Je komplexer Maschinen und Geräte werden, desto höher steigen die Anforderungen an die Bedienelemente. Gefragt sind außerdem berührungslose und hochflexible Schalter- und Tasterkonzepte. Anette Riedl-Materna, Product Managerin bei der Schurter AG, zu den Erfahrungen aus der Praxis.
Design&Elektronik: Mit welchen Innovationen und Alleinstellungsmerkmalen wollen Sie im Bereich Schalter und Taster gegenüber Ihren Mitbewerbern im Markt bestehen?
Anette Riedl-Materna: Wenn wir auf das Jahr 2021 zurückblicken, so haben wir einige interessante und innovative Produktfamilien auf den Markt gebracht: Erstens die berührungslosen Taster TTS, die vor allem wegen der Pandemie auf hohe Nachfrage und großes Interesse gestoßen sind und einige Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen im Markt erhältlichen Produkten haben. Zweitens die kapazitive Schalterfamilie CHS, die einfach hinter alle nichtleitenden Materialien geklebt werden kann und somit ein Kundensegment anspricht, das flexibel in der Gestaltung seiner Bedienoberflächen sein und sich nicht auf ein vom Lieferanten gefertigtes »Eingabesystem« festlegen will. Drittens ist es uns mit dem Launch der MSS-Familie gelungen, einen neuartigen elektronischen Taster zu entwickeln, der eine besonders geringe Einbautiefe benötigt. Dies mit sämtlichen Features, die sich unsere Kunden wünschen: präzise Auslösung, hohe Robustheit, Langlebigkeit und Wasserfestigkeit. Auch fürs Jahr 2022 haben wir einige interessante Neuerungen geplant. Wir können unseren Kunden somit Taster und Schalter in den unterschiedlichsten Technologien für den jeweiligen Anwendungszweck bieten.
Wie intelligent oder »smart« müssen elektromechanische Bedienelemente sein, um HMIs von morgen gerecht zu werden? Inwieweit lassen sich die Funktionsparameter elektromechanischer Bedienelemente programmieren beziehungsweise konfigurieren?
Alle unsere »aktiven elektronischen Schalter« aus dem Standardsortiment sind im weitesten Sinne programmierbar. Darüber hinaus bieten wir zusätzlich smarte Schalterlösungen für unsere Kunden an. Der Schurter CDS1 wäre hierfür ein Beispiel. Denn wir gehen davon aus, dass die Schalter und Taster der Zukunft »smart« sein müssen, und zwar weil die Geräte unserer Kunden immer komplexer werden, was auch die Anforderungen an die Bedienelemente erhöht.
In welchen Touchscreen-HMI-Anwendungen sind elektromechanische Bedienelemente sinnvoll, und in welchen Ausführungen und Funktionsweisen lassen sie sich dort integrieren?
Ich sehe den Einsatz von Touchscreens besonders in Anwendungen, bei denen verschiedenste Auswahlkriterien und Steuerungsmöglichkeiten gewünscht sind, etwa in industriellen Produktionsanlagen. Geht es hingegen mehr darum, dass eine Funktionseingabe hochsicher ausgeführt werden muss, so werden auf absehbare Zeit meist noch mechanische Taster oder Schalter eingesetzt. Hierzu haben wir folgendes Beispiel einer Kundenanwendung.
Der Kunde baut medizinische OP-Roboter. Für sie liefern unsere Kollegen von Schurter Input Systems das Eingabesystem, über das die gesamte Planung, Auswertung und Steuerung läuft. Wir von Schurter Components liefern für das Kontrollmodul, das während der OP zum Zuge kommt, die Schalter. Denn hier muss im Notfall sekundenschnell mit hoher Zuverlässigkeit die Robotersteuerung übernommen werden können. Wir glauben, dass dies auch in naher Zukunft so bleiben wird.
Welche neuen Normen, Vorschriften und Regelwerke im Kontext Schalter und Taster sind von Elektronikentwicklern zu beachten?
Es gibt verschiedenste Normen und Regelwerke, je nach Einsatzgebiet. Hier kann man keine generellen Aussagen machen. Wer Produkte entwickelt, die für medizinische Anwendungen ausgelegt sind, muss die dafür spezifischen Vorschriften einhalten. Und diese unterscheiden sich womöglich in mancherlei Hinsicht von solchen, die für explosionsgeschützte Bereiche gelten.
Was raten Sie bei der Auswahl von Schaltern und Tastern grundsätzlich zu beachten?
Bei allen Entwicklungen sollten sich die Entwickler schon frühzeitig mit den Bedienelementen auseinandersetzen. Je nach Applikation sind unterschiedliche Dimensionen, Abstände oder Anschlusstechniken zu beachten, die in einer späteren Phase die Integration eines geeigneten Tasters erschweren.
Das Thema Verfügbarkeit hat auch uns in den letzten Monaten stark beschäftigt. Normalerweise können wir aber sagen, dass unsere Standardprodukte ab Lager innerhalb kurzer Zeit verfügbar sind. Bei kundenspezifischen Produkten planen wir gemeinsam mit dem Kunden die Entwicklungszeit und anschließend auch den Forecast.