet ist diese Möglichkeit, um mit der passenden Smart­phone-App Setup-Daten an eine ganze Reihe von Kühlgeräten zu übertragen. Gleichzeitig lassen sich auch Auswertungen – zum Beispiel aus der Temperaturregelung – ganz einfach auf dem Smartphone visualisieren und speichern.

Schnelle Geräteanalyse, die mit Hilfe der Software RiDiag via USB-Schnittstelle durchgeführt wird
Bild 4. Schnelle Geräte- analyse, die mit Hilfe der Software RiDiag via USB-Schnittstelle durchgeführt wird.
© Rittal GmbH

Über die integrierte USB-Schnittstelle kann man einen PC anschließen, auf dem in der Diagnose-Software RiDiag (Bild 4) alle Daten aus dem Kühlgerät ausführlich dargestellt und ausgewertet werden. Mit einem optionalen Add-on-Modul ist auch die Echtzeitanbindung beispielsweise an eine SPS möglich. Als Protokolle stehen dazu CAN und Ethernet/Profinet zur Verfügung. Gerade im Umfeld der Diskussionen zum Thema Industrie 4.0 ist solch eine Echtzeit-Anbindung von großer Bedeutung.

Teststellung bestätigt hohe Energieeffizienz

Der weltgrößte Hersteller von Tabakprodukten, die Philip Morris Manufacturing GmbH in Berlin, testet seit Januar 2015, inwieweit sich der Austausch von Schaltschrank-Kühlgeräten durch neueste Technik wirklich lohnt. Im Einzelnen testet das Unternehmen an zwei identisch ausgelasteten Verpackungslinien der Serie Focke 550 neue Blue-e+-Kühlgeräte mit einer Kälteleistung von 1,5 kW parallel zu einem Wettbewerbs-Kühlgerät mit 1,1 kW. „Damit wir bis Ende des Jahres auch wirklich Äpfel mit Äpfeln vergleichen, prüfen wir die beiden Vergleichsgeräte an identisch ausgebauten Schaltschränken“, erklärt Robert Wollmann, zuständig für Supervision Maintenance und Elektrik bei Philip Morris. So sind in den Steuerungs- und Schaltschränken vergleichbare Einbauten wie Frequenzumrichter, PCs, Trafos und Netzteile installiert.

Obwohl die Teststellung über ein Jahr andauern soll, zeigten sich bereits Mitte März bei den Geräten deutliche Verbrauchsunterschiede. Benötigte in dem zurückgelegten Zeitraum das bereits im Betrieb befindliche 1,1-kW-Kühlgerät dafür 171 kWh, so konnte das neue Blue-e+-Kühlgerät angesichts eines Energiebedarfs von 34,7 kWh mit einer Einsparung von 79 Prozent aufwarten. „Das hat uns definitiv überrascht“, betont Wollmann. Berechnungen zufolge lassen sich bei Philip Morris durch den Austausch der 140 bereits im Betrieb befindlichen Kühlgeräte in der Zigarettenherstellung und -verpackung enorme Kosten einsparen. „Mit den neuen Blue-e+-Kühlgeräten spart Philip Morris insgesamt 55.000 Euro an Energiekosten pro Jahr ein“, bestätigt Wollmann. Und ergänzt: „Sobald die Kühlgeräte verfügbar sind, wollen wir diese auch einsetzen und zudem auch verbindlich bei unseren Maschinenlieferanten für die 38 internationalen Werke vorschreiben.“ Der Fachmann geht von einem Return on Invest (ROI) von 16 Monaten aus. Von Vorteil sehen die Berliner auch die Mehrspannungsfähigkeit der Geräte.

Links

[1] www.rittal.com/de_de/blue_e/plus/public/#start

 

Die Autoren

Steffen Wagner

 
betreut als Abteilungsleiter das Produktmanagement Climatisation innerhalb der Rittal GmbH & Co. KG.

wagner.s@rittal.de


Hans-Robert Koch  
arbeitet als Leiter der Fachpresse innerhalb der Abteilung Unternehmenskommunikation der Rittal GmbH & Co. KG in Herborn.

koch.hr@rittal.de



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